Großcontainerschiffe, die 400 Meter lang sind und Platz für 23 000 Standardcontainer (TEU) und mehr haben, sorgen nur noch selten für Schlagzeilen, wenn sie ihren Erstanlauf in Häfen haben. Die „Jacques Saade“ gehört zu den Ausnahmen: Denn das Großcontainerschiff der französischen Reederei CMA CGM, das erstmalig in dieser Woche den Hamburger Hafen angelaufen hat, fährt mit verflüssigtem Erdgas – Liquified Natural Gas (LNG), das derzeit als eine der umweltfreundlichsten Antriebsarten gilt. Trotz dieser Besonderheit würde die „Jacques Saade“ nicht die Kriterien einer neuen internationalen Koalition in Sachen Umweltstandard erfüllen, der sich auch die bremischen Häfen angeschlossen haben.
Zwar sind die „Jacques Saade“ und ihre noch zum Teil im Bau befindlichen acht Schwesterschiffe die einzigen LNG-Großcontainerschiffe, die schon jetzt das selbst gesteckte Ziel der UN-Suborganisation IMO (International Maritime Organization) unterstützen, bis 2050 die Schiffsemissionen um 70 Prozent zu senken – dennoch reicht das der internationalen Koalition „Getting to Zero“ nicht. Denn LNG ist nicht emissionsfrei. Die noch junge Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 wirtschaftlich tragfähige Nullemissionsschiffe in Betrieb nehmen zu können. Der globalen Initiative gehören bereits unter anderem namhafte Schifffahrtsgesellschaften, weitere Häfen, Banken, Klassifikationsgesellschaften und Industrieunternehmen an.
„Da wir uns im aktuellen Koalitionsvertrag klar zum Ziel einer emissionsfreien Schifffahrt verpflichtet haben, sind der Beitritt und die aktive fachliche Mitarbeit in der Zero-Emission-Koalition absolut folgerichtig“, sagt Bremens Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD). An emissionsfreien Antriebskonzepten wird auf verschiedenen Ebenen in nationalen und internationalen Kooperationen geforscht und sich ausgetauscht – etwa in dem vom Bundesforschungsministerium und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt geförderten
Innovationsforum E-Mobis, das seit Mai 2019 läuft. Dabei geht es darum, mit Marktteilnehmern über Ideen zu klimaneutralen Antrieben, zu marktfähigen Produkten sowie Verfahren und Dienstleistungen zu diskutieren. Bei emissionsfreien Antriebskonzepten geht es dabei häufig um Systeme, die auf Wasserstoff oder Ammoniak zurückgreifen. Die Hauptakteure, die das Innovationsforum gemeinsam organisieren, sind die Maritime Allianz Ostseeregion mit Sitz in Rostock und die Bremische Hafenvertretung.
Greenports-Strategie seit 2009
Den Weg zur emissionsfreien Schifffahrt wollen die bremischen Häfen nutzen, um bis dahin die Emissionen weiter zu senken. Deshalb hat die Hafenmanagementgesellschaft Bremenports 2009 die Greenports-Strategie ins Leben gerufen – eine Nachhaltigkeitsstrategie, die Bremenports als erstes Unternehmen der deutschen Hafenwirtschaft entworfen hatte. Die Emissionen der Hafeninfrastruktur haben sich seitdem um 70 Prozent reduziert. „Nachhaltigkeit ist für die bremischen Häfen somit schon länger ein sehr wichtiges Thema“, sagt Schilling. Ziel müsse es sein, den Hafen perspektivisch komplett klimaneutral zu betreiben.
„Als ersten großen Zwischenschritt wollen wir es bis zum Jahr 2023 schaffen, die Hafeninfrastruktur CO2-neutral zu betreiben und forcieren deshalb auch verstärkt den Einsatz von CO2-armen oder ganz neutralen Lösungen“, sagt die Häfensenatorin. „So wurde beispielsweise im Juni vom Senat der Bau von acht ortsfesten Landstromanlagen für die Seeschifffahrt und zwei zusätzlichen Anschlüssen für die Binnenschifffahrt beschlossen und ab Januar 2021 wird die verpflichtende Nutzung der Stromanschlüsse für die Binnenschifffahrt umgesetzt.“ Vor wenigen Monaten habe außerdem die deutschlandweit erste Schiff-zu-Schiff-Bebunkerung von LNG stattgefunden und auch beim Einsatz von emissionsarmen GTL (Gas to Liqiud) gebe es bei der Bremerhavener Weserfähre erste ausbaufähige Erfahrungen.