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Netzwerk für junge Gründer Damit Pläne nicht platzen wie Seifenblasen

Die Business-Angel Weser-Ems-Bremen bringen Start-ups und Kapitalgeber zusammen. An diesem Abend gibt es in der Handelskammer das nächste geheime Rendezvous.
09.04.2018, 19:49 Uhr
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Damit Pläne nicht platzen wie Seifenblasen
Von Lisa Schröder

Engel gelten als scheu – gar bis zur Unsichtbarkeit. Diese Eigenschaft trifft aber nicht nur auf die himmlischen Wesen zu, an die mancher glaubt und mancher nicht, sondern auch auf ganze konkrete Engel. Im Verborgenen unterstützen sogenannte Business-Angels mit ihren Kontakten, ihrem Kapital oder Wissen Gründer. In ein Bild gegossen beginnen Start-ups dank ihrer Flügel zu fliegen. Allerdings wollen die Investoren und Unternehmen meist gar nicht groß darüber plaudern, mit wem sie an welcher Idee arbeiten. Detlef Hanke, der Vorsitzende der Business-Angels Weser-Ems-Bremen, tritt an die Öffentlichkeit deshalb mit gemischten Gefühlen. Denn das von ihm geführte Netzwerk muss selbst eine Aura des Geheimnisvollen umgeben. „Wir leben in einem Widerspruch. Wir müssen präsent sein und zugleich etwas unter dem Radar laufen.“

Das gelingt offensichtlich. Wer sich nicht mit Start-ups beschäftigt, hat von den Engeln im Nordwesten in der Regel noch nichts gehört, deren Auftritt im Internet ist dezent. Junge Gründer dagegen werden durchaus auf den Zusammenschluss aufmerksam: Im vergangenen Jahr bewarben sich bei den Business-Angels Weser-Ems-Bremen immerhin 350 Start-ups aus ganz Deutschland. Wenn ihre Ideen Hanke und seine Kollegen überzeugen, dürfen die Gründer ihre Geschäftsmodelle zunächst einem Gremium aus Experten vorstellen und danach an einem der Matching-Abende des Netzwerks. Genau zwölf Minuten Zeit bekommen die Jungunternehmer für ihre Präsentation. Danach geht es für sie in den entscheidenden Smalltalk mit den Business-Angels bei Häppchen und Getränk. „In diesen Gesprächen geht was ab oder nicht.“

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An diesem Dienstagabend bringt das Netzwerk um Detlef Hanke vier Start-ups aus der Region und 35 Business-Angel für ein Rendezvous in der Handelskammer Bremen zusammen. Ob sich daraus eine langfristige Romanze, also ein Investment oder Kontakt ergibt, das bleibt meist ebenfalls geheim. „Wir fühlen uns nur zuständig bis zum Zeitpunkt des Matchings. Was danach passiert, wissen wir oft gar nicht.“ Seit zehn Jahren gibt es das ehrenamtliche Netzwerk zwischen Oldenburg und Bremen nun. In der Stadt an der Hunte legten die Engel schon ein paar Jahre zuvor los. Kapitalgeber ließen sich dort sogar fast etwas leichter finden als in Bremen: „Dort sind Investoren mit Geld durchaus bereit, in neue Unternehmen zu investieren.“

Was bei der vermögenden Klientel auf dem Land jedoch oft fehle, sei die Affinität für das Internet. „Unsere Business-Angels sind da teils vorsichtig, weil sie sich in diesem Bereich wenig auskennen. Die Gründungen heute basieren aber zu einem erheblichen Teil auf dem Medium.“ Besonders beliebt bei den Business-Angels seien dagegen Geschäftsideen mit konkreten Produkten. Wenn ein Start-up von einem der Mitglieder unterstützt werde, Namen kann Hanke nicht nennen, könnte das durchaus Aussicht auf neues Kapital geben: „Beteiligungen von Business-Angels sind wichtig, weil sie dem Unternehmen ein gewisses Standing geben. Wenn sich Herr Sowieso beteiligt, gibt das die Chance auf einen größeren Investor oder Geld von der Bank.“

Zusammenarbeit im Nordwesten

Der gebürtige Bremer, der heute in Jever lebt, schätzt am Netzwerk der Engel auch die Zusammenarbeit im Nordwesten: „Wir sind Teil der Idee der Metropolregion.“ Alles andere mache auch keinen Sinn, sagt Hanke. Die starke Abgrenzung zwischen Niedersachsen und Bremen sei für die Wirtschaft ein Problem. „Ich bin Bremer und freue mich über Bremens Freiheit, aber diese Wursch­te­lei ist doch schrecklich.“

Am Standort sei es dabei nicht leicht, passende Gründer zu finden „Wir haben hier nicht so viele Start-ups, die die Menschen wirklich vom Hocker hauen.“ Das liege wahrscheinlich auch am Imageproblem Bremens. Teils gebe es Start-ups mit schwierigen Ideen oder mit Geschäftsmodellen ohne große Wachstumsaussichten. Das sei aber notwendig, damit eine Beteiligung für Kapitalgeber überhaupt interessant sei. Zugleich sei es wichtig, dass tatsächlich von den Business-Angels investiert und geholfen werde.

Gegenteiliges spreche sich in der Start-up-Szene schnell rum. „Wir sind ganz stark abhängig, dass wir immer wieder neue Investoren und interessante Start-ups bekommen. Dann blüht das Geschäft.“ Für Unternehmer sieht Hanke vor allem viele Chancen in den Beteiligungen an Start-ups, junge Menschen und ihre Ideen sowie zugleich eine andere Unternehmenskultur kennenzulernen. „Das ist alles drin.“ In drei Gründungen hat der Unternehmer selbst investiert.

Hanke ist in Bremen kein Unbekannter und ebenfalls Gründer. Er baute vor vielen Jahren eine Werbeagentur und schließlich das bereits von ihm verkaufte IT-Unternehmen Hmmh auf. „Ich habe damals geguckt, dass ich meinen Break-even-Point in sehr kurzer Zeit erreiche. Ich habe klein angefangen und das Unternehmen dann erst größer gemacht.“ Dagegen müssten Start-ups heute auf einen Schlag mit fertigen Produkten rauskommen und „viel Wirbel machen“, um genügend Kapital zu bekommen. An diesem Dienstag will Detlef Hanke den Vorsitz des Netzwerks nach fünf Jahren abgeben. Doch auch weiterhin will der Bremer die Business-Angels Weser-Ems-Bremen unterstützen: „Ich habe selbst ein Start-up gegründet und immer sehr viel Sympathie für Menschen gehabt, die etwas bewegen wollen.“

Zur Sache

Wer sich für das Netzwerk interessiert, findet auf www.b-a-web.de den Kontakt.

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