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Still und heimlich eingeführt Flixtrain verlangt jetzt Koffergebühren

Seit Kurzem müssen die Passagiere von Flixtrain für ihren großen Reisekoffer extra zahlen. Wie das Unternehmen das kontrollieren will und warum an einem Tag alle Züge ausfielen.
26.07.2025, 05:04 Uhr
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Flixtrain verlangt jetzt Koffergebühren
Von Florian Schwiegershausen

Wer jetzt im Internet sein Ticket für den Flixtrain bucht und einen großen Reisekoffer mitnehmen möchte, muss dafür nun extra zahlen. 5,49 Euro verlangt das Unternehmen für einen Koffer bis zu einer Größe von 80 Zentimetern, einer Breite von 50 Zentimetern und einer Tiefe von bis zu 30 Zentimetern. Er darf auch nicht schwerer als 20 Kilo sein. Weiterhin im Preis inklusive bleibt ein bis zu zehn Kilo schwerer Kurzreisekoffer mit einer Höhe von bis zu 55 Zentimetern sowie ein kleiner Rucksack oder eine kleine Umhängetasche mit bis zu sieben Kilo.

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Beim Flixtrain handelt es sich um die private Fernzugkonkurrenz für die Deutsche Bahn. Angefangen hatte das Unternehmen ursprünglich mit seinen lindgrünen Fernbussen und expandiert damit inzwischen auch in Richtung Lateinamerika. Für die Fernbusse in Deutschland gelten die gleichen Bedingungen wie in den Zügen. Doch was der Busfahrer an der Tür leicht kontrollieren kann, sieht bei einem Zug mit bis zu acht Waggons schwieriger aus. Die neue Regelung gilt seit gut drei Wochen. Laut Unternehmen sollen in Zukunft Kontrollen "stichprobenartig" erfolgen.

Sprecherin Isabella von Geyr begründete die neue Gebühr: "Damit soll sich das Reiseerlebnis an Bord für alle Fahrgäste verbessern: etwa durch mehr Platz und ein bequemeres Ein- und Aussteigen." Handgepäck und normale Taschen bleiben weiterhin gratis, ebenso wie der automatisch reservierte Sitzplatz im Ticketpreis. "Diese Gepäckstücke passen auch problemlos in die dafür vorgesehenen Gepäckfächer – für große Gepäckstücke sind eigene Ablageflächen ausgewiesen." Das sind meist bis zu drei Sitzreihen auf jeder Seite eines Waggons. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Gepäckablagen über den Sitzplätzen nicht breit genug sind für die großen Reisekoffer.

Bundespolizei würde wegen Koffer notfalls einschreiten

Der "stichprobenartige" Koffercheck solle während der Ticketkontrolle im Zug erfolgen. "Alle Reisenden werden während des Buchungsprozesses und auch an Bord selbst transparent auf die neue Richtlinie hingewiesen. Zugebuchte Gepäckstücke sind auf dem Ticket vermerkt und somit für das Zugpersonal einsehbar", erläutert die Flixtrain-Sprecherin. Sollten Fahrgäste nun mit ihrem gültigen Fahrticket nicht für den großen Koffer gezahlt haben, setze man auf einen lösungsorientierten Dialog. "Die Einbindung der Bundespolizei ist wie auch bei anderen Anbietern im Schienenfernverkehr nur in absoluten Ausnahmefällen notwendig", sagt von Geyr.

Der Sprecher der Bundespolizei in Bremen, Simon Gruhl, sagte dem WESER-KURIER dazu: "Die eingesetzten Beamten prüfen vor Ort immer den Einzelfall. Es ist durchaus erwartbar, dass sich Beamte zur Gefahrenabwehr oder Straftatenverhütung in solchen Fällen dazu entscheiden, polizeilich sicherzustellen, dass ein Reisender oder eine Reisende, der oder die durch das Zugpersonal des Zuges verwiesen wurde, den Zug nicht weiternutzt." Derzeit ist allerdings zu beobachten, dass das Flixtrain-Personal an Bord der Züge mit Augenmaß unterwegs ist und die Koffermaße bisher nicht großartig inspiziert hat. Einen konkreten Zeitpunkt für härtere Kontrollen nannte das Unternehmen nicht.

Bei zu viel Hitze fährt kein Flixtrain

Angesichts des Sommers äußerte sich Flixtrain allerdings zu den Hitzetagen. Am Mittwoch, dem zweiten Juli, also vor gut drei Wochen, verzeichneten gleich mehrere Städte Temperaturen um 38 Grad. So hatte es die Wettervorhersage auch angekündigt. Daraufhin hatte Flixtrain alle Zugverbindungen für den Mittwoch abgesagt. Der Flixtrain fährt auf den Strecken Hamburg–Köln, Hamburg–Berlin–Leipzig, Berlin–Köln sowie Hannover–Frankfurt und dann weiter nach Stuttgart oder nach Karlsruhe, Freiburg und Basel.

Dazu sagt die Sprecherin: "Bei Extremwetterlagen wie der jüngsten Hitzewelle gibt es darüber hinaus klar definierte Maßnahmen und Ablaufpläne. In Ausnahmefällen fallen Fahrten dann aus und Fahrgäste werden über alternative Reisemöglichkeiten informiert." Denn das Wohlbefinden der Fahrgäste und des Personals habe zu jeder Zeit höchste Priorität. "So gibt es an besonders warmen Tagen an Bord etwa gratis Wasser für alle Fahrgäste", ergänzt Isabella von Geyr.

Wer selbst im Flixtrain gefahren ist, erkennt sehr schnell, dass die renovierten Waggons nicht auf Sommerhitze mit 38 Grad ausgelegt sind. Dagegen kommen die Klimaanlage sowie die Fenster, die man an einigen Stellen bis zu fünf Zentimeter öffnen kann, nicht an. Allerdings hat Flixtrain im Mai beim spanischen Hersteller Talgo 65 Züge zu einem Preis von 2,4 Milliarden Euro bestellt. Wenn die Züge ausgeliefert sind, hat sich das Thema Hitze erledigt, weil diese Züge mit ihren Klimaanlagen auch auf 38 Grad Außentemperatur klarkommen. Damit will Flixtrain langfristig auch über Deutschlands Grenzen hinaus expandieren.

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