Baltika statt Beck's – so kurz könnte man es auf den Punkt bringen. Denn Russland hat Deutschland aus der Top-5 der weltweiten Bierproduzenten verdrängt. Die Russen trinken mehr Bier als die Deutschen. Spötter könnten sagen: Kein Wunder, denn nüchtern kann man Diktator Wladimir Putin ja kaum ertragen. Es hängt aber eher damit zusammen, dass die Deutschen immer weniger Bier trinken. Wenn überhaupt, greifen sie eher zu Biermixgetränken und verstärkt zu alkoholfreiem Bier.
Die Brauereien haben sich längst darauf eingestellt. Je größer die Brauerei, desto größer ist das Angebot an Getränken, die keinen Alkohol oder nur etwas Bier enthalten. Es ist genau 15 Jahre her, dass die Kölner Gaffel-Brauerei unter der Bezeichnung "Fassbrause" einen Mix aus 70 Prozent Zitronenlimonade und 30 Prozent alkoholfreiem Kölsch auf den Markt brachten. Angesichts des Erfolges folgten mehrere große Pils-Brauereien und brachten einen ähnlichen Mix auf den Markt. Die bekannte Paulaner-Brauerei verzichtete ganz auf Alkohol und nahm die Produktion einer Spezi auf. Die Brauerei steht bundesweit inzwischen mit an der Spitze bei der Produktion von Cola-Mixgetränken.
Inzwischen geht der Trend zu naturtrübem Alster – außerhalb der Grünkohl-Region auch Radler genannt wird. Da hat sich inzwischen am Weserdeich die Beck's-Brauerei endlich mal wieder eine Innovation getraut. Seit Frühjahr gibt es dort auch ein Beck's Blue Lemon 0,0 als alkoholfreies Alster. All diese Beispiele zeigen, dass große Brauereien reagieren können. AB-Inbev hatte als weltgrößter Brauereikonzern schon vor sieben Jahren die Strategie, dass bis Ende 2018 jedes verkaufte Bier aus dem Konzern alkoholfrei oder alkoholreduziert sein wird.
Kleineren Brauereien fällt das schwerer, sodass wohl einige verschwinden werden. Zumindest ist Deutschland weiterhin Weltmeister bei der Hopfenproduktion mit der Hallertau in Bayern als weltweit größtes zusammenhängendes Hopfengebiet. Wenn die Deutschen immer weniger Bier trinken, geht der Hopfen eben in den Export. Dennoch: Die Brauereien sollen sich etwas trauen. "Prost" auf Russisch heißt übrigens "Sa sdorowje" nicht "Na sdorowje" – übersetzt: für die Gesundheit.