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Warum Meister werden? "Ich möchte zeigen, dass Handwerk cool ist"

Unter den frischgebackenen Meistern, die Freitag in der Handwerkskammer geehrt wurden, ist eine Meisterin für Heizungsbau und Installation und ein Meister für Fahrzeugtechnik, der gerade mal 21 Jahre alt ist.
02.09.2022, 20:24 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Eigentlich hat bei Erik Briken alles mit einem Lada Niva angefangen, an dem Auto hat er bereits als Schüler geschraubt. Jetzt hält der Kfz-Mechatroniker die Urkunde in der Hand und darf sich Meister für Kraftfahrzeugtechnik nennen. Warum er seinen Meister gemacht hat? "Ich möchte junge Menschen ausbilden und ihnen mein Wissen weitergeben." Briken ist 21 Jahre alt.

Briken ist einer von 56 jungen Menschen, die am Freitagabend bei einer Feierstunde in der Bremer Handwerkskammer ihren Meisterbrief erhalten haben – die meisten von ihnen im Gewerk Elektrotechnik. 

Nach dem Abitur begann Briken bei Mercedes Nutzfahrzeuge eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, die er auf drei Jahre verkürzen konnte. Zu dem Zeitpunkt sei ihm bereits klar gewesen, dass er noch seinen Meister machen wolle – allerdings in einem anderen Betrieb.

Maßanfertigungen bei Lieferfahrzeugen

Dafür ging er zu Schutz Fahrzeugbau in Bendingbostel im Landkreis Verden. Das Unternehmen hat 100 Beschäftigte und ist spezialisiert auf Pritschen und Kipper. "Wir machen Maßanfertigungen, wie es der Kunde wünscht oder eben auch Kleinauflagen", erläutert Briken. Diese unterschiedlichen Anforderungen sind es, die dem Kfz-Technikmeister Spaß machen. Für die Meisterschule beurlaubte ihn der Betrieb, sodass er die Kurse in Vollzeit absolvieren konnte. Nun wird der 21-Jährige die Werkstattleitung übernehmen, denn der aktuelle Meister wird zum Jahresende in Ruhestand gehen.

Unter den 56 Absolventen ist auch eine Frau. Franziska Ohmstedt ist nun Meisterin für Heizungsbau und Installation: "Es sollen ruhig mehr Frauen ins Handwerk gehen", sagt sie. Diese würde sie selbst nun auch gerne ausbilden. Dabei war die 27-Jährige ursprünglich gar nicht im Handwerk gelandet. "Ich hatte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau begonnen, das wollte ich aber nicht den Rest meines Lebens machen", erzählt sie. Zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres sei der Betrieb in Insolvenz gegangen und sie habe kein anderes Unternehmen gefunden, das sie übernehmen wollte.

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Und eigentlich habe sie doch eher etwas Handwerkliches machen wollen: "Wir haben einen Pferdehof, mit Trecker und anderer Technik. Da war ich dann immer dabei, und half mit, wenn es etwas zu schrauben gab." Schließlich absolvierte sie ein dreiwöchiges Praktikum bei dem Gebäudetechnikbetrieb Frese & Salbert in Bremerhaven, dort begann sie anschließend ihre Ausbildung. "In diesem Beruf hat man jeden Tag was anderes zu tun, und man hat jeden Tag Kontakt mit anderen Menschen", sagt sie.

Manche Kunden habe sie überzeugen müssen, dass sie als Frau auch anpacken könne. "Als ich noch in der Ausbildung war, sollte ich mit unserem Altgesellen im Dachgeschoss eine neue Heizung montieren. Der Kunde fragte, wie wir beide das schaffen sollen", berichtet sie. Den Beweis hätten sie gemeinsam und erfolgreich erbracht. Der Kunde habe schließlich nicht nur sein Urteil revidiert, sondern ein gutes Trinkgeld und auch noch eine Flasche Schnaps spendiert.

Für Ohmstedt folgten drei Jahre als Gesellin, um Praxis zu sammeln. Neben der Arbeit begann sie dann mit den Meisterkursen. "Das war nach Feierabend am Montag, am Mittwoch und Samstagvormittag. Normalerweise dauert dies eineinhalb Jahre, durch die Pandemie war es ein Jahr länger."

"Handwerk verdient mehr Wertschätzung"

Für diese Zeit verabschiedete sie sich von ihrem Ausbildungsbetrieb und machte ihr Hobby zum Beruf: "Ich bin bei der Freiwilligen Feuerwehr und konnte vor einem Jahr bei der Werksfeuerwehr des Airbus-Werks in Stade anfangen", berichtet die Meisterin. Die Dienste und Schichten hätten sich besser mit dem Besuch der Meisterschule vereinbaren lassen. Nun möchte sie wieder im Bereich Sanitär, Heizung und Klima arbeiten, betont die 27-Jährige. Am Freitagvormittag hatte sie bereits ein Vorstellungsgespräch.

Sowohl Ohmstedt als auch Erik Briken nennen einen weiteren Grund für ihren Meister: "Man will sich immer weiterbilden und nicht stehen bleiben." Was Briken jungen Menschen vermitteln möchte: "Handwerk ist cool und verdient mehr Wertschätzung, als das bei einigen momentan der Fall ist." Diese Aussage ist ganz im Sinne von Bremens Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke. Er betonte am Freitagabend, welche Türen mit einem Meisterbrief in der Hand offen stünden. "Und auch wenn sich die derzeitige Auftragslage etwas eintrüben sollte, behalten Sie ihren Optimismus", so Kurzke.

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