Wer als junges Unternehmen eine Geschäftsidee für Lebensmittel hat, braucht zur Entwicklung nicht nur eine Testküche. Seit November vergangenen Jahres bietet das Bremer Food-Hub namens Hanse-Kitchen alles dafür, um neue Produkte zu entwickeln. Momentan sind die beiden Food-Hubs in der ÖVB-Arena im früheren "Beckstage" untergebracht sowie in der Alten Schnapsfabrik in der Bremer Neustadt. Bisher gab es mehr als 40 Anfragen aus Bremen und Bremerhaven von jungen Unternehmen aus der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
Der Bremer Senat will die Hanse-Kitchen für 2023 und 2024 zusätzlich insgesamt mit 914.000 Euro unterstützen. Das hat der Senat am Dienstag auf seiner Sitzung beschlossen. Laut Wirtschaftsressort liegt die Zahl der Neugründungen aktuell bei 15 Start-ups – doppelt so viel, wie man zuvor angenommen habe. Aktuell mieten sich in den Versuchsküchen der Hanse-Kitchen regelmäßig 16 Start-ups ein. Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) freut sich über diese Nachfrage: "Die Infrastruktur der Hanse-Kitchen und die Begleitung während verschiedener Entwicklungsstufen der Start-ups schafft Anreize zu Neugründungen. Die Gründungen werden insgesamt nachhaltiger und stabiler aufgestellt." Deshalb wolle man das Projekt bis 2024 fortführen.
Umzug in die Überseestadt
Langfristig soll die Hanse-Kitchen zum Großmarkt in der Bremer Überseestadt ziehen und dort noch mehr Platz bekommen. Diesen Schritt befürwortet Rainer Frerich-Sagurna als Verbandsvorsitzender der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft Bremen und begründet den Vorteil: "Es gibt dort Start-Ups, die einen Teil ihrer Zutaten direkt von nebenan beziehen können." Die Hanse-Kitchen könne dort in den nächsten Jahren einen größeren Standort eröffnen und zusammen mit etablierten Start-Ups wie zum Beispiel Reishunger das ideale Ökosystem für weitere Gründer sein.
"Die Expertise erfolgreicher Start-Ups in Kombination mit der Möglichkeit, seine Geschäftsideen in der Hanse-Kitchen zu entwickeln und kurze Lieferketten für Zutaten und den Versand von Produkten nutzen zu können, ist dann einzigartig", urteilt Frerich-Sagurna. Wichtig sei ihm, mit einem umfassenden und faktenbasierten Verständnis für diese große Chance ans Werk zu gehen.
Mit weiteren Angeboten rund um den Großmarkt könne dort ein neues pulsierendes Quartier entstehen. Gleichzeitig verweist der Vorsitzende auf derzeit 10.000 Arbeitsplätze in der Branche im Lande Bremen. Und wenn es hier große Firmen wie Kellogg's oder Könecke nicht mehr gibt, wachse etwas nach: "Es gab in Bremen schon immer einen starken Mittelstand, dessen Namen und Marken vielleicht weniger bekannt sind, und der verzeichnet durchaus Wachstum. Dann kommen die Neuen hinzu, also Start-ups, die innerhalb von sieben oder acht Jahren 100 Mitarbeiter sowie Millionenumsätze haben."