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Gastronomie hat besonders hohen Bedarf Studenten und Schüler als Aushilfen gesucht

Ob in der Gastronomie oder Autoproduktion: Im Sommer suchen Betriebe für die Urlaubszeit und das Saisongeschäft besonders nach Aushilfen. Was müssen Schüler und Studenten dabei bedenken?
26.07.2021, 05:00 Uhr
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Studenten und Schüler als Aushilfen gesucht
Von Lisa Schröder

Ob in der Eisdiele, am Fließband in der Autoproduktion oder im Einzelhandel: Schüler und Studenten sind als Aushilfen in der Urlaubszeit gefragt. In Niedersachsen und Bremen haben die Schulferien just begonnen. An der Universität und der Hochschule Bremen laufen die Semesterferien. Für einige junge Menschen beginnt damit eine neue Aufgabe.

Betriebe in Bremen und der Region suchen aktuell noch Aushilfen für den Sommer – das gilt besonders für die Gastronomie. "Da ist ein großer Bedarf. Viele Betriebe würden sich freuen, wenn Schüler und Studenten sie unterstützen", sagt Oliver Trey von der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG). Vor allem Lokale mit Saisongeschäft, etwa Biergärten, hätten jetzt im Sommer einen höheren Personalbedarf: "Das geht nur mit Aushilfen."

Jüngster Lockdown verursacht Personalmangel

Michael Maier ist ebenfalls noch auf der Suche. "Wir können weitere Unterstützung gebrauchen", sagt der Geschäftsführer der Gastro-Consulting. Zum Unternehmen gehören in Bremen das El Mundo, der Chilli Club, das Luv und Paulaner's an der Schlachte sowie das Paulaner's Wehrschloss – Lokale mit teils großer Außenfläche. Wegen des Lockdowns sei es Betrieben zuvor nicht möglich gewesen, Mitarbeiter wie sonst schon frühzeitig einzustellen, sagt der Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Bremen. Von den Kollegen weiß er: "Da wird noch vielfach gesucht."

Zunächst legten Cafés und Restaurants bei der Wiedereröffnung mit kleinen Team los. Jetzt seien die Lokale gut gefüllt, sagt Maier. Hilfe werde jetzt händeringend gesucht. Überall seien Ferienjobs für Schüler und Studenten im Angebot – sogar mehr Stellen als sonst. Anders sei die Situation in den Hotels. "Die Touristen kehren nur langsam zurück", sagt Maier. Was in der Branche insgesamt gefragt sei: Auszubildende. "Es sind noch jede Menge freie Stellen verfügbar."

Das Personalproblem kommt mit Ankündigung. "Dem Gastgewerbe ist durch Corona eine große Anzahl von sozialversicherungspflichtigen aber erst recht geringfügig Beschäftigten verloren gegangen", hält der Hauptgeschäftsführer von Dehoga Niedersachsen Rainer Balke fest. Aktuell boome in den touristischen Regionen das Geschäft. "Insofern wird von vielen Betrieben jede mitarbeitswillige Hand geschätzt."

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In der Branche macht sich zudem bemerkbar, dass wegen Corona weniger Studenten in der Stadt sind – offenbar auch die Semesterferien über. "Das sind die Leute, die uns gerade gewaltig fehlen", sagt der Vorsitzende der BGG Trey.

Die Arbeitsagentur Bremen spürt nach Angaben von Sprecher Jörg Nowag ebenfalls, dass im Moment weniger Studenten nach einer Stelle fragen. Wer sich für einen Ferien- oder Semesterjob interessiert, kann sich bei der Jobvermittlung der Agentur melden (04 21 / 1 78 11 73) und wird in eine entsprechende Kartei aufgenommen. Die Nachfrage sei derzeit hier nicht wie sonst.

Oftmals handelt es sich um Minijobs

Insgesamt verzeichnet die Arbeitsagentur auch ein niedrigeres Niveau an Gesuchen von Betrieben – auch aus der Gastronomie. "Das plätschert ein bisschen dahin", sagt Nowag. Es gebe aber immer wieder neue Stellenangebote, ob für das Büro oder Lager, und teils schon Gesuche für die Vorweihnachtszeit. Schon seit Jahren sei der klassische Ferienjob – die Urlaubsvertretung für ein paar Wochen im Block – seltener im Angebot. "Wir beobachten, dass das zunehmend weniger wird. Es geht mehr in Richtung Minijob." Dafür wünschten sich die Betriebe teils Vorkenntnisse für die längere Beschäftigung.

