Transporte von Tür zu Tür – das sei inzwischen die am häufigsten nachgefragte Dienstleistung, sagt Axel Müller, Prokurist am Hauptsitz der Interfracht Container Overseas Service GmbH in Stuhr in Nachbarschaft zum Ochtum-Park. "Der Kunde möchte in der Regel Komplettlösungen, die eben von der Verpackung über die Zollabfertigung und den Transportweg alles beinhaltet – egal, ob die Ware aus Fernost, den USA oder anderen Teilen der Welt kommt." Ausnahmen gebe es – etwa wenn der Kunde seinen aus den USA importierten Oldtimer persönlich in Bremerhaven beim Auto-Import-Standort von Interfracht abholen möchte.
Mit Niederlassungen, die ihren Sitz in Deutschland, Europa, den USA und Japan haben und unter dem Dach der Holding Interfracht Speditions-Gesellschaft GmbH vereint sind, bietet der Logistikdienstleister im Grunde genommen für alle Waren und Güter Transportlösungen an – egal ob auf dem Schienenweg, zu Luft, auf der Straße oder auf dem Wasser.
Und auch auf den Transport von Maschinen oder anderen sperrigen Gütern, die vom Volumen und den Maßen her nicht mehr in Container passen, hat sich das Unternehmen spezialisiert. "Wir haben unsere eigene Abteilung für High-and-Heavy-Ladung", sagt Müller. Interfracht sei außerdem zertifiziert für Gefahrguttransporte – auch für Klasse 1, die explosive Stoffe beinhalte. "Bis auf Bulk-Ladung, also feste und flüssige Massengüter, gehört im Prinzip inzwischen alles zu unserem Transport-Portfolio."
Die Interfracht-Gruppe gehört zu den in der Logistikbranche so bezeichneten Sofa-Spediteuren. Dieser umgangssprachliche Ausdruck steht für Spediteure, die ohne eigene Fahrzeuge und Lagerhallen ihr Geschäft betreiben. "Wir haben über Jahrzehnte aufgebaute Partnerschaften mit den entsprechenden Verkehrsträgern und sind Mitglied in verschiedenen Netzwerken wie Elite Global Logistic Network oder Global Project Logistics Network", so Müller. Und entscheidend sei eben, das Know-how dafür zu haben, welche Waren wie am sinnvollsten transportiert werden können. Am Hauptsitz in Stuhr und in der Niederlassung Bremen, die als Luftfrachtspezialist direkt am Flughafen ihren Sitz hat, arbeiten zusammen etwa 150 Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigt die Interfracht Gruppe 350 Personen.
Gründung vor 49 Jahren
Angefangen hatte die Unternehmensgeschichte in Bremen: Vor 49 Jahren gründen der Speditionskaufmann Hans Peter Hogenkamp und der Schiffsmakler Udo Karrasch Interfracht. Sitz war die ersten Jahre ein Büro in der Bremer Baumwollbörse. Die Geschäfte der Interfracht Internationale Spedition entwickelten sich gut und das Portfolio wuchs: Es wurden die ersten Niederlassungen gegründet – etwa 1989 Interfracht Air-Sea Land Service GmbH in Hamburg und 1992 die Air Service GmbH in Filderstadt bei Stuttgart. Schon vorher vergrößerte das Unternehmen seine Flächen und bezog Ende 1984 das Bürogebäude in der Lloydstraße am Eingang zum Europahafen. 1993 erfolgte schließlich der Umzug nach Stuhr in ein eigenes Bürohaus mit 3000 Quadratmetern – dem Hauptsitz der Interfracht Gruppe. "Von hier aus wird auch die strategische Ausrichtung sowohl für die nationalen als auch internationalen Niederlassungen festgelegt", so Müller.
"Wir sind nach wie vor ein familiengeführtes Unternehmen, jetzt in zweiter Generation", so Müller. "Diese Konstellation bietet viele Vorteile. Die kurzen Wege zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung ermöglichen schnelle Entscheidungen und sind einfach für beide Seiten hilfreich im Alltagsgeschäft."
Zu den Kunden gehören ein paar große Unternehmen, aber vor allem der Mittelstand und auch kleinere Betriebe. "Wir sind breit aufgestellt, aber ein paar Kerngeschäfte gibt es schon – etwa der Transport von Maschinen und Ersatzteilen oder der Bereich klassischer Handelswaren. Vieles, was es beispielsweise in Baumärkten zu kaufen gibt, haben wir transportiert."
Das Angebot von Interfracht beinhaltet auch sogenannte Rundläufe, also regelmäßige Lkw-Fahrten vor allem nach Skandinavien, Frankreich, Spanien und Portugal. "Es boomt in allen Bereichen, sicherlich trägt dazu auch die Coronasituation bei, die eine sehr hohe Nachfrage bei einigen Konsumgütern ausgelöst hat. Viele sind nicht verreist und geben das Geld für andere Dinge aus."
Das mache sich auch an anderer Stelle bemerkbar. Der Bedarf an Mitarbeitern sei sehr groß in der Logistikbranche, so Müller. Interfracht könne das zum Teil dadurch kompensieren, dass "wir schon immer ausgebildet haben. Innerhalb der Deutschland-Gruppe haben wir insgesamt 15 bis 17 Azubis für den Beruf Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung."