Beats dröhnen aus den Boxen, Nebel schießt aus den Kanonen, die Scheinwerfer kreisen, das Publikum applaudiert. Doch auf der großen Bühne im Schuppen Eins steht keine Rockband, sondern stehen Gründer. Klar. Denn beim Bremer Start-up-Festival „Geschüttelt, nicht gerührt“ (GNGX) sind sie die Stars. Junge Unternehmer erzählen von ihren Erfolgen und Niederlagen und treffen auf noch jüngere Unternehmer und ihre Geschäftsideen.
Bevor es richtig losgeht, begrüßt Initiator André Wollin sein Publikum und erinnert an den Start der Reihe: „Wir sind klein angefangen. Damals waren wir nur Bremer.“ Viele Treffpunkte für Gründer gab es zu diesem Zeitpunkt in der Stadt nicht. Wollin wollte das ändern. Mittlerweile kommt zu GNGX auch Besuch aus Berlin, Hamburg, Paris und Wien in den Norden. „Ich finde das riesig cool“, sagt Wollin gerührt. Hunderte Besucher sind an diesem Freitagabend hier – es sind Gründerwochen in Bremen.
"Das ist eine fantastische Geschichte"
Dass in der Szene viel passiert ist und mit dem Gründerzentrum Start-Haus noch mehr passieren soll, berichtet Kai Stührenberg. Im Wirtschaftsressort ist er zuständig für das Thema Innovation. Schon bei den ersten Ausgaben der Reihe GNGX sei er dabei gewesen. Zwar vermisse er die Bierkistenbühne aus den ersten Tagen, doch das Format lobt er: „Das ist eine fantastische Geschichte.“
Das Festival unterstützt der IT-Dienstleister Team Neusta. Dessen geschäftsführender Gesellschafter Carsten Meyer-Heder hat sich für seinen Auftritt eine Cap verkehrt herum aufgesetzt. Mode aus der Zeit, in der er gegründet habe: „Damals gab es den Begriff Start-up noch nicht, damals machte man sich selbstständig.“
An diesem Abend geht es um Botschaften, Motivation und vor allem Geschichten. Wie es sich für ein Festival gehört, stehen die Acts im Timetable. Dirk Fehse ist der Nächste im Programm und sagt einen Satz, der zunächst merkwürdig klingt: „Ich bin super froh über meine Lebenskrise.“
Es geht ums machen
Erst die habe aber vor ein paar Jahren dazu geführt, dass er sein Unternehmen „PaulCamper“ gründete. Über die Plattform wird privates Campersharing möglich. Jetzt steht auf seinem Shirt „Yes, we camp“. Fehse will anderen Gründern Mut machen: „Will ich meinen Enkeln mal sagen, dass ich es nicht ausprobiert habe? Es geht ums Machen. Die Angst davor, zu scheitern, ist unbegründet.“
Jürgen Ulbrich aus Wien plädiert vor allem für Mehrgleisigkeit. Darum gebe es neben seinem Start-up „Appful“, das Unternehmen bei der Entwicklung von Apps unterstützt, gleich mehrere weitere Projekte. Zum Abheben ist das Oldenburger Start-up „Qlex“ von Immo Weidner.
Zusammen mit seinem Team hat er eine Drohne entwickelt, die Multikopter und Flugzeug kombiniert. „Wir erreichen damit eine Flugzeit von sechs Stunden. Die Wettbewerber liegen bei zwei Stunden.“ Gerade erst in dieser Woche habe Qlex die erste Drohne verkauft. Welche Chancen die Digitalisierung für ein Geschäft hat, das Teppiche und Jalousien verkauft, davon erzählt Dennis Witthus.
In ein paar Minuten die Jury überzeugen
Er leitet einen Heimtextilladen in Bremen-Nord und ist seit ein paar Monaten Youtuber. „Werbung will keiner sehen. Darum erzähle ich nicht von meiner Firma, sondern nehme die Zuschauer mit auf meinem Tag.“ Ob die Fahrt im Tesla oder eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt – Witthus gibt in seinen Videos Einblick. Und damit erreiche er letztlich neue Kunden für sein Geschäft. „Gestern war jemand aus Düsseldorf da, der mich sehen wollte.“
Für vier Start-ups geht es dann nach den Auftritten der Speaker auf die Bühne. In ein paar Minuten müssen sie die Jury überzeugen: „Lumitudo“ aus Weyhe, die Logistikmanager von „LSA Digital“ aus Bremerhaven, „Cutnut“ aus Hamburg und „Univize“ aus Luxemburg. Am Ende gewinnt den Wettbewerb des Festivals „Cutnut“. Für die Gründer geht es in Bremen weiter. Denn zum Preis gehört ein Platz für Coworking bei Team Neusta.