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Havarie der MSC Zoe Container-Bergung verzögert sich

Mehr als eine Woche nach der Havarie der „MSC Zoe“ erschwert schlechtes Wetter die Bergung der Container. Unterdessen wurde bislang 150 Kubikmeter Strandgut vor allem auf Borkum gesammelt.
11.01.2019, 18:30 Uhr
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Von Annette Birschel und Peter Hanuschke

Etwa 150 Kubikmeter Strandgut konnten nach der Havarie der „MSC Zoe“ laut Havariekommando Cuxhaven bislang auf den Inseln und an der ostfriesischen Küste eingesammelt werden. Allerdings verzögert sich die Bergung der 281 Container, die vergangene Woche bei stürmischer See über Bord des Frachters gegangen sind, der sich auf dem Weg aus dem belgischen Antwerpen nach Bremerhaven befand. Die niederländischen Bergungsschiffe konnten noch nicht zum Einsatzgebiet auslaufen, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft am Freitag in Den Haag.

Eines der Bergungsschiffe war wegen schwieriger Wetterbedingungen noch nicht aus Norwegen eingetroffen. Bei einem zweiten war die technische Ausrüstung komplizierter als gedacht. Ein drittes kleineres Schiff sei ausgelaufen, es soll die genaue Lage der Container im Wattenmeer feststellen. Ursprünglich sollten zunächst Container an der Ems-Mündung nahe der deutschen Grenze geborgen werden. Zum Einsatz soll dabei ein Kranschiff kommen, dessen Greifarm mit einer Kamera ausgerüstet ist, um die Container vom Meeresboden zu heben.

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Die Bergung wird vermutlich mehrere Monate dauern. Die meisten Behälter liegen auf dem Meeresboden nördlich der niederländischen Wattenmeerinseln, etwa 20 wurden bei Borkum geortet – dort wurde mit 130 Kubikmeter bislang auch das meiste Strandgut gesammelt. Der Rest verteilt sich mit zehn Kubikmeter jeweils auf Juist und Norden. Von den niederländischen Inseln sind vor allem Schiermonnikoog, Terschelling, Vlieland und Ameland betroffen.

Erneute Wetterveränderung am Wochenende

Die drei Schiffe „Mellum“, „Neuwerk“ und „Gustav Meyer“ sind laut Havariekommando weiterhin im Einsatz. In den vergangenen Tagen konnten die Schiffe mehrere Objekte unter Wasser feststellen. Ob es sich dabei um Container oder Containerteile handelt, überprüft das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff „Atair“ per Sonar-Scan. Bisher konnten insgesamt 26 Container oder Containerteile bestätigt werden. Nach Angaben der Fachzeitschrift „Hansa“ musste die „Atair“ die Suche am Freitag aufgrund der Wetterbedingungen unterbrechen. Für das Wochenende werde mit einer erneuten Wetterverschlechterung gerechnet, so das Havariekommando. Es sind Sturmböen mit Windstärken bis neun und Wellenhöhen bis fünfeinhalb Meter angekündigt.

Die niederländischen Behörden haben inzwischen eine Untersuchung eingeleitet zu den Ursachen des Unglücks und möglichen Langzeit-Schäden für die Umwelt. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Schweizer Reederei MSC hatte zugesichert, die Kosten für Bergung und Säuberung der Strände zu übernehmen.

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Laut der „Deutschen Verkehrszeitung“ DVZ sind die verloren gegangenen Container versichert – üblicherweise mit einem durchschnittlichen Ladungswert von 50 000 US-Dollar (43 595 Euro), was einem Gesamtwert von etwa 14 Millionen US-Dollar entspreche. Wesentlich höher könnten aber noch die Kosten für die Bergung der Container und die nötigen Aufräumarbeiten ausfallen. Diese Kosten könne MSC allerdings an ihren Haftpflichtversicherer durchreichen.

Dass Schiffe Ladung in stürmischer See Ladung verlieren, kommt häufiger vor, allerdings gehen meist nicht gleich so viele Container über Bord. Mit 281 Blechboxen belegt die „MSC Zoe“ damit einen Spitzenplatz.

600 Container Verlust pro Jahr

Laut DVZ hatte nur die „Svendborg Maersk“ mit 517 Containern deutlich mehr Container verloren. Das passierte 2014 in der Biskaya. Der World Shipping Council (WSC), die Lobby-Organisation der Linienreedereien in den Vereinigten Staaten, schätzt die Anzahl der Containerverluste auf hoher See weltweit auf knapp 1400 jährlich, so die DVZ.

Eingerechnet seien dabei aber Totalschäden und Untergänge von Schiffen. Ohne solche Ereignisse schätzt WSC den jährlichen Verlust auf knapp über 600 Container – bei einem Transportvolumen von 130 Millionen Standardcontainern, die jährlich über die Weltmeere befördert werden.

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