Das erste Modell der neuen Elektroauto-Serie von Mercedes kommt offenbar später auf den Markt als geplant. Der Geländewagen EQC, der zunächst in Bremen, später dann auch an anderen Standorten vom Band rollen soll, dürfte frühestens in einem Jahr erhältlich sein, berichtet das „Handelsblatt” unter Berufung auf Konzernkreise.
Daimler habe interne Pläne, das Auto Anfang 2019 in den Verkauf zu bringen, verschoben. Gründe seien technische Probleme und Engpässe bei den Batterien. Ein Insider bestätigte dem WESER-KURIER, dass zunächst Anfang 2019 als Starttermin angedacht war. Ein genaues Datum habe es jedoch nicht gegeben. Der Stuttgarter Autokonzern wies den Bericht zurück.
„An unseren Plänen hat sich nichts geändert”, sagte eine Daimler-Sprecherin. Der EQC gehe 2019 in den Verkauf. „Wir haben nie ein konkretes Datum kommuniziert.” In diesem Jahr feiere das Elektrofahrzeug Weltpremiere und werde später auf den Markt gebracht. Probleme mit der Technik oder Engpässe bei Batterien gebe es nicht.
Der Geländewagen sei im Entwicklungsprozess, derzeit stünden weitere Probefahrten aus. „Es ist noch Zeit genug.” Modellanläufe will Daimler in Zukunft offenbar anders koordinieren. Zumindest ist dafür eine neue Stelle geschaffen worden. Der derzeitige Werksleiter in Bremen, Peter Theurer, ist ab September für alle Starts der C-, S- und E-Klassen zuständig.
Im Daimler-Werk in Bremen-Sebaldsbrück sei man für die Produktion ab Anfang nächsten Jahres bereit, sagte der Betriebsratsvorsitzende Michael Peters. „Das läuft.” Zu veränderten Plänen habe er keine offiziellen Informationen bekommen. „Ich kann das weder bestätigen noch dementieren.” Die Gewerkschaft IG Metall habe immer wieder gefordert, sich bei den Batterien nicht abhängig zu machen. „Das Unternehmen fährt da eine andere Strategie. Ob die am Ende erfolgreicher sein wird, das zeigt sich jetzt vielleicht.”
Ohnehin unter Druck
Auf jeden Fall muss Mercedes aber beim Thema E-Mobilität eine Aufholjagd schaffen. Der Konkurrent BMW verkaufte im vergangenen Jahr bereits 100.000 elektrifizierte Autos. Das Modell i3 ist schon seit 2013 erhältlich. Daimler steht derzeit ohnehin unter Druck. Konzernchef Dieter Zetsche trifft sich am kommenden Montag erneut mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
In einem ersten Gespräch hatte er laut einem „Spiegel”-Bericht dem Manager mit Bußgeldern in Höhe von 3,75 Milliarden Euro wegen Abgasmanipulationen gedroht. Zetsche muss nun liefern. Zudem hat US-Präsident Donald Trump Einfuhrbeschränkungen für Autos angedroht. Besonders Daimler steht im Fokus. Strafzölle, E-Mobilität und Dieselaffäre: Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die Baustellen des Konzerns für Herausforderungen der gesamten Branche.
„Der Diesel hat die deutsche Industrie insgesamt umgeworfen.” Gerade die Debatte um Abgaswerte sei noch lange nicht zu Ende, aber eben kein exklusives Problem der Stuttgarter. „Mein Eindruck war, dass Scheuer ein bisschen Theaterdonner gemacht hat.” Ansonsten habe sich der CSU-Politiker im Diesel-Streit nicht viel bewegt – etwa beim Thema Nachrüstung.
Selbst wenn es beim EQC einen Verzug von ein paar Monaten geben sollte, gehe davon „die Welt nicht unter”, so Dudenhöffer. Schließlich handele es sich um eine neue Technologie. Erst 2020 sollen neue Vorgaben zum CO₂-Ausstoß gelten. Als problematisch betrachtet der Autoexperte dagegen, dass die deutschen Autobauer selbst keine Batteriezellen herstellen können. Die Branche sei vor allem auf Zellen aus Asien angewiesen.
Der Markt sei schwierig. Daimler könnte dabei wegen der höheren Margen noch leichter höhere Preise zahlen. Bosch, Continental – keiner sei hierzulande in die Produktion eingestiegen. „Alle haben Angst, sich bei den Zellen zu verbrennen.” Die Elektromodelle der Konzerntochter Smart kann Daimler derzeit nur mit enorm langen Lieferzeiten verkaufen. Dies sei vor allem der großen Nachfrage geschuldet, so die Daimler-Sprecherin. Smart und Batterien – beide befänden sich in einer Phase des „Hochlaufs”.
Die Stückzahl soll steigen. Probleme wegen der Zellen gebe es aber nicht. Das „Manager Magazin” hatte jüngst berichtet, dass es zwischen dem Zellenhersteller LG Chem und Daimler Streit um Einkaufskonditionen gab. Die LG-Zellen werden auch im EQC verbaut. In Bremen gibt es noch eine weitere Baustelle: Offenbar wird überlegt, hunderte Arbeitsplätze im Bereich Fertigung und Logistik auszulagern.