Wegen der Belastung durch die Negativzinsen versucht die Bremische Volksbank, sich breiter aufzustellen. Dazu will sie in Zukunft nicht nur Häuser und Wohnungen finanzieren und verkaufen, sondern auch eigene Immobilien vermieten. So soll die Bank einen Teil der geplanten Wohnungen auf dem Grundstück an der Kurfürstenallee/Ecke Barbarossastraße selbst behalten.
Der Vorstandsvorsitzende Ulf Brothuhn sagte: „Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit dem Bauressort und hoffen, dass wir in diesem Jahr eine Baugenehmigung bekommen.“ Vorstandsmitglied Detlev Herrmann ergänzte: „Früher haben wir solche Objekte nur finanziert und kennen uns damit aus, haben da die Expertise und kennen auch die Risiken.“ Der Volksbank gehört in Oberneuland schon heute eine Kita, die sie langfristig an einen Betreiber vermietet hat. In Zukunft soll weitere Projekte dazukommen.
Gleichzeitig bleibt die Baufinanzierung eine wichtige Säule im Geschäft der Bremer Genossenschaftsbank. So konnte sie an Privatkunden 77 Millionen Euro an Neukrediten vergeben und 108 Millionen Euro an Firmenkunden. Damit lag hier das Kreditwachstum netto bei einem Plus von 7,5 Prozent gegenüber 2018. Insgesamt stieg die Bilanzsumme im abgelaufenen Jahr um 47 Millionen Euro auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Die Zunahme geht auf das Wachstum im Kundengeschäft zurück: Die Bank konnte 700 neue Kunden hinzugewinnen.
Das vorläufige Ergebnis vor Steuern liegt bei 7,5 Millionen Euro, was damit knapp 14 Prozent über dem Vorjahr liegt. Dies betrachtet der Vorstand vor dem Hintergrund des Marktumfelds als zufriedenstellend. Geplant ist, den Mitgliedern wie bereits im Vorjahr eine Dividende in Höhe von zwei Prozent auf ihren Genossenschaftsanteil zu zahlen. Das Geldinstitut gewann auch hier: genau 524 neue Mitglieder. „Obwohl wir gewachsen sind, lag der Zinsüberschuss mit knapp 18 Millionen unterhalb von dem im Vorjahr“, sagte Herrmann.
„Hier merken wir die Bremsspuren.“ Ursächlich sei dafür in erster Linie die verschärfte Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die Bremische Volksbank versucht, die Neukunden gezielt anzusprechen, die Einlagen nicht ausufern zu lassen und das Konto zum Parken von Geld zu verwenden. „Wir sind keine Verwahrstelle, wir sind eine Beraterbank“, sagte Vorstand Brothuhn.
Anderseits werde die Bank auch in Zukunft keine Gebühren für das Geldziehen an den eigenen Automaten sowie an denen innerhalb des Volksbankenverbunds verlangen. Wegen der niedrigen Zinsen sei es für die Kunden wichtiger denn je, das Geld nicht auf dem Konto zu verwahren, sondern in Alternativen mit einer besseren Rendite zu investieren – und vielleicht auch stärker in Produkte mit Nachhaltigkeit. Gegen eine Fusion mit einer anderen Volksbank hätten Brothuhn und Herrmann nichts einzuwenden.
Gespräche dazu gibt es aber nicht. Gegenüber 2018 ist die Bremische Volksbank um sechs auf 136 Mitarbeiter gewachsen. „Mit dieser Mitarbeiterstärke sind wir gut aufgestellt und können in den kommenden Jahren bestehen“, fügte Herrmann an. So wolle die Bremische Volksbank auch weiterhin in Personal und moderne Prozesse investieren. Ebenso sei der IT-Dienstleister aller 850 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland namens Fiducia dabei, die angemahnten Probleme zu beseitigen. Im Dezember hatte das „Handelsblatt“ berichtet, dass die Bafin als deutsche Bankenaufsicht eine Reihe von Mängeln aufgelistet hatte, die beispielsweise das Notfallmanagement betreffen. „Wir drängen in den entsprechenden Gremien darauf“, sagte Herrmann.
Für 2020 rechnen er und Brothuhn mit einer rückläufigen Ertragslage. Sie gehen davon aus, dass trotz des geplanten weiteren dynamischen Wachstums der Zinsüberschuss weiter sinken wird – das sei eben der Zinssituation geschuldet. Gleichzeitig gehe es darum, die Summe des Eigenkapitals zu erhöhen. Der Vorstand denkt außerdem darüber nach, wie das Geldinstitut das genossenschaftliche Modell getreu dem Motto „Was du allein nicht schaffst, schaffst du gemeinsam“ über das Bankgeschäft hinaus zum Nutzen der Kunden und Mitglieder ausweiten kann.