Es erinnert verdammt an die Billigflieger. Da muss man für alles extra zahlen, was größer ist als eine kleine Umhängetasche. So hat es jetzt auch Flixtrain eingeführt – die einzige Fernzugkonkurrenz der Deutschen Bahn. Wer sein Ticket im Netz bucht und einen Reisekoffer mit einer Höhe zwischen 55 und 80 Zentimetern mitnehmen will, muss dafür 5,49 Euro zahlen.
Koffergebühren in Zügen – das kennt der Fahrgast so bisher nicht. Zudem steht die Frage im Raum, wie Flixtrain das im Zug überhaupt kontrollieren will. "Stichprobenartig" solle das geschehen. Das bedeutet also, dass eine gewisse Willkür unvermeidbar ist. Es wäre fairer, wenn jeder Passagier beim Einsteigen kontrolliert werden würde. Dafür fährt aber nicht genug Personal mit, und die Fahrt von Bremen nach Köln würde dadurch bestimmt mindestens eine Stunde länger dauern.
Mit den Gebühren will Flixtrain die Menge des Gepäcks begrenzen – erst recht bei denjenigen, die es mit der Zahl ihrer Koffer vielleicht doch übertrieben haben. Die Züge des Unternehmens haben das Problem, dass die Gepäckfächer über den Sitzen anscheinend nicht die Breite haben wie die in den Waggons der Deutschen Bahn. Dadurch muss man auch Kurzreisekoffer längs auflegen, was den Platz verringert. Zusätzlicher Gepäckplatz geht verloren, wenn die Passagiere vor allem im Winter ihre dicke Jacke ins Gepäckfach legen. Auf alle Fälle wird es in Zukunft zu bisher ungeahnten Szenen kommen, wenn das Flixtrain-Personal mit dem Zollstock unterwegs sein wird.
Zu heiße Tage: alle Flixtrains werden gecancelt
Nachvollziehbar ist schon eher, dass Flixtrain an zu heißen Tagen alle Züge cancelt, weil das bisschen Lüftung und Klimaanlage in den nur renovierten Waggons dafür nicht geschaffen ist. Wenn solch ein Zug auf offener Strecke liegenbleibt, wäre das Geschrei erst recht groß. Solche Erfahrungen möchte man sich ersparen. Spätestens wenn die neuen spanischen Talgo-Züge ausgeliefert werden, wird das Problem Hitze vom Tisch sein.
Auch wenn die Umsetzung der Koffergebühren noch mit einem großen Fragezeichen versehen ist, ist es am Ende des Tages dennoch gut, dass es Flixtrain gibt. Damit hat die Deutsche Bahn einen ernst zu nehmenden Konkurrenten, der zeigt, dass Platzreservierungen gratis und Tickets günstiger sein können.