Ob in der Eisdiele, am Fließband in der Autoproduktion oder im Einzelhandel: Schüler und Studenten sind als Aushilfen in der Urlaubszeit gefragt. In Niedersachsen und Bremen haben die Schulferien just begonnen. An der Universität und der Hochschule Bremen laufen die Semesterferien. Für einige junge Menschen beginnt damit eine neue Aufgabe.
Betriebe in Bremen und der Region suchen aktuell noch Aushilfen für den Sommer – das gilt besonders für die Gastronomie. "Da ist ein großer Bedarf. Viele Betriebe würden sich freuen, wenn Schüler und Studenten sie unterstützen", sagt Oliver Trey von der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG). Vor allem Lokale mit Saisongeschäft, etwa Biergärten, hätten jetzt im Sommer einen höheren Personalbedarf: "Das geht nur mit Aushilfen."
Jüngster Lockdown verursacht Personalmangel
Michael Maier ist ebenfalls noch auf der Suche. "Wir können weitere Unterstützung gebrauchen", sagt der Geschäftsführer der Gastro-Consulting. Zum Unternehmen gehören in Bremen das El Mundo, der Chilli Club, das Luv und Paulaner's an der Schlachte sowie das Paulaner's Wehrschloss – Lokale mit teils großer Außenfläche. Wegen des Lockdowns sei es Betrieben zuvor nicht möglich gewesen, Mitarbeiter wie sonst schon frühzeitig einzustellen, sagt der Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Bremen. Von den Kollegen weiß er: "Da wird noch vielfach gesucht."
Zunächst legten Cafés und Restaurants bei der Wiedereröffnung mit kleinen Team los. Jetzt seien die Lokale gut gefüllt, sagt Maier. Hilfe werde jetzt händeringend gesucht. Überall seien Ferienjobs für Schüler und Studenten im Angebot – sogar mehr Stellen als sonst. Anders sei die Situation in den Hotels. "Die Touristen kehren nur langsam zurück", sagt Maier. Was in der Branche insgesamt gefragt sei: Auszubildende. "Es sind noch jede Menge freie Stellen verfügbar."
Das Personalproblem kommt mit Ankündigung. "Dem Gastgewerbe ist durch Corona eine große Anzahl von sozialversicherungspflichtigen aber erst recht geringfügig Beschäftigten verloren gegangen", hält der Hauptgeschäftsführer von Dehoga Niedersachsen Rainer Balke fest. Aktuell boome in den touristischen Regionen das Geschäft. "Insofern wird von vielen Betrieben jede mitarbeitswillige Hand geschätzt."
In der Branche macht sich zudem bemerkbar, dass wegen Corona weniger Studenten in der Stadt sind – offenbar auch die Semesterferien über. "Das sind die Leute, die uns gerade gewaltig fehlen", sagt der Vorsitzende der BGG Trey.
Die Arbeitsagentur Bremen spürt nach Angaben von Sprecher Jörg Nowag ebenfalls, dass im Moment weniger Studenten nach einer Stelle fragen. Wer sich für einen Ferien- oder Semesterjob interessiert, kann sich bei der Jobvermittlung der Agentur melden (04 21 / 1 78 11 73) und wird in eine entsprechende Kartei aufgenommen. Die Nachfrage sei derzeit hier nicht wie sonst.
Oftmals handelt es sich um Minijobs
Insgesamt verzeichnet die Arbeitsagentur auch ein niedrigeres Niveau an Gesuchen von Betrieben – auch aus der Gastronomie. "Das plätschert ein bisschen dahin", sagt Nowag. Es gebe aber immer wieder neue Stellenangebote, ob für das Büro oder Lager, und teils schon Gesuche für die Vorweihnachtszeit. Schon seit Jahren sei der klassische Ferienjob – die Urlaubsvertretung für ein paar Wochen im Block – seltener im Angebot. "Wir beobachten, dass das zunehmend weniger wird. Es geht mehr in Richtung Minijob." Dafür wünschten sich die Betriebe teils Vorkenntnisse für die längere Beschäftigung.
Die Stellenanzeigen auf dem Jobportal Indeed zeigen das Angebotsspektrum: Dort sucht zum Beispiel der Küchengerätehersteller WMF für mehrere Monate eine Aushilfe für das Bremer Geschäft. Die Modekette C&A braucht demnach für Bremen und Bremerhaven Aushilfen und spricht Schüler und Studenten an. Für gemeinnützige Organisationen werden Mitarbeiter fürs Fundraising gesucht – unter der Überschrift "Ferienjob im Freien".
Mercedes setzt im Bremer Werk ebenfalls wieder Aushilfskräfte ein. Hier sind Ferienbeschäftigte seit Beginn des Jahres im Einsatz. "Die größte Anzahl der Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden wird in den Sommermonaten bis September die Beschäftigten unterstützen", so eine Sprecherin. Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
VW vergibt Ferienjobs in unterschiedlichen Bereichen
Vor allem in der Produktion werden die Aushilfen benötigt. "Es gibt aber auch Ferienjobs in der Logistik, der Verwaltung, in unseren Kundencentern oder in der Gastronomie", so die Sprecherin. VW setzt in Wolfsburg ebenfalls auf Schüler und Studenten und stellt 1800 Ferienarbeiter für die Sommerzeit ein.
Was jedoch eine Herausforderung für die Autohersteller ist: Wegen des Chipmangels hat es unlängst immer wieder Kurzarbeit gegeben. Gerade wird Mercedes in Bremen erneut ausgebremst, weil Halbleiterkomponenten fehlen. Während der Phasen der Kurzarbeit werden laut Unternehmen keine Ferienbeschäftigten eingestellt. Auf der Internetseite von Daimler werden Ferienjobber für Bremen sowohl für den Sommer als auch den Herbst gesucht.
Restaurants oder Cafés stellten Jobangebote oft auf ihren Social-Media-Seiten ein, sagt Oliver Trey, der selbst das Little Butcher und das Ihretwegen führt. Die Branche ist es ohnehin gewohnt, immer wieder für Nachwuchs zu sorgen, weil sich die Lebens- und Berufssituation der Aushilfen verändert – ob Studenten, Schüler oder Azubis. "Es gibt in der Gastronomie eine hohe Fluktuation", sagt der Vorsitzende der BGG. Dabei entdeckten einige schon mit jungen Jahren die Freude an der Aufgabe und blieben der Branche treu.