Es sind gute Nachrichten in schwierigen Zeiten: Erstmals seit Beginn der Corona-Krise ist die Zahl der Arbeitslosen in Bremen gesunken. Und künftig könnte sich dieser Trend fortschreiben, machte Joachim Ossmann, Chef der Bremer Arbeitsagentur, am Mittwoch deutlich, als er die aktuellen Zahlen für den September vorstellte.
Den Rückgang führt Ossmann auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurück, die allesamt Einfluss auf die Höhe der Arbeitslosenquote haben. Einerseits seien im September wieder mehr Menschen als zuvor aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung gewechselt. Andererseits sei die Zahl derer, die im September arbeitslos geworden seien, im Vergleich zu den Vormonaten nicht gestiegen. Hinzu kommt, dass vergangenen Monat mehr Menschen an einer Maßnahme wie etwa einer Fortbildung teilgenommen haben. Diese Menschen sind de facto ohne Arbeit, werden aber nicht von der Statistik erfasst.
In der Stadt Bremen führt all das dazu, dass 34.600 Menschen arbeitslos gemeldet waren, was einer Arbeitslosenquote von 11,3 Prozent entspricht. Im August waren es noch 11,5, im September 2019 9,6 Prozent.
Laut Ossmann führen aber auch saisonale Effekte zum Absinken der Arbeitslosenzahl. Im September hätten viele Ausbildungen begonnen; Jugendliche, die sich nach ihrem Schulabschluss arbeitslos gemeldet hatten, seien vergangenen Monat auf den Arbeitsmarkt gewechselt. Trotz dieses jährlich auftretenden Effekts ist Ossmann positiv gestimmt: „Wir haben einen jahresüblichen Verlauf in einem nicht üblichen Jahr“, sagt er. Gut sei, dass der Rückgang nicht durch negative Corona-Effekte aufgehoben worden sei.

Gefahren für Bremer Wirtschaft
Was den Agenturchef ebenfalls hoffen lässt, ist die Nachfrage nach Arbeitskräften. Die leitet die Behörde von den Stellen ab, die ihr Unternehmen zur Besetzung gemeldet haben. Im September waren das 1376 neue Stellen im gesamten Agenturbezirk, zu dem neben dem Land Bremen auch der Landkreis Osterholz gehört. Das waren 152 mehr als im Monat zuvor. Insgesamt hat die Arbeitsagentur 6200 offene Jobs in ihrer Kartei. Besonders viele gibt es laut Ossmann in der Zeitarbeit, in der Gesundheitsbranche, in dem Bereich Erziehung und Bildung sowie im verarbeitenden Gewerbe.
Zugleich sieht Joachim Ossmann aber auch Gefahren für den Bremer Arbeitsmarkt. Wenn jetzt Herbst und Winter kämen, falle es der Gastronomie wieder schwerer, Umsatz zu machen, da Außenbereiche oft nicht mehr genutzt werden könnten. Hinzu kommen der Kultursektor und das Geschäft mit den Messen – diese Bereiche haben sich laut Ossmann noch lange nicht erholt. Unsicherheiten sieht er auch in der Luftfahrt, etwa durch den geplanten Stellenabbau bei Airbus, und in der Entwicklung der Weltwirtschaft, mit der das wirtschaftliche Schicksal Bremens eng verknüpft sei.
Verschärfen könnte sich die Situation zusätzlich, wenn im Herbst eine zweite Corona-Welle auf Deutschland zukäme, und es wieder zu strengeren Vorsichtsmaßnahmen wie zu Beginn der Pandemie kommen könnte. „Viele Betriebe hängen von der positiven Entwicklung der Wirtschaft ab“, sagt Ossmann.
Seit Krisenbeginn zeigten 8223 Firmen für 167.600 Beschäftigte Kurzarbeit im Agenturbezirk an. Im September spielte das Instrument aber keine so große Rolle mehr wie zuvor: Nur 53 Unternehmen meldeten Kurzarbeit neu an.
Ähnlich sieht die Situation auch in Niedersachsen aus. Die Arbeitslosenquote ging von 6,3 Prozent im August auf 6,0 zurück; im September 2019 hatte sie bei 4,9 Prozent gelegen. Bundesweit sank die Arbeitslosigkeit im September auf 6,2 Prozent.