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Hohe Temperaturen Energiebranche läuft heiß

Die Hitze bringt die Energiebranche ins Schwitzen. Mehrere Atomkraftwerke haben ihre Leistung drastisch gedrosselt.
03.08.2018, 21:27 Uhr
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Von Frank-Thomas Wenzel

Das Gaskraftwerk Mitte in Berlin steigt aus. Der Betreiber Vattenfall teilte am Freitag mit, die Grenze der zulässigen Temperatur für die Einleitung von Kühlwasser sei erreicht. Bis 20. August geht das Kraftwerk nicht ans Netz. Die Hitze bringt die Energiebranche ins Schwitzen. Mehrere Atomkraftwerke haben ihre Leistung drastisch gedrosselt. Schon Mitte der Woche schaltete der Energiekonzern EnBW einen Block eines Kohlekraftwerks im Karlsruher Rheinhafen ab.

In Baden Württemberg können mehrere Großanlagen entlang des Rheins nur noch mit Ausnahmegenehmigungen der Landesregierung und unter verschärfter Kontrolle betrieben werden. Denn das Flusswasser liegt nah an der kritischen Temperaturschwelle von 28 Grad, von da an sind Lebewesen in Fließgewässern bedroht. Hinzu kommt, dass es aufgrund der niedrigen Wasserstände beim Nachschub mit Steinkohle klemmt.

Das verknappte Angebot macht sich bei den Großhandelspreisen bemerkbar. Der Fachdienst Montel berichtet, dass kurzfristig für Freitag benötigter Strom (Spotmarkt) zu den höchsten Preisen seit acht Monaten gehandelt wurde. Der Durchschnittswert am Spotmarkt ist von Mai auf Juni um ein Viertel geklettert. Im Juli gab es ein weiteres Plus von drei Prozent: Die 43,79 Euro pro Megawattstunde (4,379 Cent pro Kilowattstunde) sind rund ein Drittel mehr als im Vorjahresmonat.

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Christian Buske, Bereichsleiter Energievertrieb bei Verbraucherportal Verivox, beschreibt den Mechanismus so: Wenn modernere Kraftwerke wegen hoher Wassertemperatur nicht mehr produzieren dürften, gingen ältere teure Kraftwerke ans Netz, „die das Preisniveau nach oben drücken“. Die Witterung hat noch einen weiteren Effekt: Seit mehr als zehn Wochen weht der Wind kaum. „Deshalb stand relativ wenig Windstrom zur Verfügung.

Das schlägt durch, denn er trägt im erheblich höheren Maß zur Stromversorgung bei als die Fotovoltaik, die von viel Sonne profitiert“, erläutert Carlos Perez Linkenheil vom Berliner Beratungs- und Analysehaus Energy Brainpool. Wie sich diese Entwicklungen letztlich auf die Stromrechnungen der Verbraucher auswirken, lässt sich noch nicht sagen. Einmütig heißt es unter Experten, dass dies auch davon abhänge, wie lang das Hochsommerwetter noch anhält. Klar ist, dass sich die Lage mit jedem heißen Tag weiter verschärft.

Klar ist auch, dass Versorgungsunternehmen, die nun teuren Strom zukaufen müssen, versuchen werden, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Das Ausmaß dieses Effekts ist schwer zu fassen, da Stadtwerke und Co. nur einen Teil der Energie auf die Schnelle einkaufen. Ein großer Teil ist über langfristige Verträge abgesichert.

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