Maria Ohrt liebt es, mit Holz zu arbeiten. Die 27-Jährige hat eine Ausbildung zur Tischlerin gemacht und ging danach für ein halbes Jahr im Rahmen des Erasmus-Programms nach Südtirol. Denn auch junge Menschen im Handwerk können bis zu zwölf Monate ins Ausland reisen und erhalten dafür eine finanzielle Unterstützung. "Erasmus plus" nennt sich das im Handwerk.
Die Tischlerin musste vorher aber viel Zeit investieren: "Ich musste viel herumtelefonieren, bis ich in Südtirol in der Nähe von Bruneck einen Betrieb gefunden hatte." Der Betrieb habe bisher nicht gewusst, dass es das Austauschprogramm auch im Handwerk gibt. Weil sie sich für diese Zeit im Ausland privat krankenversichern musste, sagt sie: "Ich wünsche mir, dass ich als Auszubildende die gleichen Vergünstigungen erhalte wie Studierende – und wenn es nur um den Eintritt in einem Museum geht."
Am Donnerstag wurde sie neben 30 weiteren ausgelernten Handwerks-Azubis, 15 Meisterinnen und Meistern sowie sechs Betriebswirten für ihre herausragenden Leistungen geehrt. Bei der Feierstunde im Bremer Rathaus gab es für Ohrt die Möglichkeit, ihre Forderung an Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) weitergeben. Er und Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke überreichten die Urkunden. Mit ihrer Position rennt Ohrt bei Kurzke offene Türen ein. Er betont, welche Möglichkeiten eine Ausbildung im Handwerk eröffnet, und dass das Abitur heutzutage nicht als "Automatismus Studium" bedeuten sollte.
Nach dem Abi Ausbildung zum Zimmermann
Felix Egge entschied sich nach dem Abitur für eine Ausbildung zum Zimmermann: "Ich wusste nicht, was ich studieren sollte, und wollte auch nicht nach drei Semestern etwas abbrechen, weil es mir nicht gefällt." Über einen Freund kam er zur Zimmerei von Holger Kleine im Viertel, zunächst für ein Praktikum. Die Chemie stimmte, Kleine bot ihm eine Ausbildung an. Nun ist Egge Geselle.
Was das Schöne an der Arbeit ist? "Man steht morgens bei schönem Wetter in Bremen oben auf dem Dach und hat einen herrlichen Blick über die Stadt", sagt der 24-Jährige - das macht auch bei weniger schönem Wetter Spaß. Über die Zeit laufe man an Häusern vorbei, an denen man gearbeitet hat, "und erinnert sich, wo man bei der Arbeit leckeren Kaffee und Kuchen bekam." Er will weiter bei Kleine arbeiten: "Denn nach Ende der Ausbildung kann man in vielen Dingen immer noch dazu lernen." Sein Chef Holger Kleine habe ihn gefördert, sagt Egge. "Immer wenn Holger gemerkt hat, dass man etwas verstanden hat, hat er mir bei den Aufgaben mehr Verantwortung gegeben."
Zu den besten Meistern gehört Philipp Brumm aus Bremerhaven. Er hat als Feinwerkmechaniker seinen Meister gemacht und sagt, dass ihm dies Biss gegeben habe. "Nach der Arbeit noch zur Meisterschule ist manchmal nicht einfach gewesen. Aber je länger ich dabei war, desto mehr wollte ich etwas erreichen." Zu Beginn der Ausbildung hatte der heute 30-Jährige dieses Ziel noch nicht im Blick.
Was ihm Spaß macht? "Wenn wir dem Kunden das fertige Stück endlich übergeben können, das er in Auftrag gegeben hat, ist da schon etwas Stolz dabei – und auch das Gefühl, dass man es dem Kunden guten Gewissens übergeben kann." Das wecke auch den Ehrgeiz, gleich mit dem nächsten Auftrag zu beginnen. Was er, Maria Ohrt und Felix Egge allesamt an ihrem Beruf mögen: "Man kann abends sehen, was man an diesem Tag geschafft hat."