Die Entscheidung des Bremer Senats für den Neubau der Kaje am Bremerhavener Kreuzfahrtterminal kommt nicht von ungefähr. Die Kreuzfahrtbranche wächst weltweit, und diese Entwicklung ist auch am Columbus Cruise Terminal (CCCB) angekommen. Nur die fast 100 Jahre alte Kaje an der Weser kann dabei nicht mithalten. Das Bauwerk aus dem Jahr 1924 ist teilweise nicht mehr standsicher. Bei ausgeprägtem Niedrigwasser müssen Schiff die Kaje räumen. Der geplante Kajenneubau soll diesen Zustand beenden und dem Bremerhavener Kreuzfahrtterminal langfristige Planungssicherheit geben.
Die Zahlen sprechen für sich. Während am CCCB im Jahr 2016 noch 69 Schiffe mit rund 98.000 Passagieren abgefertigt wurden, stiegen die Zahlen 2017 auf 84 Schiffsanläufe mit rund 166.000 Passagieren. Für das laufende Jahr stehen im CCCB bereits 112 Schiffsanläufe mit bis zu 235000 Passagieren auf der Liste. Die Bewilligung der knapp 80 Millionen Euro für den Neubau durch den Senat ist für Häfensenator Martin Günthner (SPD) ein wichtiges Signal: „Der Neubau der Columbuskaje zeigt, dass der Senat den Investitionen in die Hafenstruktur auch zukünftig eine zentrale Bedeutung zumisst. Die Stadt Bremerhaven hat jetzt die Chance, das Thema Kreuzfahrt für eine nachhaltige Stärkung der Wirtschaftsstruktur zu nutzen.“
Rund einen Kilometer lang ist die gesamte Columbus-Kaje. Um während der gut dreijährigen Bauzeit weiterhin Kreuzfahrtschiffe am Terminal abfertigen zu können, soll der Ausbau in Teilabschnitten erfolgen. „Ob das zwei, drei oder vier einzelne Abschnitte sind, wird sich aus den Planungen ergeben und mit dem Kreuzfahrtterminal abgesprochen“, sagt Holger Bruns, Sprecher der Hafengesellschaft Bremenports, die für den Kajenneubau zuständig ist. „Die Bauarbeiten sollen auf die Betriebsabläufe am CCCB so wenig Auswirkungen wie möglich haben.“ Einen Pluspunkt in den Planungen gibt es bereits: Das südliche Ende der Kaje fällt aus den Plänen raus. Das 220 Meter lange Teilstück wurde bereits in den 1950er-Jahren neu errichtet. Die Neubaupläne für die Kaje betreffen somit eine Länge von 800 Metern.
Dafür soll eine neue Spundwand gut 25 Meter vor der heutigen Kajenkante in die Weser gerammt werden. In den Jahren von 2021 bis 2023 ist der schrittweise Neubau der Columbuskaje geplant. Der Geschäftsführer des CCCB, Veit Hürdler, sieht bisher keine Kollision zwischen den steigenden Schiffs- und Passagierzahlen am Kreuzfahrtterminal und den Bauarbeiten: „Wir gehen davon aus, dass das reibungslos möglich ist. Zwei Schiffe können hier aufgrund der Kajenlänge auch während der Bauphase gleichzeitig anlegen. Die Male, wo wir drei Schiffsanläufe parallel hatten, kann man in den vergangenen Jahren an einer Hand abzählen.“ Die Entscheidung des Senates für den Kajenneubau sieht er als durchweg positiv an: „Das ist absolut notwendig, um Kreuzfahrt hier in Bremerhaven nachhaltig betreiben zu können. Für die Hafeninfrastruktur solch eine Summe in die Hand zu nehmen, ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich – und angesichts der Haushaltslage erst recht nicht im Land Bremen.“
Die Reedereien und Kunden am Kreuzfahrtterminal begrüßen die Neubaupläne für die Kaje generell. „Als Kreuzfahrtanbieter sind wir auf eine gute Hafeninfrastruktur angewiesen. Je reibungsloser die Betriebsabläufe für Gäste und Besatzung funktionieren, desto besser. Daher begrüßen wir die Investition am Bremerhavener Kreuzfahrtterminal“, sagt Jörg Rudolph, Marketing- und Vertriebs-Chef der italienischen Reederei Costa Crociere.
