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Oslebshauser Schleuse Ein 600-Tonnen-Tor für den Industriehafen

Schweres Gerät an der Oslebshauser Schleuse: In den vergangenen Tagen ist an der Einfahrt zum Industriehafen das Schleusentor am Außenhaupt ausgetauscht worden. Es hat ein Gewicht von 600 Tonnen.
14.06.2018, 20:00 Uhr
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Ein 600-Tonnen-Tor für den Industriehafen
Von Peter Hanuschke

Es kommt zwar regelmäßig vor, aber beim Tor-Tausch an der Oslebshauser Schleuse deshalb von Routine zu sprechen, wäre zu weit gegriffen: Schließlich passiert so etwas planmäßig nur etwa alle zehn Jahre. Und so ein 600 Tonnen schweres, 36 Meter langes und 16,70 Meter hohes Schleusentor vom Schwimmkran aus am Haken zu haben und präzise herabzulassen und einzubauen, ist immer wieder eine große Herausforderung.

Und die haben Mitarbeiter der Hafengesellschaft Bremenports in dieser Woche wieder erfolgreich gemeistert. Seit 1910 sorgt die Oslebshauser Schleuse für eine gleichbleibende Wassertiefe im Industriehafen. Zuletzt wurde die Schleuse 1981 erweitert und bringt es nach baulichen Veränderungen auf eine Kammerlänge von 249 Metern. Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu zehn Metern können sie passieren.

Im Industriehafen ist knapp die Hälfte des Umschlags der Stadt Bremen konzentriert. Die Art der Güter ist vielfältig: Stahl und Stahlerzeugnisse, Holz, Projektladung, Fahrzeug- und Anlagenteile gehören ebenso dazu wie Massengüter – beispielsweise Mineralöle, Bau- und Abfallstoffe. Die etwa 50 ansässigen Umschlag- und Logistikbetriebe als auch Unternehmen des industriellen Gewerbes beschäftigen etwa 3000 Mitarbeiter.

Einbau in das Außenhaupt

Im vergangenen Jahr wurde die Schleuse von 1398 Seeschiffen passiert. Eine Störung der Anlage wäre der Supergau. Um das zu vermeiden, steigen nicht nur regelmäßig Taucher ins Wasser und überprüfen den Zustand, sondern werden auch alle Schleusentore regelmäßig komplett überholt. Deshalb erfolgte in dieser Woche am sogenannten Außenhaupt – es liegt zur Weserseite – der Schleusentor-Tausch. „Die Erneuerung des Schleusentors ist eine zentrale Maßnahme, um die Funktionsfähigkeit des Industriehafens zu sichern“, so Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe.

Zunächst wurde am Dienstag das Reservetor mit einem Schwimmkran von seinem Liegeplatz im Industriehafen in den Neustädter Hafen auf eine Warteposition verholt. Einen Tag später wurde das Außenhaupttor ausgebaut und ebenfalls in den Neustädter Hafen verbracht. Am Donnerstag erfolgte dann planmäßig der Einbau des bisherigen Reservetors in das Außenhaupt.

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Das „neue“ Schleusentor war in den vergangenen Monaten durch German Dry Docks im Fischereihafen in Bremerhaven turnusgemäß instand gesetzt und neu konserviert worden. Neben diesen Routinearbeiten wurde das Tor mit einer etwa einen Meter hohen zusätzlichen Hochwasserschutzwand versehen. Dies soll die Schleusenanlage künftig gegen höher auflaufende Sturmfluten sichern. Die Kosten für die Sanierung beliefen sich laut Bremenports auf etwa drei Millionen Euro.

Zusätzlich wird die Schleusenanlage mit einem Deich und durch eine Erhöhung der Spundwände gegen höher auflaufende Fluten geschützt. Häfenstaatsrat Jörg Schulz, der sich als Aufsichtsratsvorsitzender vor Ort über den Einbau des Tores informierte, hob die erheblichen finanziellen Anstrengungen hervor, die das Land Bremen zur Unterhaltung der Häfen aufbringt. „Erhalt und Ausbau der öffentlichen Infrastruktur ist eine zentrale politische Aufgabe."

Nicht immer verläuft alles problemlos

Insgesamt geht es bei der Erneuerung der insgesamt drei Schleusentore – Außenhaupt, Binnenhaupt, Reservetor – um ein Investitionsvolumen von 10,5 Millionen Euro. Nach der Ertüchtigung des Reservetors, dass jetzt als Außenhaupt eingebaut wurde, werden auch die beiden anderen Tore nacheinander erneuert und an die neuen Sollhöhen für Hochwasser angepasst.

Circa zwei Drittel der Kosten sind den normalen Unterhaltungsmaßnahmen zuzuordnen. Das restliche Drittel sind Gelder aus der Förderung des Bundes für den Hochwasserschutz. Dass bei Schleusen nicht immer alles problemlos verläuft, zeigt das Beispiel Kaiserschleuse in Bremerhaven. Die Schleuse wurde Ende 2011 durch eine Arbeitsgemeinschaft (Arge) aus Hochtief, Strabag und August Prien fertiggestellt.

Seitdem gab es immer wieder Probleme, die Schleuse mussten zeitweise über Monate gesperrt werden. Dass die Schleuse erneut repariert werden muss, steht lange fest. Nur was überhaupt gemacht werden muss, um einen übermäßigen Verschleiß am Rad-Schienen-System künftig zu vermeiden, ist immer noch offen.

Kostenverteilung steht fest

„Bei der Kaiserschleuse sind wir nach wie vor dabei, die weiteren technischen Notwendigkeiten mit einem Fachbüro in enger Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Kaiserschleuse zu erarbeiten“, so Bremenports-Sprecher Holger Bruns. Fest steht aber bereits, wie sich die Kosten verteilen würden: Danach übernimmt Bremen ein Drittel und die Arge zwei Drittel der Kosten. Insgesamt geht es um ein Volumen von 22,5 Millionen Euro.

Darin enthalten sind die etwa 14 Millionen Euro für die erste Reparatur – damals wurde die Kaiserschleuse für 13 Monate stillgelegt – und die Kosten für die künftigen Arbeiten. Die städtische Hafengesellschaft Bremenports sieht die Arge zwar in der Gewährleistungspflicht, wollte aber einen langjährigen Gerichtsprozess vermeiden und mit der Bildung der Arbeitsgruppe schnell eine Lösung für die Kaiserschleuse finden.

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