Der Bremer Flughafen muss erhalten bleiben, notfalls auch mit staatlicher Hilfe. Darin sind sich die Parteien der Bürgerschaft einig, wie am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde deutlich wurde.
Die CDU-Fraktion hatte sie beantragt, nachdem vergangene Woche bekannt wurde, dass der Hans-Koschnick-Airport einen massiven Investitionsstau von rund 80 Millionen Euro hat.
„Wir haben uns wohl zu lange der Illusion hingegeben, wir könnten ohne öffentliche Zuschüsse auskommen“, sagte Arno Gottschalk (SPD). Das funktioniere aber bei keinem Flughafen in dieser Größe. Erst nach dem Wechsel der Flughafenleitung vor rund einem Jahr seien die dringend benötigten Investitionen aufgefallen; im März seien die Probleme im Controllingausschuss bekanntgegeben worden. Über den Sommer hätten sich die Probleme weiter verschärft. Ein weiteres Problem seien die Ausgaben. „Die Kosten liegen 20 bis 30 Prozent höher als bei den Wettbewerbern“, sagte Gottschalk – vor allem für das Personal.
Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) verwies darauf, dass der Druck in der Branche sehr hoch sei. So hat die Germania-Insolvenz im Frühjahr den Bremer Flughafen hart getroffen. In der Branche gelte es als Regel, sagte Schilling, dass sich Flughäfen mit weniger als fünf Millionen Passagieren jährlich nicht selbst tragen könnten. Der Bremer Airport kam 2018 auf 2,6 Millionen Fluggäste.
Christoph Weiss (CDU) riet dazu, über eine Beteiligung der Metropolregion nachzudenken. Anstatt dass der Flughafen zu 100 Prozent dem Land Bremen gehöre, könnten weitere Landkreise Anteilseigner werden – schließlich profitierten diese auch von der Existenz des Airport. Denkbar wäre auch eine Beteiligung privater Investoren. „Allerdings“, sagte Weiss, „ist der Flughafen aktuell nicht gerade ein attraktives Renditeobjekt.“ Er forderte einen Sanierungs- und Investitionsplan.
Zusätzliche Erlöse könnte der Flughafen beispielsweise schaffen, indem er mehr Flächen für Geschäfte vermietet. Nach Informationen des WESER-KURIER gäbe es dafür den Platz. Je mehr Läden sich in den Terminals befinden, desto höher die Mieteinnahmen des Airports – allerdings muss es auch genug Kunden geben. Eine weitere Einnahmequelle könnten die angedachten Schranken darstellen, die die Zufahrt zum Flughafengebäude regulieren sollen.
So finanziert sich ein Flughafen:
Ein Flughafen hat mehrere Einnahmequellen: Fluggesellschaften zahlen Entgelte für die bereitgestellte Infrastruktur. So kostet die Nutzung einer Fluggasttreppe bis zu 25 Euro pro angefangen halbe Stunde; wer seine Cockpit-Scheiben von Innen reinigen lässt, muss zwölf Euro zahlen. Gebühren werden außerdem für Starts- und Landungen fällig. Auch pro Passagier gibt es eine eigene Abgabe: Sie liegt in Bremen bei mindestens 7,70 pro Fluggast. Ein Flughafen generiert auch Erlösen, die nur indirekt mit dem Fliegen zu tun haben. Einnahmen kommen aus der Vermietung von Büro- und Geschäftsflächen. Bei Letzteren gibt es zudem eine Beteiligung am Umsatz. Außerdem verdienen Flughäfen durch die Gebühren für Parkplätze.