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AMW-Award „Christa, bleib so wie du bist“

Christa Fuchs ist Aufsichtsratsvorsitzende des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB. Am Donnerstag wurde sie mit dem AMW-Award geehrt, den sie unter anderem für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt.
14.09.2017, 19:41 Uhr
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Von Patrick Reichelt

„Lange Reden sind gar nicht meine Art. Ich bedanke mich einfach ganz herzlich bei Ihnen allen“, sagte Christa Fuchs, kurz nachdem ihr der AMW-Award verliehen worden war. Fuchs ist Aufsichtsratsvorsitzende des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB und wurde am Donnerstag mit dem undotierten Preis geehrt.

Der Hochschul-Arbeitskreis für Management und Wirtschaftsforschung (AMW) mit seinem Vorsitzenden Dieter Leuthold zeichnet damit besondere Persönlichkeiten der Region aus. Ihr bodenständiger und konsequenter Charakter wurde von den Rednern auf der diesjährigen Verleihung dann auch mehrmals hervorgehoben.

In seiner Laudatio sprach der Bremer Unternehmer Bernd-Artin Wessels, Ehrensenator der Hochschule Bremen und AMW-Preisträger 2012, von der „Willensstärke“, „Gradlinigkeit“ und „Bodenständigkeit“, die Christa Fuchs auszeichne. „Sie muss sich von niemandem vorschreiben lassen, welche Aufgaben sie übernehmen soll oder nicht“, so Wessels. „Christa, bleib so wie du bist.“

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Er spielte damit auf die Vorwürfe des US-Investors Guy Wyser-Pratte an, der in einem offenen Brief OHB Wachstumsschwächen, Intransparenz und schlechte Führung vorgeworfen hatte. Der 77-jährige Wyser-Pratte griff Christa Fuchs in dem Brief auch persönlich an: „Bei allem Respekt: Sie ist in einem reifen Alter.“

Marco Fuchs, Sohn der Preisträgerin und Vorstandschef von OHB, wies in seinem Grußwort die Kritik an seiner Mutter und dem Konzern zurück. In letzter Zeit sei leider zu viel über das Alter geredet worden. Gerade der Zusammenhalt und die Festigkeit hätten das Familienunternehmen mit zuletzt rund 700 Millionen Euro Jahresumsatz zum Erfolg geführt.

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung

Diese Erfolgsgeschichte griff auch der Bremer Senator für Wirtschaft, Martin Günthner (SPD), auf: „OHB war ein Start-up, bevor es das das Wort überhaupt gab.“ Die herausragende Rolle des Raumfahrtstandortes Bremen in Deutschland sei ein Verdienst von OHB und Christa Fuchs.

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1981. Die Kauffrau suchte damals eine neue Herausforderung und wurde bei der Firma Otto Hydraulik Bremen fündig. Fünf Mitarbeiter schraubten damals an elektrischen und hydraulischen Schiffssystemen für die Bundeswehr.

Mithilfe ihres Mannes Manfred, der 1985 in die Firma kam, baute sie OHB in den Folgejahren zu einem der führenden europäischen Raumfahrtunternehmen mit inzwischen über 2000 Mitarbeitern aus. Für das Weltraumlabor Spacelab der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelte OHB bereits 1985 eine Zentrifuge für Untersuchungen von Blut- und Urinproben.

Erster Satellit startete 1994

1991 wurde der Name in „Orbital- und Hydrotechnologie Bremen-System GmbH“ geändert. Hintergrund der Namensänderung war die Fokussierung auf Satelliten und Weltraumtechnik, die kleiner und kosteneffizienter waren als damals üblich. Der erste Satellit von OHB mit dem Namen „Bremsat“ startete schließlich 1994 in den Orbit und war einer der ersten deutschen Kleinsatelliten überhaupt.

Das Unternehmen wurde größer, internationaler: Ab 1996 arbeiteten seine Ingenieure und Wissenschaftler an Technik für die Internationale Raumstation ISS. Nach einer erneuten Namensänderung in „Orbitale Hochtechnologie Bremen-System“ folgte 2001 der Börsengang, wobei weiter rund 70 Prozent der Anteile in Familienhand sind.

Ein weiterer Meilenstein war 2010 der Auftrag zum Bau von 14 Satelliten für Europas Satellitennavigationssystem Galileo. Auftragswert: 566 Millionen Euro. Christa Fuchs wurde nicht nur für ihre Funktion als Wegbegleiterin der Raumfahrt in Bremen ausgezeichnet, sondern auch für ihr ehrenamtliches Engagement.

Kein großes Aufheben um ihre Person

Seit 2015 ist die 79-Jährige Honorarkonsulin der Republik Kasachstan in Bremen. Zur Preisverleihung war eigens der Botschafter der Republik Kasachstan, Bolat Nussupov, angereist. Neben der „schönen Stadt Bremen“ lobte der Diplomat in seinem Grußwort die guten Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland. In Zentralasien ist Kasachstan einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands.

Karin Luckey, Rektorin der Hochschule Bremen, stellte die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft heraus. Mit ihrem Unternehmen OHB habe Christa Fuchs die Entwicklung der Hochschule maßgeblich mitgeprägt: „Jeder zehnte Student in der Hochschule ist in einem Studiengang eingeschrieben, der sich mit Luft- und Raumfahrt beschäftigt.“

Christa Fuchs scheint indes kein großes Aufheben um ihre Person zu machen. An die eifrig knipsenden Fotografen gewandt, fragte sie zum Ende der Verleihung scherzhaft: „Sind Sie fertig? Dann können wir ja jetzt gehen.“

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