- Welche Wartezeiten gibt es?
- Wie steht es um neue Wohnungen?
- Wie zufrieden sind die Handwerksbetriebe?
- Wie weit reichen die Aufträge in die Zukunft?
- Womit rechnen die Betriebe bis Sommer?
- Was verschärft die Situation im Handwerk?
- Wo läuft es am besten im Handwerk?
Wer für seine Immobilie in Bremen eine Wärmepumpe haben möchte, muss im schlimmsten Falle ein Jahr auf den Einbau warten. Das sagte der Präses der Bremer Handwerkskammer, Thomas Kurzke, bei der Präsentation der aktuellen Frühjahrsumfrage unter den Bremer Betrieben. Bei einem Dach, das neu gedeckt werden soll, könne es schon mehrere Monate dauern, bis der Betrieb überhaupt mit den Arbeiten beginne, so Kurzke. Was die aktuelle Konjunkturumfrage der Bremer Handwerkskammer noch verrät:
Welche Wartezeiten gibt es?
Die sind nach wie vor unterschiedlich. Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer, erzählte ein Beispiel: "Ich wollte bei mir im Sanitärbereich die Fugen neu machen lassen. Ein Betrieb nannte mir einen Termin in einem Jahr, weil ich nicht zu seinen Stammkunden gehöre. Ein anderer Betrieb hat mich am Telefon direkt gefragt, wann er eine Woche später anfangen kann." Lüder Kathmann, Geschäftsführer vom gleichnamigen Bauunternehmen, gab an, dass die Kunden für kleine Arbeiten dieser Art bei ihm innerhalb von vier Wochen einen Termin bekommen würden. "Für solche Arbeiten haben wir ein Team von 22 Beschäftigten." 114 Beschäftigte sind derzeit bei dem Bremer Bauunternehmen beschäftigt, das auch schlüsselfertige Häuser baut.
Wie steht es um neue Wohnungen?
Im Bereich Neubau habe es in diesem Jahr bisher so gut wie keine neuen Ausschreibungen gegeben, bei denen Kathmann ein Angebot hätte abgeben können – abgesehen von Projekten der städtischen Wohnungsgesellschaft Gewoba. Angesichts der gestiegenen Zinsen und der gestiegenen Preise für die Baumaterialien halte man sich beim Thema Neubau derzeit zurück, derzeit laufe lediglich ein Bauprojekt in Findorff. Im Hinblick auf die Preisentwicklung sagte der Betriebswirt: "Die Preisentwicklung wird dazu führen, dass wir dort auf 15 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter kommen."
Wie zufrieden sind die Handwerksbetriebe?
Die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Bremen zeigt: Insgesamt befindet sich die Konjunktur im Bremer und Bremerhavener Handwerk noch auf einem stabilen Niveau. Präses Kurzke sagte: "Das düstere Bild, das wir im Herbst noch beschrieben haben, ist nicht ganz so eingetreten, wie wir es befürchtet hatten." Was allerdings zu beobachten ist: Die Auftragsreichweite sinkt, also die Zeitspanne, wie lang die Aufträge noch in die Zukunft reichen.

Thomas Kurzke, Präses der Handwerkskammer Bremen.
Wie weit reichen die Aufträge in die Zukunft?
Nachdem im Frühjahr 2022 diese Zeitspanne laut der Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligten, bei 27 Wochen lag, gaben die Betriebe die Auftragsreichweite im vergangenen Herbst noch bei 22,8 Wochen an. Aktuell liege die durchschnittliche Auftragsreichweite nur noch bei 11,7 Wochen. Laut Lüder Kathmann kehre sein Unternehmen damit von einem ganz hohen Niveau wieder in normalere Fahrwasser zurück.
Womit rechnen die Betriebe bis Sommer?
Für den kommenden Sommer rechnet das bremische Handwerk mit einer leichten Verbesserung der Auftragslage, insbesondere durch die Kfz- und die Ausbaugewerke. Im Bauhauptgewerbe und den sogenannten personenbezogenen Dienstleistungen werden dagegen eher weniger neue Aufträge erwartet.
Was verschärft die Situation im Handwerk?
Was dem Handwerk die größten Probleme bereitet, ist der Fachkräftemangel. Auch die Zahl der offenen Ausbildungsplätze sei so hoch wie lange nicht. Präses Kurzke als Malermeister mit eigenem Betrieb sagte: "Eine solche Situation habe ich noch nicht erlebt." Dabei verwies der Präses auf die Möglichkeiten im Handwerk: "Man kann hier gutes Geld verdienen. Und nirgendwo anders kann man so schnell sein eigener Chef sein und sich selbstständig machen."
Die Beschäftigungssituation entwickle sich insgesamt zunehmend kritisch in Bremen. Insbesondere in den Gesundheitsgewerken, aber auch bei den personenbezogenen Dienstleistungen, den Bau- und Ausbaugewerken sowie den Handwerken des gewerblichen Bedarfs überwiege der Rückgang an Fachpersonal. Es kämen immer weniger neue Fachkräfte nach, dazu würden in den nächsten Monaten und Jahren immer mehr ältere Fachkräfte in Rente gehen.
Wo läuft es am besten im Handwerk?
Auch bei den Umsätzen sei ein Rückgang zu verzeichnen – und das bei gleichzeitig steigenden Preisen. Vor allem das Kfz-Handwerk sei dort ein positiver Ausreißer. Die Gründe dafür sehe die Branche in den deutlich gestiegenen Preisen für neue und gebrauchte Pkw sowie im gewachsenen Service-Geschäft aufgrund des älter werdenden Fahrzeugbestandes. Die Zukunftserwartungen bezüglich des Umsatzes sind in den einzelnen Gewerken unterschiedlich. Insgesamt gebe es eine Tendenz zu steigenden Umsätzen, insbesondere die Ausbau- und Nahrungsmittelgewerke erwarten eine positive Umsatzentwicklung.