Die Stellenanzeigen auf dem Jobportal Indeed zeigen das Angebotsspektrum: Dort sucht zum Beispiel der Küchengerätehersteller WMF für mehrere Monate eine Aushilfe für das Bremer Geschäft. Die Modekette C&A braucht demnach für Bremen und Bremerhaven Aushilfen und spricht Schüler und Studenten an. Für gemeinnützige Organisationen werden Mitarbeiter fürs Fundraising gesucht – unter der Überschrift "Ferienjob im Freien".

Mercedes setzt im Bremer Werk ebenfalls wieder Aushilfskräfte ein. Hier sind Ferienbeschäftigte seit Beginn des Jahres im Einsatz. "Die größte Anzahl der Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden wird in den Sommermonaten bis September die Beschäftigten unterstützen", so eine Sprecherin. Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein.

VW vergibt Ferienjobs in unterschiedlichen Bereichen

Vor allem in der Produktion werden die Aushilfen benötigt. "Es gibt aber auch Ferienjobs in der Logistik, der Verwaltung, in unseren Kundencentern oder in der Gastronomie", so die Sprecherin. VW setzt in Wolfsburg ebenfalls auf Schüler und Studenten und stellt 1800 Ferienarbeiter für die Sommerzeit ein. 

Was jedoch eine Herausforderung für die Autohersteller ist: Wegen des Chipmangels hat es unlängst immer wieder Kurzarbeit gegeben. Gerade wird Mercedes in Bremen erneut ausgebremst, weil Halbleiterkomponenten fehlen. Während der Phasen der Kurzarbeit werden laut Unternehmen keine Ferienbeschäftigten eingestellt. Auf der Internetseite von Daimler werden Ferienjobber für Bremen sowohl für den Sommer als auch den Herbst gesucht.

Restaurants oder Cafés stellten Jobangebote oft auf ihren Social-Media-Seiten ein, sagt Oliver Trey, der selbst das Little Butcher und das Ihretwegen führt. Die Branche ist es ohnehin gewohnt, immer wieder für Nachwuchs zu sorgen, weil sich die Lebens- und Berufssituation der Aushilfen verändert – ob Studenten, Schüler oder Azubis. "Es gibt in der Gastronomie eine hohe Fluktuation", sagt der Vorsitzende der BGG. Dabei entdeckten einige schon mit jungen Jahren die Freude an der Aufgabe und blieben der Branche treu.

Zur Sache

Welche Regeln gelten

„Ferienjobs sind für Schülerinnen und Schüler eine tolle Möglichkeit für Einblicke ins Arbeitsleben", findet die Vorsitzende des DGB Region Bremen-Elbe-Weser Annette Düring. Es gebe allerdings klare Regeln, die eingehalten werden müssten. "Das Jugendarbeitsschutzgesetz erklärt, unter welchen Bedingungen Kinder und Jugendliche arbeiten dürfen. Schulferien sind in erster Linie zur Erholung da! Schwere körperliche oder gefährliche Arbeiten sind für Jugendliche tabu. Schwere Gegenstände tragen, mit Chemikalien hantieren oder Akkordarbeit – all das ist verboten", so Düring. Aus Sicht des DGB sollten junge Menschen auf einen Arbeitsvertrag bestehen: "Dieser muss klare Aufgaben, Arbeitszeiten und den Lohn regeln."

Alireza Khostevan, Rechtsberater der Arbeitnehmerkammer Bremen, erklärt, dass auch für Ferienjobber wie für andere Arbeitnehmer bestimmte Rechte gelten – etwa bezogen auf den Urlaub oder die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Wer über 18 Jahre ist, hat zudem Anspruch auf den Mindestlohn von 9,60 Euro die Stunde.

Die Arbeitnehmerkammer gibt einen Überblick, in welchem Alter wie lange und wann gearbeitet werden darf. "Minderjährige genießen noch Welpenschutz. Sie dürfen weder inhaltlich noch zeitlich überfordert werden", stellt Khostevan klar. Erst Schüler ab 15 Jahren dürften überhaupt Ferienjobs mit längeren Arbeitszeiten übernehmen. Zwischen 13 und 15 Jahren seien dagegen nach Einwilligung der Eltern nur leichte Tätigkeiten möglich wie zum Beispiel Babysitten. Wer Fragen hat, kann sich auch als Ferienjobber an die Bremer Arbeitnehmerkammer wenden.

Ferienjobs zählen zu den kurzfristigen Beschäftigungen. Beiträge zur Sozialversicherung werden hierfür in der Regel nicht fällig, schreibt die Deutsche Rentenversicherung Oldenburg-Bremen: "Egal, wie viel sie verdienen." Aufgrund der Pandemie seien die Grenzen für eine kurzfristige Beschäftigung übergangsweise vom 1. März bis 31. Oktober 2021 auf vier Monate oder 102 Arbeitstage erhöht worden. Steuern werden erst erhoben, wenn der Grundfreibetrag von 9.744 Euro überschritten wird.

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