Der Mensch gewöhnt sich an alles, auch an die Krise. Ich will damit sagen, wir haben uns inzwischen auf den eingeschränkten Arbeitsmodus eingestellt. Es geht ja irgendwie weiter, und die Soforthilfen haben ihren Zweck bislang erfüllt. Aber was ist, wenn Politik und Gesellschaft sich auch irgendwie daran gewöhnen? Die Soforthilfen sind am Ende doch nur ein Pflaster, das die Existenzsorgen nicht verdecken kann. Das Café macht null Umsatz.
Auch alles andere, was im weitesten Sinne mit „Freizeit“ zu tun hat, ist noch ausgebremst. Dazu zählt die Urlaubsplanung, Kinos, Theater, Veranstaltungen aller Art und eben die Gastronomie. Als Konditor mit Cafébetrieb ist Stecker irgendwo zwischen Lebensmittelversorgung und Freizeit angesiedelt, also damit noch immer stärker eingeschränkt als andere Bereiche.
Ich war jetzt seit langer Zeit wieder etwas unterwegs. Da habe ich zum ersten Mal richtig registriert: Es ist gar nicht alles heruntergefahren. Viele Handwerksbetriebe konnten durchgehend weiterarbeiten. Und seit die Geschäfte wieder geöffnet haben, ist die Innenstadt auch belebter. Ich stand sogar in einem Verkehrsstau. Es fühlt sich bereits ein bisschen so an, wie es immer war. Meine Befürchtung ist darum, dass man die Existenzsorgen derer vergisst, die auch jetzt noch nicht weitermachen können.
Das Café braucht aber eine Perspektive oder weitere Hilfen. Ich hab mal nachgeschaut: In den zurückliegenden vier Jahren hat Stecker alles in allem über 600 000 Euro Steuern bezahlt, inklusive der Lohnsteuer für die Angestellten. Das lohnt sich doch auch für den Staat, solche Betriebe zu erhalten. Die Hilfen sind Investitionen, gut angelegtes Geld, finde ich.
Aufgezeichnet von Timo Thalmann
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