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Glasfaserausbau in Bremen "Das Datenvolumen steigt jedes Jahr um 20 bis 30 Prozent"

Bis 2030 will die Glasfaser Nordwest 1,5 Millionen Haushalte ans schnelle Internet angeschlossen haben. Geschäftsführer Andreas Mayer erläutert, warum es mit dem Ausbau manchmal länger dauert als gedacht.
10.10.2023, 05:00 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Herr Mayer, was unterscheidet Bremen beim Glasfaseraufbau von den anderen Bundesländern, in denen Sie unterwegs sind?

Andreas Mayer: Bremen ist das einzige Bundesland, das komplett in unserem Ausbaugebiet liegt. Momentan haben wir in Bremen und Bremerhaven über 80.000 Haushalte in der Vermarktung. Wir bauen das Netz selbst, und unsere Partner übernehmen die Vermarktung – in Bremen und Bremerhaven sind das die SWB und die Deutsche Telekom. Wie die Partner die Vermarktung und den Vertrieb konkret durchführen, ist ihnen selbstverständlich selbst überlassen. Unsere Vermarktungspartner wachsen stetig. So haben wir zum Beispiel auch die Osterholzer Stadtwerke unter Vertrag und weitere werden folgen.

Was sind die Besonderheiten vom Ausbaugebiet Bremen und Bremerhaven?

Es sind andere Herausforderungen. Würden wir uns zum Beispiel von Norden nach Süden durcharbeiten, würde das zu bautechnischen Behinderungen führen. Das wäre eine große Belastung für die Bürgerinnen und Bürger und auch die Stadt. Daher fängt man eher an verschiedenen Punkten an und baut von dort weiter. So sind wir zum Beispiel im Bremer Süden in Mittelshuchting unterwegs, im Bremer Norden zum Beispiel in Vegesack, im Zentrum in Schwachhausen und im Bremer Osten geht es jetzt in Borgfeld und Osterholz in die Vermarktung. Das passiert alles in enger Kooperation mit der Stadt.

Inwiefern?

Die Stadt Bremen hat mit mehreren Anbietern eine Kooperationsvereinbarung geschlossen – darunter mit uns. Das freut uns, weil es ein Bekenntnis zum echten Glasfaserausbau ist. In Städten sind Wohnungswirtschaftsunternehmen von besonderer Bedeutung, sie verantworten viele Liegenschaften. In Bremen sind zum Beispiel die Brebau und die Espabau zu nennen, die mit uns einen sogenannten Gestattungsbau geschlossen haben. Wir erschließen ihre Immobilien nun komplett mit Glasfaser. Wir gehen bei unserem Ausbau mit einer Glasfaser bis in die Wohneinheiten und hören nicht im Keller auf.

Welche Herausforderungen bringt das geringere Maß an Platz im Vergleich zu ländlicheren Regionen beim Bau mit sich?

In Findorff zum Beispiel gibt es schmalere Bürgersteige, parkende Autos und Grundstücksmauern und eben auch Bäume, auf die wir selbstverständlich Rücksicht nehmen. Das steht der Geschwindigkeit jedoch manchmal im Wege.

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Beim Ausbau nimmt man meist den Bürgersteigen entlang die Ausbaumethode „aufbuddeln, verlegen, zubuddeln“ wahr.

Ja, aber wir müssen auch durch Asphaltflächen durch, die für uns eine große Herausforderung sind. Eigentlich gibt es moderne Verlegemethoden, die ein Recycling der Asphaltoberflächen zulassen würden. Diese sind aber in der Regel nicht zugelassen. Ein echter Bodenaustausch plus Neuverlegung ist extrem viel teurer und belastet unsere Wirtschaftlichkeit. Wir wünschen uns ein deutlich größeres Bekenntnis zu diesen Verlegemethoden, um unnötige Kostenbelastungen zu verhindern und damit den breitflächigen eigenwirtschaftlichen Ausbau bestmöglich zu unterstützen. Der Ausbau der Infrastruktur gelingt nur gemeinsam.

Über die Kupferleitungen gibt es doch auch noch ordentliche Datengeschwindigkeiten.

Wir sehen anhand der Marktanalysen, dass das Datenvolumen jedes Jahr um 20 bis 30 Prozent ansteigt. Da kommt die Kupferdoppelader technologisch langsam an ihre Grenzen. Der Bedarf an Glasfaser wird entsprechend von Jahr zu Jahr zunehmen. Technologisch könnte das Netz auch zehn Gigabit und mehr statt wie bisher ein Gigabit schaffen.

Teilen Ihnen Behörden wie in Bremen das Amt für Straßen und Verkehr mit, wenn in den kommenden Monaten Baustellen geplant sind?

