Forschen, entwickeln und arbeiten – und das gemeinsam über unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen hinweg zusammen mit industriellen Partnern. Dafür steht das Ecomat („Center for Eco-efficient Materials & Technologies“) in der Bremer Airport-Stadt, das vor gut einem Jahr an den Start gegangen ist. Ziel dieser Denkfabrik ist es, neue Materialien insbesondere im Bereich Leichtbau zu entwickeln – eine Schlüsseltechnologie, die nicht nur im Flugzeugbau von großer Bedeutung ist. Das Ecomat bietet Platz für 500 Experten.
Hinter der Denkfabrik steht die Stadt Bremen. Über die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und die WFB-Tochter Hage-Grundstücksverwaltungsgesellschaft wurden 73 Millionen Euro in den Bau investiert. Diese Investition soll sich über die Vermietung über eine Laufzeit von rund 33 Jahren refinanzieren. Das Konzept geht bislang auf. Nach Angaben der WFB ist das 22.000 Quadratmeter große Gebäude zu 90 Prozent vermietet.
Ankermieter ist das Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus. Neben der Testia GmbH und dem Faserinstitut Bremen (Fibre) als weitere zentrale Hauptmieter gehören industrielle Partner, mittelständische Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt zu den Akteuren in der Denkfabrik Ecomat.
Im Ecomat werde auch in der Corona-Krise geforscht und gearbeitet, aber wie fast überall natürlich unter den aktuellen Rahmenbedingungen stark verändert, sagt eine Sprecherin der WFB. Viel erfolge im Homeoffice beziehungsweise über Video- und Telefonkonferenzen. „Die notwendigen Arbeiten im Labor und im Technikum erfolgen aber natürlich vor Ort.“ Ganz komplett wird das Ecomat aber erst Ende August sein – in zweierlei Hinsicht: Bis dahin sollen die Arbeiten für Teilbereiche des außen liegenden Sonnenschutzes abgeschlossen sein. Außerdem soll bis dahin laut WFB der restliche Einzug der insgesamt 300 Airbus-Mitarbeiter erfolgt sein.
Kurze Wege beschleunigen Forschungs- und Innovationsprozesse
Für Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) ist es der richtige Weg, dass sich in diesem Bremer Forschungs- und Technologiezentrum viele starke Partner unter einem Dach finden. „So beschleunigen kurze Wege und gemeinsame Projekte Forschungs- und Innovationsprozesse.“ Neben dem Mehrwert durch fachlichen Austausch und Verständnis für die jeweiligen Bedarfe aus Wissenschaft und Wirtschaft, biete eine im Rahmen des Ecomats langfristig ausgelegte Partnerschaft auch Synergien im Bereich der Lehre und Ausbildung.
„Die aus den gemeinsamen Aktivitäten abgeleiteten Ergebnisse fließen nicht nur in zukünftige Produkte und Anwendungen, es lassen sich hieraus auch Qualifizierungs- und Personalbedarfe für die Zukunft ableiten, die gemeinsam durch Wirtschaft und Wissenschaft am Standort Bremen sichergestellt werden können.“
„Im Ecomat widmen sich alle Beteiligten dem Thema Leichtbau als Schlüsseltechnologie durch interdisziplinäre und intersektorelle Zusammenarbeit“, so Hans Georg Tschupke, Abteilungsleiter Innovation, Industrie, Digitalisierung bei der Wirtschaftssenatorin. Dabei betrachte und analysiere man Technologien als System von einer anwendungsorientierten Perspektive aus. „Neue Entwicklungen finden bereits in einem frühen Stadium branchenübergreifend Verwendung.“ Hinzu komme, dass die Mieter Laboreinrichtungen und das Technikum gemeinsam nutzen können. „Dies spart Kosten und bietet Spielraum für gemeinsame Anschaffungen.“
Leichtbau wird von Experten nicht nur als Schlüsseltechnologie für künftigen Flugzeugbau gesehen. Auch in der Automobilindustrie, in der Offshore-Branche und im Schiffbau soll Leichtbau immer mehr eine große Rolle spielen.