Die Häfen in Bremen und Bremerhaven mit ihren vielen Akteuren gelten als wichtige Motoren für die Wirtschaft. Genau diesen Motoren widmet sich das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) im übertragenen Sinne in einem Forschungsprojekt.
Es geht darum, zu erfassen, wo durch die Hafentätigkeiten und den damit verbundenen Schiffs- und Hinterlandverkehren Emissionen von Klimagasen und von Luftschadstoffen entstehen, die sich im Stadtgebiet ausbreiten. Ziel des Projektes ist es, daraus auf Basis von Modellrechnungen Maßnahmen abzuleiten, die die Schadstoffbelastung durch die hafenbezogenen Aktivitäten in Bremerhaven und Bremen reduzieren.
„Wir werden zunächst viele Daten sammeln müssen“, sagt Sönke Maatsch, einer der Koordinatoren für das Projekt. Es gehe darum, zu erfassen, welche Verkehrsträger innerhalb der Lieferketten genutzt werden und mit welchen Verkehrsverläufen. Der Lkw fahre beispielsweise in der Regel den kürzesten Weg zum Ziel, der könne auch schon mal durchs Stadtgebiet führen. Bei Güterzügen sei das nicht immer der Fall. Da werde Ladung auch manchmal zunächst zu einem Sammelpunkt gefahren, um von dort aus die Züge nach ihren Zielgebieten zusammenzustellen.
Förderung durch den Bund
Das Forschungsprojekt „Emissions- und Immissionsmodellierung in maritimen Transportketten“ (MaritIEm) hat eine Laufzeit von drei Jahren. Es findet im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds („mFUND“) statt und wird mit insgesamt knapp einer Million Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Verantwortlich für das Projekt ist neben dem ISL die IVU Umwelt GmbH aus Freiburg, die seit mehr als 30 Jahren auf dem Gebiet der Luftreinhaltung tätig ist. Unterstützt wird das Projekt von der Hafengesellschaft Bremenports als Praxispartner.
Passend dazu arbeitet Bremenports seit einem Jahr selber an einem Forschungsprojekt für bessere Luft im Hafen. Unter dem Titel Sharc geht es um ein smartes Konzept zur Integration erneuerbarer Energien in den Häfen. Unter der Koordination von Bremenports arbeiten die Siemens AG, das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI), die TU Berlin und das Institut für Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen GmbH daran.
„Gegenwärtig werden die Ergebnisse ausgewertet und verschiedene Szenarien zur Umstellung der Energieversorgung auf 100 Prozent regenerativ simuliert“, so Bremenports-Sprecher Holger Bruns. „Die Ergebnisse werden dann im Laufe des Sommers vorgestellt.“ Dabei gehe es auch darum, aufzuzeigen, wo welche Investitionen notwendig seien. Ziel von Bremenports ist es, bis Ende 2023 eine komplett CO2-neutrale Hafeninfrastruktur zu erreichen.
Seit 2011 haben die bremischen Häfen ihren CO2-Fußabdruck gegenüber 2011 bereits um 70 Prozent reduziert. Für ihr Vorhaben „CO2-neutraler Hafen Bremen/Bremerhaven“ wurde die Hafenmanagement-Gesellschaft jüngst ausgezeichnet. Bremenports erhielt den mit 10 000 Euro dotierten Nord-West-Award 2020 der Metropolregion Nordwest.
Beim Forschungsprojekt MaritIEm werde sehr eng mit den Akteuren der Hafenwirtschaft zusammengearbeitet, so Maatsch. „Auf deren Unterstützung setzen wir, um ein umfassendes Bild von den Verkehrsströmen abzubilden.“
Ausbreitung der Emissionen im Stadtgebiet
Im Rahmen des Projekts werden die Bewegungen von See- und Binnenschiffen, aber auch von Lastkraftwagen und Zügen im Hafen-Hinterlandverkehr der bremischen Häfen, analysiert, um die hafenbezogenen Emissionen von Klimagasen und Luftschadstoffen zu ermitteln. Auf dieser Basis werde die Ausbreitung der Emissionen im Stadtgebiet modelliert, sodass der Beitrag der hafenbezogenen Emissionen zur Luftbelastung räumlich differenziert dargestellt werden könne. „Diese bilden dann die Grundlage zur Entwicklung von Maßnahmen, mit denen sich die Schadstoffbelastung effektiv reduzieren lässt.“
Das könnten sowohl permanente als auch vorübergehende Maßnahmen sein, so Maatsch. Dabei könne es sich beispielsweise um Geschwindigkeitsbegrenzungen handeln, um Verkehrslenkungen oder um Landstromanlagen für die Energieversorgung der Schiffe.