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Bremen als Beispiel für andere Städte Deutsche Post macht Baumarkt zum Verteilzentrum

Für den früheren Bahr-Baumarkt an der Stresemannstraße gibt es neue Pläne. Die Deutsche Post will ihn zum DHL-Verteilzentrum umbauen. Im Zuge der E-Offensive soll das Projekt Beispiel für andere Städte sein.
09.08.2021, 20:11 Uhr
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Deutsche Post macht Baumarkt zum Verteilzentrum
Von Florian Schwiegershausen

Die Farben der Fassaden des früheren Max-Bahr-Baumarkts an der Stresemannstraße in Bremen-Hastedt vergilben immer mehr. Bald soll sich hier aber etwas tun. Denn nach Informationen des WESER-KURIER will die Deutsche Post das Gebäude zu einem neuen DHL-Verteilzentrum umbauen. So ist es aus dem Umfeld des ehemaligen Baumarkts zu vernehmen. Wenn alles fertig ist, will die Deutsche Post mit mehr Elektro-Fahrzeugen unterwegs sein und etliche gefahrene Lkw-Kilometer quer durch das Stadtgebiet einsparen. Damit will sie ihrem Ziel näher kommen, als Unternehmen bis 2050 klimaneutral zu sein.

Das geplante Zustellzentrum soll mittelfristig die bisherigen sechs Zustellstandorte rechts von der Weser ersetzen, so ist es zu hören, weil davon so manches Gebäude in die Jahre gekommen sei und sich im Rahmen der Unternehmensoffensive zur Elektromobilität nicht mehr eigne. Es gebe nicht mehr ausreichenden Platz für die Ladeinfrastruktur. Die sechs Standorte dienen heute der Umsetzung der sogenannten "letzten Meile". Von hier aus liefern die Zusteller Briefe und Pakete ans Ziel: in die Filiale, in die Packstation oder an den Endkunden. Die Zustellpunkte, die schließen sollen, sind der an der Kürfürstenallee, an der Lilienthaler Heerstraße, der Berliner Freiheit und der Hastedter Heerstraße sowie nahe dem Stahlwerk in der Hüttenstraße. Vom Zustellpunkt an der Domsheide sollen zunächst 35 von 71 Bezirken an die Stresemannstraße verlagert werden. Langfristig sollen aber auch von hier alle Bezirke nach Hastedt umziehen.

Mehr als 100 Ladesäulen für E-Autos

Auf den mehr als 20.000 Quadratmetern Fläche des ehemaligen Baumarkts sollen unter anderem knapp 300 Stellplätze für Lieferfahrzeuge entstehen. Mehr als 100 davon werden über eine Ladestation verfügen, um die Paketautos wieder aufzuladen. Außerdem werden hier Elektrofahrräder und herkömmliche Fahrräder zum Einsatz kommen. Denn Ziel sei eben auch, vom neuen Standort aus mehr Briefe und Pakete mit Lastenrädern auszuliefern. Von der Stresemannstraße aus ist man schnell in der Vahr, auf dem Peterswerder, im Viertel und in Schwachhausen sowie der Östlichen Vorstadt.

Der neue Standort soll die Umweltbilanz der Deutschen Post/DHL erheblich verbessern. In einer Präsentation, die dem WESER-KURIER vorliegt, heißt es außerdem: "Der Neustandort wird der größte innerstädtische Zustellstützpunkt der DPDHL-Group und ein Vorbild für zukünftige Lösungen in anderen Metropolregionen."

Die Deutsche Post wirbt außerdem damit, dass es Ressourcen schont, wenn man eine Bestandsimmobilie umbaut, statt ein Logistikgebäude neu zu errichten. Die Um- und Einbauten dafür seien überschaubar. Für die bisherigen Standorte geht die Deutsche Post künftig von einer anderen Nutzung aus. Weil die Gebäude zum Teil auch etwas in die Jahre gekommen seien, wäre durchaus auch an einigen Standorten eine Wohnbebauung denkbar, wenn es der Bebauungsplan zulasse. Schon jetzt befinden sich einige Standorte in Wohngebieten – beispielsweise der an der Kurfürstenallee in Schwachhausen. Allein die Bündelung der Logistik an einem Standort spare eine ganze Reihe von Versorgungs- und Entsorgungsfahrten. Das Unternehmen rechnet vor, dass der neue Standort täglich etwa 600 Kilometer Lieferverkehr einspart, der momentan noch von mit Diesel betriebenen Lkw ausgeführt wird. In 15 Jahren könnten mehr als 2,5 Millionen Kilometer eingespart werden.

Zentrale Lage für Auslieferung mit E-Mobilität

Lkw mit Paketen werden in Zukunft von den DHL-Frachtzentren in Hemelingen und im Güterverkehrszentrum zur Stresemannstraße kommen, um sie dort weiter auf die Zustellbezirke zu verteilen und an den Endkunden auszuliefern. Die Dächer sollen begrünt werden, und auch etliche Bäume sollen auf das Gelände verteilt gepflanzt werden. Für dieses Gesamtkonzept will die Deutsche Post auch in anderen Städten Standorte in zentraler Lage finden, um per elektrischem Gefährt möglichst viele Endkunden erreichen zu können. Der Bauantrag für das Pilotprojekt in Bremen soll zeitnah bei der Behörde eingehen. Dem Bauressort liegen die Pläne aber bereits seit Längerem vor.

Bis vor zwei Jahren hat Daimler in diesem Bahr-Baumarkt noch Autoteile gelagert. Wie auch der ehemalige Bahr-Baumarkt in Habenhausen gehörte das Objekt bisher XXXLutz. Als Bahr 2013 in Insolvenz ging, hatte die Möbelkette bundesweit eine ganze Reihe der Baumarkt-Standorte übernommen. Anfangs war das Ziel, überall ein Möbelhaus zu eröffnen – entweder unter eigenem Namen oder als Markt der Tochterfirma Mömax.

Für den ehemaligen Bahr-Baumarkt in Habenhausen wurde auch ein Bauantrag gestellt. Dort hatte Daimler zeitweise ebenfalls Ersatzteile zwischengelagert. Um die Pläne zum Umbau zu einem Möbelmarkt ist es dort still geworden. Die Deutsche Post plant dem Vernehmen nach allerdings links der Weser langfristig ebenfalls einen zentral gelegenen Zustellpunkt, der die bisherigen Standorte ebenso ersetzen soll.

Zur Sache

So kam es zum Ende von Max Bahr

Im Juli 2013 meldete die Baumarkt-Kette Praktiker Insolvenz an. Im Konkurrenzkampf der Branche wurde das Unternehmen zum Opfer des eigenen Erfolgs. Viele Verbraucher dürften den Werbeslogan "20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung" noch im Kopf haben. Das Angebot führte aber dazu, dass viele Kunden immer nur während der 20-Prozent-Aktion einkauften, ansonsten war es in vielen Baumärkten leer.

Zuvor hatte der Metro-Konzern seinen Anteil an Praktiker an die Börse gebracht. Teil des Unternehmens waren auch die Bahr-Baumärkte. Bereits 2012 zeichnete sich bei Praktiker die finanzielle Schieflage ab. Man versuchte die Wende, indem man einige Märkte in "Max Bahr" umfirmierte. Aber auch das half nichts. Die Insolvenz war nicht mehr abzuwenden. Ein Teil der Märkte ging an Konkurrenten wie Bauhaus, Hagebau und Hellweg. Und eine Anzahl im zweistelligen Bereich wurde schließlich von der Möbelkette XXXLutz erworben, die hier in der Region nun einen Standort bei Dodenhof in Posthausen hat.

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