Der Fahrzeughersteller Faun hat am Montag sein neues Werk für Wasserstoff-Lkw in Bremen offiziell in Betrieb genommen. Unter dem Markennamen Enginius sollen in den Hallen in der Nähe des Weserparks Müllfahrzeuge und normale Liefer-Lkw mit umweltfreundlichem Wasserstoffantrieb ausgestattet werden.
Noch trägt der Güterverkehr rund zehn Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei. Doch das soll sich ändern. "Unser Ziel ist der klimaneutrale Lastverkehr", sagt Johannes Kirchhoff selbstbewusst. Er ist der Chef der Kirchhoff-Gruppe aus dem sauerländischen Iserlohn, die vor allem als Zulieferer der Automobilindustrie bekannt ist und weltweit 12.000 Menschen beschäftigt. Auch der Nutzfahrzeug-Ausrüster Faun in Osterholz-Scharmbeck und seit neuestem Enginius gehören dazu. Bis 2030 soll die neue Lkw-Sparte der Gruppe europäischer Marktführer für wasserstoffbetriebene Lastkraftwagen auf der Kurz- und Mittelstrecke werden.
In seinem Stammwerkwerk in Osterholz-Scharmbeck baut Faun bereits seit langem Müllfahrzeuge, darunter zuletzt auch einige Prototypen mit Wasserstoffantrieb. Weil die Stückzahlen in den kommenden Jahren stark steigen sollen, wurde die Fertigung der Wasserstoff-Lkw Ende letzten Jahres in eine eigene Werkshalle an der Walter-Gerdes-Straße im Bremer Stadtteil Osterholz verlegt. Die Chassis liefert Mercedes – Enginius rüstet die antriebslosen Fahrgestelle mit Tanks, Batterien und Brennstoffzellen sowie der komplexen Steurungselektronik für den Wasserstoffantrieb aus. Zusätzlich zu Müllfahrzeugen will Enginius in dem Werk ab dem kommenden Jahr auch normale Lkw für den Liefer- und Verteilverkehr mit Brennstoffzellen ausstatten.
Brennstoffzellen erzeugen aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom, der wiederum einen Elektromotor antreibt. Wurde der Wasserstoff zuvor mit Hilfe erneuerbarer Energien gewonnen, arbeitet der Antrieb emissionsfrei. Bei Enginius hält man das für den besten Weg, den Lkw-Verkehr klimaneutral zu machen. Die Alternative wären Batterien wie bei einem Pkw – doch die würden bei einem Laster so viel wiegen, dass deutlich weniger Ladung mitgehen könnte.
Neues Werk geplant
Bis zu 5000 Wasserstoff-Lkw pro Jahr will Enginius bauen, und das schon ab Mitte des Jahrzehnts. "Der Markt für Abfallsammelfahrzeuge ist natürlich eher klein", räumt Unternehmenschef Kirchhoff ein. "Aber von den Lkw für den Warenverteilverkehr erwarten wir uns größere Stückzahlen." Das Werk an der Walter-Gerdes-Straße ist auf 300 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt – die Kirchhoff-Gruppe sucht also bereits nach einem Standort für ein größeres Werk. Im Rennen sind Bremen und Niedersachsen. "Wir haben der Kirchhoff-Gruppe ein Angebot gemacht und stehen in guten, aussichtsreichen Gesprächen", versichert Hans Georg Tschupke, Abteilungsleiter für Innovation und Industrie bei der Wirtschaftssenatorin. Unternehmenschef Kirchhoff verhandelt jedoch auch mit Niedersachsen um ein Grundstück in der Nähe des Stammwerks in Osterholz-Scharmbeck. "Es wird auf jeden Fall ein Standort in dieser Region sein", versichert er. Und zwar mit vielen Arbeitsplätzen: Zurzeit arbeiten 60 Beschäftigte für Enginius – in dem neuen Werk könnten es bis zu 900 werden.