An kooperativen Mitverlegungen sind wir sehr interessiert. Die Auflagen des Bundeskartellamts limitieren jedoch an der einen oder anderen Stelle solche Schritte. Solange wir Gebiete in Planung haben, dürfen wir damit nicht an die Öffentlichkeit gehen. Wir bauen aber zum Beispiel viel zusammen mit der Wesernetz. Die verlegt ohnehin meistens Leerrohre, die wir dann auch nutzen, wo dies sinnvoll und möglich ist.

Der Bürger würde es der Kommune danken, wenn die Behörden mitdenken, sodass die Straße nur einmal aufgerissen wird.

Da stimme ich Ihnen natürlich zu. Wir haben bei uns im Unternehmen Kommunalbeauftragte, die die Schnittstelle zu den Städten und Gemeinden sind.

Was uns Leser berichten: Glasfaserkabel wurden teils lieblos auf dem Putz durch das Treppenhaus verlegt. Warum die schnellste und nicht die beste Möglichkeit?

Solchen Fällen gehen wir immer nach. Wir bekommen über unseren Kundenservice entsprechend das Feedback, um zu erfahren, was nicht funktioniert hat. Sicherlich ist es richtig, dass dem kostenlosen Einbau der Glasfaser ins Haus und auf die Etagen wirtschaftliche Grenzen gesetzt sind. Deswegen wird üblicherweise in Immobilien mit Kabelkanälen über Putz gebaut. Das ist oft auch unproblematisch.

Aber es ist nicht unbedingt ästhetisch.

Wenn Glasfaserleitungen bereits vorhanden sind, wird auch versucht, diese zu nutzen. Wir sind aber auch für den Betrieb zuständig. Kommt es also zu einer Störung, müssen wir die beseitigen. Wenn eine existierende Leitung nicht in unser Netzkonzept passt, können wir die nicht nutzen. Unser Partner sucht vor Ort immer nach einer guten Lösung. Insgesamt können wir an allen Stellen nicht immer so schnell und perfekt sein, wie wir sein wollen.

Wie einfach ist es für Sie, Neubaugebiete zu erschließen?

Je eher uns Städte, Landkreise und Gemeinden über Neubaugebiete informieren, desto schneller können wir prüfen, wie man diese erschließen kann. Manchmal werden sie uns zu spät mitgeteilt, sodass es bautechnisch nicht mehr möglich ist, sie zu erschließen.

Was haben Sie und Ihre Partner beim Ausbau schon an Kabeln gefunden, die da laut Plan eigentlich nicht liegen?

Das kommt vor. Problematischer ist es aber, wenn da etwas liegen soll, und das ist nicht da. So sind die größten Herausforderungen für den Glasfaserausbau Bahnübergänge, Flüsse und Autobahnen sowie Landstraßen. Wenn dort die in der Dokumentation eingezeichneten Leerrohre nicht verfügbar sind, dann kommen wir da womöglich nicht durch. Und unter einer ICE-Strecke ein neues Kabel durchzuschießen, ist einfach ein umfangreiches und zeitintensives Genehmigungsverfahren. Und mit dem Kampfmittelräumdienst haben wir durchaus auch zu tun. Das führt ebenfalls zur Verzögerung des Ausbaus, weil erst einmal die Gefahr identifiziert werden muss. Bei einigen Straßen gibt uns die Kommune die Auflage vor, die Leitungen noch tiefer zu verlegen, was eine zusätzliche Kostenbelastung und Zeitverzögerung bedeutet.

Das Gespräch führte Florian Schwiegershausen.

Zur Person

Andreas Mayer (48)

ist seit zwei Jahren Geschäftsführer der Glasfaser Nordwest in Oldenburg und war zuvor bei der EWE tätig. Zusammen mit Arnold Diekmann führt er das Unternehmen, das ein Joint Venture des Oldenburger Energieunternehmens und der Deutschen Telekom ist.

Zur Sache

Bisher 900.000 Haushalte mit Glasfaser erschlossen

Um Bremen herum ist die Glasfaser Nordwest momentan im Landkreis Osterholz unterwegs, im Landkreis Verden, im Landkreis Diepholz, den Landkreis Oldenburg sowie in Bremen selbst in 24 Gebieten. Derzeit sind es insgesamt über 350 Gebiete. Wenn die Glasfaser Nordwest fertig ist, sollen eigenwirtschaftlich 1,5 Millionen Haushalte bis 2027 mit Glasfaser erschlossen sein. Laut Unternehmen sind es bisher knapp 900.000 Haushalte. In Summe hat das Unternehmen bereits 4000 Kilometer Glasfaser verlegt.

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