Vom 27. März an gilt der Sommerflugplan – dann werden zusätzliche Ziele angeflogen. Auch wenn damit das Flugaufkommen noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht haben wird, kann es trotzdem zu Problemen an Flughäfen bei der Gepäckabfertigung kommen. Denn wegen der Kurzarbeit, die es an den meisten Flughäfen seit Corona gibt, hat sich der ein oder andere Flughafenmitarbeiter ganz aus diesem Bereich verabschiedet. Während Flughäfen wie Frankfurt oder Hamburg aufgrund der Personalfluktuation von Engpässen in Spitzenzeiten ausgehen, sieht sich der Bremer Airport gut aufgestellt – auch für die bald beginnende Osterreisezeit. Der Flughafen Hannover bereitet sich vor allem auf den Sommer vor.
Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, geht davon aus, dass es durch Personalengpässe in der Gepäckabfertigung an vielen Flughäfen schon zu Ostern, ganz sicher aber im Sommer angesichts der erwartbaren Reisewellen zu Problemen kommen wird, berichtet das „Handelsblatt“. Am Frankfurter Flughafen prognostiziert Stefan Schulte, Vorstandschef des Flughafenbetreibers Fraport, einen starken Sommer im Vergleich zu den beiden Corona-Jahren: Die Passagierzahlen würden in Richtung 70 Prozent des Vorkrisenniveaus gehen. Die schlechte Nachricht: Fluggäste müssten punktuell mehr Zeit einplanen.
Das sollte man generell in diesen Zeiten, sagt Elmar Kleinert, Chef des Bremer Flughafens. Da weiterhin Corona-Beschränkungen gelten, könne es beim Dokumentencheck schnell mal zu zeitlichen Verzögerungen kommen. Für die Gepäckabfertigung sieht er am Bremer Airport keine Probleme – auch wenn die Flüge in der bald beginnenden Osterferienzeit sehr gut gebucht seien. „Wir sind in der glücklichen Lage, vom Personal her gut aufgestellt zu sein.“
Im Sommerflugplan sind 26 Verbindungen aufgeführt, im derzeitigen Flugplan sind es 15. Im Vor-Corona-Jahr umfasste der Sommerflugplan 30 Ziele. Am Flughafen Hannover soll das Personal bis zum Sommer aufgestockt sein: „Wir sind gewillt, noch Mitarbeiter bis dahin einzustellen“, so eine Sprecherin.
Man könne in dieser unbeständigen Zeit nicht für 100 Prozent des Verkehrs Personalressourcen vorhalten, sagt der Fraport-Chef. Das Unternehmen will deshalb damit anfangen, in diesem Jahr das Personal im operativen Bereich – etwa in der Gepäckabfertigung – monatlich um 100 Mitarbeiter hochzufahren, schreibt das „Handelsblatt“. Außerdem habe der Flughafenbetreiber die Kurzarbeit in diesem Bereich beendet. Zur Fluktuation habe das vergleichsweise niedrige Lohnniveau beigetragen. Selbst aufgestocktes Kurzarbeitergeld habe häufig nicht ausgereicht, den bisherigen Lebensstandard zu halten.
„Seit der Corona-Pandemie ähnelt unsere Lage der in der Gastronomie: In mehr als zwei Jahren Kurzarbeit sind Fachkräfte in andere Branchen abgewandert, befristete Verträge konnten während der Lockdowns und Reisebeschränkungen nicht verlängert werden“, sagt Katja Bromm, Sprecherin des Hamburger Flughafens. „Viele Firmen unternehmen hohe Anstrengungen, um das erforderliche Personal zu rekrutieren.“ Auf dem wie leer gefegten Hamburger Arbeitsmarkt ist dies jedoch schwierig, zumal langwierige Sicherheitsüberprüfungen für die Arbeit am Flughafen eine zusätzliche Hürde darstellen.
Der Mangel werde bereits heute am frühen Morgen und am Abend deutlich – also zu Zeiten, die von den Fluggesellschaften als erstes wieder in den Flugplan aufgenommen werden, weil die Reisezeiten für den Abflug beziehungsweise für die Heimreise beliebt sind. „Schon jetzt erleben wir am Hamburg Airport, wie die Passagierzahlen für nur ein bis zwei Stunden auf Vor-Corona-Niveau hochschnellen. Die Terminals sind dann sehr voll, um danach wieder für Stunden fast leer zu stehen“, so Sprecherin Bromm. Dabei funktioniere ein Flughafen wie ein großes Zahnrad, an dem ein Rädchen ins andere greife. Stocke es an einer Stelle, wirke sich dies auf alle folgenden Prozesse aus. „Diese wellenartigen Auslastungsspitzen und kurzfristigen Verschiebungen machen die Personalplanung besonders herausfordernd.“
Aufgrund dieser Situation und dem nach wie vor erforderlichen Kontrollbedarf für die Corona-Auflagen sei es ratsam, mehr Pufferzeit als früher einzuplanen – in Ferienzeiten sollten es mindestens zwei Stunden vor Abflug sein, rät die Flughafen-Sprecherin. Dass die Nachfrage sprunghaft steige und es starke Auslastungsspitzen gebe, mache sich schon bemerkbar.