Bremen. Hochjunktur im Daimler-Werk: Um mit der großen Nachfrage nach Mercedes-Modellen Schritt halten zu können, helfen beim Bremer Autobauer derzeit Mitarbeiter aus dem Daimler-Standort Rastatt aus. Daimler sucht zudem noch Aushilfskräfte - unter anderem per Stellenanzeigen auf Straßenbahnen.
Im Bremer Daimler-Werk wird derzeit jede Hand gebraucht. Um mit der großen Nachfrage nach den dort fabrizierten Mercedes-Modellen überhaupt noch Schritt halten zu können, wurden nach Angaben des Betriebsrats bereits etliche Freiwillige vom Daimler-Standort Rastatt nach Bremen beordert, um dort den Kollegen in der Produktion zu helfen. Sonderschichten, wie in anderen Werken geplant, seien für Bremen bisher allerdings nicht verabredet. Stattdessen werden derzeit mehrere Hundert Aushilfskräfte für die Oster-, Sommer- und Herbstferien gesucht.
Produktionsrekord wird angepeilt
Um für die Ferienjobs genügend Interessenten zu finden, nutzt der Autobauer unter anderem die Werbeflächen der Bremer Straßenbahnen für seine Stellenanzeigen. Das Angebot richtet sich an mindestens 18-jährige Schüler oder Studenten, sowie junge Leute, die sich beispielsweise in der Übergangszeit zwischen Schule und Studium, Ausbildung oder weiterführender Schule befinden. Für einen vierwöchigen Vollzeit-Einsatz in Schichtarbeit winkt ein Bruttoverdienst von bis zu 2059 Euro. Angeblich sind schon bergeweise Bewerbungen eingegangen, die nun ausgewertet werden.
Für das laufende Jahr peilt das Bremer Werk wie berichtet einen neuen Produktionsrekord an. Insgesamt sollen mehr als 310000 Pkw vom Band rollen, davon allein rund 200000 C-Klasse-Fahrzeuge. Wegen der großen Nachfrage nach diesen Modellen wird es in diesem Bereich erstmals seit vielen Jahren im Sommer keine Werkspause für alle Beschäftigten geben.
Neue Festanstellungen seien jedoch trotz des Auftragsbooms nicht geplant, bestätigt der Betriebsratsvorsitzende Uwe Werner. Stattdessen setzt das Management auf Leiharbeiter. Aktuell arbeiten fast 640 Zeitarbeiter beim Bremer Autobauer. Mehr geht nicht, denn in einer konzernweiten Betriebsvereinbarung ist festgelegt, dass die Zahl der Leiharbeiter acht Prozent der jeweiligen Werksbelegschaft nicht überschreiten darf. Und diese Grenze ist in Bremen längst erreicht.
Die Betriebsvereinbarung läuft allerdings Ende des Jahres aus. Dann wird über den Einsatz von Leiharbeitern neu verhandelt werden müssen. Ob es auch weiterhin eine Kontingentierung geben wird, lässt die Konzernleitung offen. Auf Anfrage heißt es von Unternehmensseite nur: "Wir werden uns rechtzeitig vor Auslaufen der Vereinbarung zusammensetzen, um zu beraten, wie es weitergehen soll."
IG Metall sieht Handlungsbedarf bei Personalplanung
Aus Sicht der IG Metall gibt es bei der Personalplanung jedoch schon jetzt dringenden Handlungsbedarf. Statt auf Leiharbeit zu setzen, sollte das Management langfristig denken und die gute Auftragslage und die Rekordgewinne für neue Festanstellungen nutzen. Die Personaldecke werde immer dünner, sagt Volker Stahmann von der IG Metall Bremen. Damit steige gleichzeitig die Arbeitsbelastung für jeden einzelnen Beschäftigten. "Es gibt einfach keine Reserven mehr", so Stahmann. "Das führt mitunter dazu, dass Meister keine Meisteraufgaben mehr machen, sondern mit am Band stehen, um Lücken zu füllen." Festanstellungen wären aus Sicht der IG Metall zudem ein erster notwendiger Schritt zu einer Verjüngung der Belegschaft.