Es ist kurz nach sieben Uhr an diesem ersten Streikmorgen. Am Bremer Hauptbahnhof scheint in Richtung Hannover an diesem Morgen so gut wie nichts zu gehen. Bisher ist fast jeder Regionalexpress (RE1) und Intercity in Südrichtung ausgefallen. In Richtung Hamburg und Köln wird wohl jeder zweite Intercity fahren – danach sieht es zumindest aus.
Lange Schlangen am Infopoint der Bahn oder große Menschenansammlungen auf den Gleisen sind an diesem Morgen aber bisher ausgeblieben. Wie zu hören ist, haben sich die Menschen rechtzeitig informiert. Außerdem sind ja Sommerferien in Bremen und Niedersachsen und eine ganze Reihe von Berufspendlern scheinen weiterhin im Homeoffice zu arbeiten und müssen deshalb nicht mit dem Zug zur Arbeit. Erst am Mittag bildete sich vor dem Infopoint eine lange Schlange mit Reisenden, die im Bremer Hauptbahnhof strandeten, weil weiterführende Züge bestreikt wurden.
Hannelore und Horst Selig wollen eigentlich mit dem Zug in den Urlaub nach Oberstdorf zum Wandern. Weil aber kein Zug in Richtung Hannover fährt, hat man ihnen als Alternative die Fahrt nach Köln ans Herz gelegt. Von dort sollen sie dann mit dem Zug weiter Richtung Süden nehmen. Hannelore Selig sagt: "Wir sind extra etwas früher zum Hauptbahnhof gekommen. In Köln schauen wir mal, da haben wir eine Stunde Aufenthalt. Aber heute gilt für uns: Der Weg ist das Ziel." Für den Streik hat Hannelore Selig Verständnis: "Wenn ich höre, dass die Bahn auch an die Betriebsrenten der Beschäftigten ran will, dann kann ich das verstehen mit dem Streik."
Reisende reagieren flexibel
Ebenso wollte das Ehepaar Willenbrock in Richtung München und dann weiter nach Italien in den Urlaub fahren. Ihr Plan war, in Verden in den Regionalexpress zu steigen, um dann von Hannover aus den ICE in Richtung Süden zu nehmen: "Da fährt ja aber nichts. Unser Sohn wollte uns schon Flüge buchen, aber die hätten 560 Euro gekostet. Da bevorzugen wir doch lieber den Zug." Auch sie nehmen um 7.44 Uhr den Eurocity nach Köln. Der ist gut gefüllt, aber nicht überfüllt, als er in den Bremer Hauptbahnhof einfährt.
Auf den Gängen von den Gleisen zur Bahnhofshalle wird es nur voll, wenn wieder ein Zug der Nordwestbahn oder vom Metronom angekommen ist. Die fahren bisher nach Plan und sind nicht durch den Streik der Bahnbeschäftigten beeinträchtigt. Inzwischen gibt auch die Anzeigetafel in der Bahnhofshalle zuverlässig Informationen, welcher Zug ausfällt. Das war gegen sieben Uhr noch anders. Normalerweise fahren um 7.18 Uhr und 7.27 Uhr die beiden ICE-Züge nach Hamburg, die unter Berufspendlern, die ihren Arbeitsplatz an der Elbe haben, sehr beliebt sind. Auf der Anzeigetafel war nichts davon zu sehen.
Die Deutsche Bahn erstattet für die Zeit des Streiks auf Wunsch kostenlos das Geld für gebuchte Tickets. Alternativ behalten sie ihre Gültigkeit. Bis zum 20. August dürfen Kunden damit flexibel reisen. Die Zugbindung von Sparpreisen und Supersparpreisen ist aufgehoben, bis der Streik vorbei ist. Reisende können für die Weiterfahrt auch Züge anderer Kategorien nutzen. In diese Möglichkeit sind Nahverkehrszüge eingeschlossen.
Eine andere Alternative wären die Flixbusse und Flixtrains, um nach Hamburg oder Köln zu kommen. Die Preise für die Zugtickets kosten für diesen Mittwoch inzwischen 60 Euro. Am Dienstag kostete eine Fahrt noch 25 Euro. Außerdem sind die Züge fast ausgebucht. Kostete außerdem am Dienstag eine Fahrt mit dem Bus nach Hamburg für den heutigen Mittwoch noch 7,99 Euro, liegen die Preise jetzt bei 19,99 Euro. Nur die letzte Abendverbindung gibt es noch für 9,99 Euro. Ein Bus ist bereits ausgebucht.