77 Passagiere sind am Freitagnachmittag an Bord der MS „Sans Souci“ gegangen. Vom Anlegeplatz Am Tiefer an der Wilhelm-Kaisen-Brücke startet an diesem Sonnabend ihre Fluss-Kreuzfahrt. Ziel der Reise ist Amsterdam. An diesem Tag soll die Tour über Elsfleth und Oldenburg gehen und fahrplanmäßig um 23 Uhr in Kampen festmachen. Die Reise ist ausgebucht – ganz zur Freude von Oliver Steuber, dem Geschäftsführer vom Bremer Unternehmen Plantours-Kreuzfahrten.
Steuber freut sich vor allem auch deshalb, weil die Geschäfte insgesamt gut laufen und auf allen sieben Flusskreuzfahrtschiffen, die für Plantours in Charter fahren, nur in Ausnahmefällen ein Kabinenplatz frei ist. Flusskreuzfahrten boomen, zwar nicht in dem Maße wie bei den Hochseekreuzfahrten (dort verzeichnete der deutsche Markt 2016 ein Wachstum von 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), aber es gibt ein stetiges Plus: 2,8 Prozent waren es 2016, was 435 000 Passagiere entspricht, die eine Fluss-Kreuzfahrt machten. Plantours lag dabei sogar etwas über diesem Wert: Das Unternehmen verzeichnete mit etwa 5600 Gästen drei Prozent mehr an Passagieren.
Insgesamt gibt es aber eine Steigerung von sieben Prozent: Dafür sorgte die MS „Hamburg“ - das einzige Hochseekreuzfahrtschiff in der Plantours-Flotte. Das 144 Meter lange und 1997 auf der MTW-Wismar-Werft gebaute Schiff, ausgelegt für 400 Passagiere, beförderte 2016 etwa 10.000 Gäste – vier Prozent mehr als 2015.
Chartervertrag verlängert
Und noch etwas ist ganz im Sinne Steubers: Plantours hat den Chartervertrag mit der MS „Sans Souci“ ab 2018 für fünf Jahre verlängert. Seit vier Jahren fährt das 82 Meter lange und 9,50 Meter breite Schiff bereits für Plantours. Die ,Sans Souci' passe perfekt zum Unternehmen, so Steuber: „Sie ist klein und hat eine persönlich-familiäre Note.“
Für Letzteres sorgt vor allem auch Peter Grunewald: Er ist nicht nur Kapitän der MS „Sans Souci“, sondern auch Eigentümer des Schiffes. Eine Kombination, die so nur einmal auf deutschen Flusskreuzfahrtschiffen vorkomme, meint Grunewald. 2007 hatte der Kapitän die „Sans Souci“ gekauft. „Er hat logischerweise eine enge Beziehung zum Schiff, einen sehr persönlichen Draht zu den Passagieren und kann sich in seiner Doppelfunktion schnell auf unvorhergesehene Situationen einstellen und entsprechend reagieren“, sagt Steuber.
Die MS „Sans Souci“ steht stellvertretend für das Konzept von Plantours: „Wir fahren eben auch abseits der Rennstrecken wie Rhein und Donau“, so der 50-jährige Kapitän. Dafür sei das Schiff von den Maßen auch bestens geeignet: „Die Breite des Schiffes ist eigentlich vorgegeben – denn nur so passen wir mit 9,50 Meter auch durch die schmalste Schleuse in Rathenow auf der Unteren Havel-Wasserstraße mit einer Torbreite von 9,60 Meter.“ Und wenn es wegen Brücken einmal von der Höhe her eng wird, dann wird mal eben das Führerhaus hydraulisch abgesenkt – ein Vorgang der innerhalb von Sekunden abgeschlossen ist. Allerdings muss auch noch das Sonnendeck entsprechend vorbereitet werden: Die Geländer werden eingeklappt, die Sonnensegel und die Stühle entfernt.
Außerdem muss das Schiff den Umweltanforderungen entsprechen: Die 2000 gebaute „Sans Souci“ hat vor vier Jahren neue Motoren erhalten. „Wir fahren schwefelarmen Diesel, der gleiche, der auch in die Autos kommt“, so Grunewald. Im Durchschnitt verbrauche das Schiff 1000 Liter pro Tag. Damit werde aber auch der gesamte Strom erzeugt und beinhalte auch die Energie fürs Heizen und Kühlen.
28 Mitarbeiter in Bremen
„Wir bedienen mit unseren Schiffen Nischenmärkte“, erklärt Steuber, der seit 2006 Geschäftsführer bei Plantours ist. „Wir bieten exklusive Fahrten an, wo viele Mitbewerber aufgrund der Größe ihrer Schiffe nicht entlang fahren können.“ So gibt es beispielsweise nicht nur Touren wie Bremen nach Amsterdam, sondern auch Bremen-Berlin oder Hamburg-Berlin. Im nächsten Jahr gibt es mit der MS „Sans Souci“ auch eine regionale Routenpremiere: Das Schiff verbindet über Elbe, Ems und IJsselmeer über Hannover, Minden, Papenburg die Metropolen Hamburg und Amsterdam auf dem Wasserweg. Neu im Programm ist auch eine Flussreise von Kiel nach Bremen. Sie beinhaltet die Passage des Nord-Ostsee-Kanals und jeweils einen Halt in Hamburg und Hannover. Insgesamt gibt es im nächsten Jahr mit den sieben Flusskreuzfahrtschiffen 70 Reisetermine. Dazu gehören auch Fahrten auf der Wolga. Abseits des Massentourismus ist auch die MS „Hamburg“ unterwegs: So stehen unter anderem auch Fahrten mit Expeditionscharakter an: Es geht in die Arktis und Antarktis, zu den Großen Seen Nordamerikas oder zum Amazonas.
Das Unternehmen Plantours, gegründet 1980, beschäftigt derzeit in Bremen 28 Mitarbeiter. 2016 machte es mit seinen Reisen einen Umsatz von insgesamt 39 Millionen Euro. Die Tagesraten liegen je nach Fahrtgebiet zwischen 140 und 220 Euro. Die Summe der Erlöse aller verkauften Flussreisen an Reisende aus dem deutschen Quellmarkt stieg laut Deutschem Reiseverband 2016 um etwa 13,7 Millionen Euro auf 448,7 Millionen Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 3,1 Prozent. Es gebe auch regionalwirtschaftliche Effekte, so Geschäftsführer Steuber: Ein Großteil der Reisenden kommt von weiter her. Viele von ihnen reisen einen Tag eher an und übernachten dann gerne in der Stadt, von der die Reise beginnt. Wobei das nicht auf die eine Reisegruppe zutrifft, die Freitag an Bord der „Sans Souci“ gestiegen ist – sie stammt aus Dörverden.