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Fahrermangel Busbranche mit Nachwuchssorgen

Busse gehören zum Verkehrsnetz dazu - und auch zu manch einer Urlaubsreise. Doch die Branche plagen Sorgen: Es fehlt an Fahrern und Fahrerinnen. Ein Bremer Busunternehmer erklärt, woran es hakt.
20.04.2022, 05:00 Uhr
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Busbranche mit Nachwuchssorgen
Von Christoph Barth

Busfahrer rangierten auf der Liste der Traumberufe oft weiter unten. Bislang tat das dem Berufsstand keinen Abbruch. Obwohl seit Jahren auch viele Frauen am Lenkrad sitzen, fehlt den Busunternehmen mittlerweile der Nachwuchs. „Der Fahrermangel ist das größte Problem der Branche – noch vor den Dieselpreisen“, sagt Jörn Frenzel, Chef des Bremer Busreiseunternehmens Frenzel Reisen.

Den Fahrkünsten eines Busfahrers oder einer Busfahrerin hat sich wohl jeder in seinem Leben schon einmal anvertraut – ob auf der Linie 33 nach Bremen-Sebaldsbrück oder einer engen, italienischen Küstenstraße. Busse spielen im Verkehrsnetz und bei der Urlaubsplanung von Millionen Menschen eine unverzichtbare Rolle. Vergangene Woche warnte der Bundesverband der Deutschen Omnibusunternehmen (BDO): „Der Fahrermangel wirkt sich immer gravierender auf alle Busverkehre aus.“ Bereits heute klagten zwei Drittel aller Busunternehmen in Deutschland, es fehle an geeignetem Fahrpersonal, so der Verband.

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Nach zwei Jahren Pandemie hatte die Branche auf eine Entspannung gehofft. Der Ukraine-Krieg und die explodierenden Treibstoffpreise drohen den Unternehmen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Rund 30 Prozent der mittelständischen Busunternehmen sehen sich in ihrer Existenz bedroht, so der BDO.

"Von Jahr zu Jahr schlimmer"

Das langfristig gravierendere Problem jedoch könnte der Mangel an Fahrern werden. „Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt der Bremer Busunternehmer Frenzel. Sein Fuhrpark besteht aus 27 Reisebussen, für die er zurzeit 36 Fahrer beschäftigt; vor Corona waren es 56. Die Firma bietet in ihrem Katalog Spargelfahrten an den Dümmer See oder auch neuntägige Reisen nach Schottland und in die Camargue an.

„Aber auch wir mussten unser Angebot schon teilweise einschränken, weil es an Fahrern fehlt“, räumt Frenzel ein. Die Rückfahrt von der Firmenfeier in der Überseestadt zurück in die Innenstadt? Lohnt sich nicht ohne einen Fahrer, der bereit ist, sich dafür um Mitternacht noch mal für eine Stunde hinters Lenkrad zu setzen. „Busfahrer zu sein, das heißt, auch am Wochenende und nachts zu arbeiten“, sagt der Unternehmer. Und wenn die Fahrt an den Gardasee oder nach Kroatien führt, ist man für mehr als eine Woche von zu Hause weg. „Mit dem Familienleben ist das für manchen schwer kombinierbar.“

Das Hauptproblem jedoch sieht der Busunternehmer in der aufwendiger und teurer gewordenen Ausbildung der Fahrer. „Früher konnte man das nebenbei in jeder Fahrschule machen“, erinnert sich Frenzel. Mit 2000 Euro war der Busführerschein zudem erschwinglich. Heute ist die Fahrausbildung nicht mehr in der Freizeit zu schaffen: Acht bis zwölf Wochen als Ganztagsunterricht sind erforderlich, mit viel Theorie und erheblichen Kosten von 6000 bis 8000 Euro. „Es muss wieder einfacher werden, den Führerschein zu machen“, fordert der Busunternehmer.

Ein öffentliches Nahverkehrsunternehmen wie die BSAG hat es da leichter. Sie bildet ihre rund 1100 Bus- und Straßenbahnfahrer selbst aus. „Und wir haben dafür mehr Bewerber und Bewerberinnen als freie Stellen“, sagt BSAG-Sprecher Andreas Holling.

Auch das Regionalverkehrsunternehmen Weser-Ems-Bus, eine Tochter der Deutschen Bahn, habe das sogenannte Personalrecruiting seit Langem deutlich verstärkt und sei dabei, mit Ausbildungsoffensiven gegenzusteuern, so eine Bahnsprecherin.

Demografischer Wandel

Dennoch ist der Fahrermangel laut der BDO-Umfrage im öffentlichen Nahverkehr gravierender als bei den Reisebusunternehmen. Auch die Staatsunternehmen spüren den Druck: Dass die BSAG ihre Fahrpläne im Dezember wegen Personalmangels ausdünnen musste, hatte zwar überwiegend mit der Corona-Pandemie zu tun.

„Aber der demografische Wandel macht auch vor uns nicht halt“, so der Unternehmenssprecher. Ein BSAG-Busfahrer könne zwar – anders als der Chauffeur einer Toskana-Reisegruppe – nach der Arbeit nach Hause gehen. „Aber es bleibt ein Beruf im Schichtdienst“, betont Holling, „mit Wochenend- und Nachtarbeit und sehr viel Verantwortung.“

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