Die Tui-Reederei ist seit 2016 in Bremerhaven. „In diesem Jahr sind wir mit 24 Anläufen der Mein Schiff-Flotte und mehr als 120.000 Passagierbewegungen einer der wichtigsten Kreuzfahrt-Kunden am CCCB. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir ausdrücklich die Modernisierung der Liegeplatzinfrastruktur in Bremerhaven“, betont Godja Sönnichsen, Leiterin der Abteilung Kommunikation bei Tui.
Trotzdem sieht die Reederei die geplante Bauzeit von drei Jahren als ungewöhnlich lang an. Es sei bedauerlich, dass die Passagiere neben einer Baustelle abgefertigt werden müssten. „Es ist deshalb immer mit Bau- und Lärmbelästigung zu rechnen. Als Kreuzfahrtanbieter möchten wir unseren Gästen einen unbeschwerten Start in den Urlaub ermöglichen. Entsprechend prüfen wir die örtlichen Gegebenheiten in den Passagierwechselhäfen und behalten uns vor, notwendige Anpassungen im Sinne des Gastes vorzunehmen“, so die Tui-Reederei. Der Ausbau des Liegeplatzes könne in Bremerhaven nur ein Anfang sein. Weitere Investitionen in den Terminal und die umliegende Infrastruktur müssten mittelfristig folgen.
Der Abriss des alten Gebäudeteils aus den 1960er-Jahren am Columbusbahnhof und der Neubau eines mehrstöckigen neuen Gebäudes an derselben Stelle sind seit längerem im Gespräch. Die Hafengesellschaft Bremenports hat bereits konkrete Planungen dafür gemacht. Vorgesehen ist ein Hochhaus mit Parkdecks, Büroetagen und Gastronomiebetrieb auf dem Dach. Die Kosten für den Abriss des alten Gebäudes und den Neubau werden bisher auf rund 25 Millionen Euro geschätzt. Der heute aktiv genutzte Teil des Kreuzfahrtterminals wurde vom Land Bremen und mit EU-Mitteln Anfang des Jahres 2000 für rund 21 Millionen Euro umfassend modernisiert.
Dazu gehören auch zwei gläserne Brücken, die auf der Kaje passend zu den Schiffen versetzt werden können. Die Passagiere können so jederzeit bequem und vor allem trocken von den Kreuzlinern in den Terminal gelangen. Was mit den Glasbrücken geschieht, wenn die neue Kaje zukünftig 25 Meter weiter vom Terminalgebäude entfernt ist, steht laut CCCB-Geschäftsführer Veit Hürdler noch nicht fest: „Ob die Brücken versetzt und verlängert werden oder ob es eine andere Lösung gibt, werden die Planungen zeigen.“
Klar ist hingegen, dass die neue Columbuskaje einen Knick haben wird. Da das südliche Ende der Pier nicht erneuert wird und die neue Kaje 25 Meter weiter in Richtung Weser wandert, bleiben 220 Meter der jetzigen Kaje an der alten Position. Aktuell wird dieses Kajenstück für den Fruchtumschlag genutzt und nur sporadisch vom Kreuzfahrtterminal bei gleichzeitigen Anläufen von mehreren Schiffen.
Geschichtlich gesehen ist dieser „Knick“ sogar ein Schritt zurück zu den Wurzeln der Columbuskaje. In den 1950er-Jahren lag das heutige Südende der Kaje schon einmal 25 Meter zurück in Richtung Binnenland, bevor es durch einen Kajenneubau auf die Höhe der heutigen Columbuskaje geholt wurde. Das 220 Meter lange Teilstück war das Überbleibsel einer alten Kaje für den Betrieb von Seebäderschiffen. Das Baujahr: 1899.