Herr Röhrs, die Wärmewende kommt jetzt mit großen Schritten. Was sagen Sie zu den Plänen der Bundesregierung?
Steffen Röhrs: Grundsätzlich finde ich das Vorhaben sehr gut – genauso wie die vorgesehene Erhöhung der Förderung. Allerdings erleben wir momentan tagtäglich: Der Kunde hat Angst, weil er nicht weiß, was genau kommt. Selbst für uns Profis ist es schwer, da am Ball zu bleiben. Auch wenn ich den Weg für richtig halte, es geht einfach viel zu schnell. Der Bürger wird nicht mitgenommen.
Wie äußert sich das?
Ich merke das bei meinen Vorträgen. Es sind immer wieder die gleichen verunsicherten Fragen zu hören. Darf ich im nächsten Jahr noch eine Gas- oder Ölheizung einbauen? Das kommt immer. Ich war jetzt gerade bei einem Kunden. Der Mann bat mich darum, ganz schnell seine Heizung zu tauschen. Da habe ich gefragt: Wie alt ist die Heizung denn? Er sagte: zwei Jahre. Das meine ich. Die Kunden haben wirklich Panik.
Was antworten Sie?
Die Themen sind sehr komplex. Jeder Kunde muss individuell beraten werden. Wer partout keine Wärmepumpe will, sollte über den Austausch der Heizung nachdenken, wenn die Anlage grob mehr als 13 Jahre alt ist – je nach Kesseltyp. Wir haben heute sonst relativ wenig Alternativen. Ich finde es gut, dass wir von den fossilen Energien wegkommen wollen. Wenn ich konsequent Emissionen einsparen will, dann bleibt nur die Wärmepumpe.
Immer wieder ist zu hören: Wärmepumpen sind gar nicht überall sinnvoll noch können sie überall verbaut werden. Was ist dran?
Die Frage kommt immer wieder: Funktioniert die Wärmepumpe überhaupt in meinem Haus? Ja! In 98 Prozent der Bremer Gebäude funktioniert eine Wärmepumpe.
Die Technologie kann also fast überall zum Einsatz kommen.
Genau. Dazu stehe ich auch. Ich weiß, dass es dazu viele andere Meinungen gibt. Ich greife aber auf die Erfahrungen unserer Kunden zurück. Wir verbauen im Jahr gut 120 Wärmepumpen: Sie kriegen mit der richtigen Anlage ein Bestandshaus effizient geheizt. Ich habe kürzlich mit einem Kunden telefoniert. Sein Haus ist noch nicht saniert und darin stecken Heizkörper. Gegen alle Widerstände hat er trotzdem eine Wärmepumpe in Auftrag gegeben und ist damit heute sehr zufrieden.
Ihr Unternehmen hat sich auf die Technologie spezialisiert.
Wir beschäftigen uns seit 20 Jahren mit Wärmepumpen und haben uns eine ganze Menge Wissen angeeignet. Vor der Energiekrise war das unsere Nische. Jetzt ist das anders. Es werden allerdings viele Scheinargumente aufgebracht, warum der Einsatz der Wärmepumpe nicht gehen soll, weil angeblich die Dämmung oder Fußbodenheizung fehlt. Das sind Ausreden. Ich habe seit dem Krieg weit mehr als 100 Vorträge zum Thema gehalten. Es kommen immer wieder die gleichen Vorurteile. Diese Fehlinformation stört mich.
Wie sieht es bei den Heizungsunternehmen aus? Können alle Wärmepumpen einsetzen?
Das werden alle meine Fachkolleginnen und Fachkollegen hinkriegen. Es hat anfangs Berührungsängste gegeben. Das ist nachvollziehbar. Wir haben uns auch als Innung in Bremen in den vergangenen Jahren allein mit Öl und Gas beschäftigt. Viele Betriebe haben sich jedoch jetzt sehr intensiv eingearbeitet in Sachen Wärmepumpe. Am Ende ist es nichts anderes als eine Heizungsanlage. Das wird immer so hochgehangen – als wenn die Technologie was ganz Neues ist. Das ist es nicht. Es gibt sie seit 40 Jahren.
Wie sieht es bei den Kosten aus?
Das All-inclusive-Paket liegt bei rund 28.000 bis 38.000 Euro. Es gibt da draußen auch Angebote von 16.000 Euro. Das sind aber keine Fachleute. Das geht voll in die Hose. Die Kunden sollten immer mit Heizungsbauunternehmen reden. Die Investition liegt abzüglich der Förderung bei 20.000 Euro im Schnitt. Im Moment ist die Nachfrage nach günstigeren Gasheizungen größer. Die Kunden sollten beim Vergleich aber bedenken: Wir leben jetzt mit einem Gaspreisdeckel. Wenn der Kilowattstundenpreis auf 14 Cent steigt, ist eine Wärmepumpe bereits wirtschaftlicher.
Das Gespräch führte Lisa Schröder.