Dieser 1. Oktober ist für die Commerzbank ein wichtiger Stichtag. Denn die Girokarten, die von nun an an die Kunden ausgegeben werden, werden nicht mehr über die Zahlungsfunktion der Geldkarte verfügen. Wer als Bestandskunde noch über einen Geldkartenchip auf seiner Girokarte verfügt, kann dort weiterhin bis zu 200 Euro aufladen. Damit kann er dann anschließend etwa in Bremen an den Parkscheinautomaten entlang der Straße sein Ticket bezahlen oder am Automaten eine Schachtel Zigaretten ziehen. Dies sind wohl auch die Bereiche gewesen, bei denen die Karte, die mit einer Art virtueller Geldbörse verglichen werden kann, am häufigsten zum Einsatz gekommen ist. Denn geht die Karte verloren oder zerbricht, ist damit auch das Guthaben auf der Geldkarte futsch. Die ausgebende Bank konnte nicht nachverfolgen, wie viel Geld sich darauf befunden hat.
Doch das kontaktlose Zahlen hat durch die Corona-Pandemie nochmals einen Schub genommen. Das ist auch das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Demnach haben im vergangenen August bei Einkäufen vor Ort 54 Prozent, also mehr als jeder Zweite, mindestens einmal kontaktlos mit der Girokarte oder der Kreditkarte bezahlt. Die Karte muss dazu nur kurz vor das Lesegerät gehalten werden. Dafür muss sie allerdings über einen NFC-Chip verfügen. NFC ist die Abkürzung für „Near Field Communication“ – also der nahen Kommunikation im Umfeld. Laut der Umfrage unter 1003 Personen zahlte jeder Dritte im August sogar per Smartphone oder Smartwatch. Dies wird auch beflügelt durch Zahldienste wie Apple Pay und Google Pay. 26 Prozent der Befragten gaben an, jede Woche regelmäßig kontaktlos per Karte zu zahlen.
16 Prozent nutzten ihr Smartphone oder die Smartwatch mehrmals pro Woche zum Bezahlen. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sagte: „Gerade das Smartphone eignet sich ideal zum Bezahlen: Wir haben es immer dabei und dank biometrischer Schutzmechanismen wie etwa dem Fingerabdruckscan ist es auch besonders sicher.“ Der Verband fordert nun, dass an jeder Kasse mindestens eine europaweit nutzbare, digitale Bezahloption angeboten werden sollte. Lag die Summe anfangs bei bis zu 25 Euro, die man beispielsweise im Supermarkt durch das einfache Halten vor das Zahlungsgerät begleichen konnte, wurde im Zuge des Corona-Lockdowns die Summe auf 50 Euro gesetzt. Dies sollte verhindern, dass die Kunden am Zahlungsgerät ihre Pin per Tasten eingeben müssen.
Eine repräsentative Umfrage vom Verbraucherzentrale Bundesverband von Januar 2019 ergab dagegen noch, dass 55 Prozent der Befragten noch nie mobil gezahlt haben. 59 Prozent der Befragten gaben Sicherheitsbedenken an, warum sie das mobile Bezahlen nicht nutzen. 45 Prozent gaben Bedenken beim Datenschutz an. In der Tat lässt sich beim kontaktlosen Bezahlen leichter zurückverfolgen, wer, wann wo etwas gezahlt hat. Bei der Geldkarte geht es anonymer zu: Da reicht es einfach, die Karte ins Gerät zu schieben, die Summe wird abgebucht – fertig. Diese Zahlungen lassen sich sehr viel schwieriger zurückverfolgen.
Die Bequemlichkeit siegt
Aber die Bequemlichkeit bei den Verbrauchern siegt anscheinend. Beim kontaktlosen Zahlen muss man eben nicht wie bei der Geldkarte erst einen Betrag aufbuchen. Ohnehin hatte es die Geldkarte über all die Jahre immer schwer. Die beste Zeit hatte sie im Jahr 2007. Damals waren es laut der Euro Kartensysteme in Frankfurt knapp 53 Millionen Zahlungsvorgänge. Im Jahr 2016 waren es dagegen etwas mehr als 29 Millionen Zahlungsvorgänge. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken als federführender Verband der Deutschen Kreditwirtschaft gab an, dass im Jahr 2018 wohl lediglich 0,75 Prozent der sich im Umlauf befindlichen Geldkarten aktiv genutzt wurden.
So haben bereits vor der Commerzbank schon andere Geldinstitute das Ende dieser Zahlungsfunktion besiegelt. Bei den Volksbanken haben die letzten Kunden eine Karte mit Geldkartenchip Ende 2017 erhalten. Da die Karten vier Jahre gültig sind, bedeutet das das Aus für Ende 2021. Die Deutsche Bank hatte ebenso Mitte 2018 den Rückzug angekündigt. Ingo Limburg, Sprecher der Euro Kartensysteme in Frankfurt, sagte: „Die Sparkassen statten seit Juli 2020 beim turnusmäßigen Kartenaustausch neu ausgegebene Debitkarten und Sparkassen-Cards nicht mehr mit den Prepaid-Funktionen Geldkarte oder Girogo aus.“ Auch hier erfolgt der Tausch automatisch nach vierjähriger Kartenlaufzeit. Damit ist also klar, dass spätestens Ende 2024 das Aus für die Geldkarte besiegelt ist. Entsprechend stellen Werder Bremen, die Brepark, Tabak Wolters und andere Unternehmen langfristig auf das kontaktlose Bezahlen um.