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Wandel der Arbeitswelt Fast jeder fünfte Job in Gefahr

Die Studie "Beschäftigungsausblick 2019" zeichnet das dramatische Bild der Risiken durch die Automatisierung der Arbeitswelt. Die Politik setzt auf Weiterbildung.
25.04.2019, 22:05 Uhr
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Von Basil Wegener

Schlechte Nachrichten verkünden Politiker nur ungern. Trotzdem räumt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein: Der technologische Wandel stelle Arbeitsplätze auch in Deutschland infrage. Anlass ist die Studie „Beschäftigungsausblick 2019“, mit der die OECD am Donnerstag in Berlin die Beschreibung eines dramatischen Wandels vorlegte. Doch weder Heil noch die Spitzenvertreter der Staatenorganisation wollen bei düsteren Aussichten verharren.

Wie viele Arbeitsplätze sind durch Automatisierung bedroht?

OECD-weit rund jeder siebte (14 Prozent) – in Deutschland sind es laut der Studie sogar 18,4 Prozent. Sie fallen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent durch den Einsatz von digitaler Technik weg. Den geringsten Wert haben die OECD-Forscher mit einem Anteil der bedrohten Jobs von 5,7 Prozent für Norwegen gemessen, den höchsten mit 33,6 Prozent für die Slowakei.

Als Faustformel gilt: Je mehr Arbeitsplätze es für relativ gering Qualifizierte noch gibt, desto eher können diese automatisiert werden. In Deutschland schlägt laut OECD die starke Rolle des verarbeitenden Gewerbes zu Buche. Bei weiteren 31,6 Prozent der Jobs dürften sich im Schnitt der OECD die Anforderungen durch die Digitalisierung stark verändern – in Deutschland bei 35,8 Prozent.

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Sind die Beschäftigten gut gerüstet für die Veränderungen?

Viele nicht – sie haben nach Erkenntnissen der OECD nicht die immer nötiger werdenden Kompetenzen. So fehlt es OECD-weit 60 Prozent der Mitarbeiter an IT-Kenntnissen oder sogar Computererfahrung. Die Weiterbildungsquote liegt aber bei gering qualifizierten Erwachsenen im OECD-Schnitt um 40 Prozentpunkte niedriger als die von Hochqualifizierten, in Deutschland ist die Kluft sogar noch größer.

Droht ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit?

Das erwartet die OECD nicht. „Trotz verbreiteter Sorge über eine mögliche Zerstörung von Arbeitsplätzen durch technologischen Wandel und Globalisierung erscheint ein starker Rückgang der Beschäftigung unwahrscheinlich“, so die Studie. Neue Jobs entstünden – auch mit der Digitalisierung.

Und, wie Heil betont, wohl nicht zuletzt auch in der Erziehung, Bildung, Pflege und Gesundheit. Allerdings – so die Staatengemeinschaft – führe die verlangsamte Weltkonjunktur zu einem „kurzfristigen Rückgang der Beschäftigungsdynamik“.

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Wie sollte die Politik auf die Veränderungen reagieren?

Entscheidend ist aus OECD-Sicht, die ­Weichen vor allem in bedrohten Branchen richtig zu stellen. Zentral sei dabei vor allem eine grundlegende Überarbeitung von Programmen zur Weiterbildung, sodass mehr Menschen ­wirkungsvoll für neue Tätigkeiten qualifiziert werden.

Es gebe auch Chancen für neue, selbstbestimmte Arbeit etwa in Plattformen. Doch müsse dabei für sozialen Schutz gesorgt werden – und für die Möglichkeit der Be­troffenen, gemeinsam Interessen zu vertreten.

Wie will Heil Arbeitnehmern in bedrohten Branchen helfen?

Ob bei Handel, Banken und Versicherungen, ob bei Herstellern analoger Produkte oder auch bei Kraftfahrern – welche Geschäftsmodelle der Unternehmen in einigen Jahren immer noch funktionieren, ist oft schwer vorherzusagen.

Der Arbeitsminister will für Fälle, in denen Jobs reihenweise durch den Wandel bedroht sind, nicht nur öffentlich geförderte Weiterbildung stärken, sondern setzt auch auf Umschulungen. Als eine Möglichkeit nannte Heil das vom Deutschen Gewerkschaftsbund vorgeschlagene Transformationskurzarbeitergeld.

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Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund soll es eine Variante der Kurzarbeit sein – verbunden mit Qualifizierung und der Chance auf eine Weiterbeschäftigung nach dem Umbau eines Unternehmens. Jedenfalls wolle er im Sommer „konkrete Maßnahmen“ vorschlagen, kündigte Heil an.

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