Seit dreieinhalb Jahren gräbt sich die Glasfaser Nordwest durch Bremen. Das Tochterunternehmen, das zur Hälfte dem Oldenburger Energieversorger EWE und der Deutschen Telekom gehört, hat in dieser Zeit schon einige Stadtteile ans Glasfasernetz angeschlossen. Doch auch Vodafone, die Deutsche Glasfaser und das Bremer Unternehmen LWLcom sind in der Stadt und umzu aktiv und verlegen die dünnen Kabel, die Internetgeschwindigkeiten von mindestens einem Megabit pro Sekunde ermöglichen. Was die Verbraucher dazu wissen sollten:
Sind DSL und Glasfaser das Gleiche?
Nein. Internet per DSL-Technik setzt immer noch auf die alten Telefon-Kupferkabel der Telekom. Durch die fortgeschrittene Technik namens VDSL lassen sich hier im besten Falle Internetgeschwindigkeiten bis zu 250 Megabit pro Sekunde erreichen – obwohl bei VDSL oft bis zu einem bestimmten Punkt schon Glasfaserleitungen im Spiel sind, und zwar mindestens bis zum grauen Verteilerkasten, der an der Straße steht. Bei der Glasfasertechnik werden die Daten in Windeseile optisch übertragen. Hier sind problemlos Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde möglich. Obwohl schon jetzt Geschwindigkeiten bis zu zehn Gigabit möglich wären, vermarkten die meisten Anbieter nur Geschwindigkeiten bis zu einem Gigabit pro Sekunde. Auch über das ursprünglich für Fernsehen vorgesehene TV-Kabel von Vodafone sind Geschwindigkeiten von bis zu einem Megabit möglich.
Braucht jeder Haushalt solche Geschwindigkeiten?
Wer nur ab und zu ins Internet geht, um E-Mails zu checken und hin und wieder ein kleines Youtube-Video schaut, für den reicht derzeit ein DSL-50-Anschluss. Damit ist eine Geschwindigkeit von bis zu 50 Megabit möglich. Die vergangenen Jahre zeigen aber, dass sich in Deutschland das Internet-Datenvolumen alle zwei Jahre verdoppelt hat. Wenn in einem Vier-Personen-Haushalt jeder für sich per Internet einen Film schaut, reichen 50 Megabit pro Sekunde nicht mehr aus. Laut Verband Haus & Grund sind außerdem zwischen fünf und acht Prozent mehr Erlös beim Verkauf einer Immobilie möglich, wenn sie über einen Glasfaseranschluss verfügt.
Was bedeuten die Abkürzungen FTTH, FTTB und FTTC?
Dabei handelt es sich um Bezeichnungen, die sagen, bis wohin der Netzbetreiber das Glasfaserkabel verlegt. FTTH steht für "Fiber To The Home" und bedeutet, dass eine Glasfaserleitung bis in die Wohnung des Kunden gelegt wird, erläutert unter anderem das Verbraucherportal Verivox. Hier kommt kein Kupferkabel mehr zum Einsatz. Das Hochladen von Daten ist um um Weiten schneller als bei der alten DSL-Technologie. FTTB bedeutet "Fiber To The Building". Hier führen die Glasfaserkabel bis zum Übergabepunkt, der sich meist im Keller befindet. Von dort gehen Kupferkabel in jede Wohnung hoch. Auch hier lassen sich laut Verivox Geschwindigkeiten bis zu einem Gigabit pro Sekunde erzielen. FTTC ist kurz für "Fiber To The Curb": Hier liegen die Glasfaserkabel bis zum grauen Verteilerkasten am Straßenrand. Von dort laufen die Daten wie bisher per Kupferkabel in die Häuser. Über die VDSL-Technik sind hier Geschwindigkeiten von bis zu 250 Megabit pro Sekunde möglich. Lediglich FTTH bedeutet also Glasfaserkabel bis in die Wohnung.
Sollte man bei Neubauten schon das Glasfaserkabel im Wohnhaus verlegen, obwohl die Glasfasern in der Straße erst später hinzukommen?
Von Glasfaser Nordwest ist zu hören, dass die Häuslebauer darauf achten sollten, dass in ihrem neuen Eigenheim genug Leerrohre verlegt sind. Auf diese Weise stammen alle Kabel von nur einem Unternehmen, und bei einer späteren Störung ist dann nicht erst zu klären, welche Firma sich darum kümmern muss. Sollte es keine Leerrohre geben, verlegen die beauftragten Firmen die Kabel zum Beispiel durch das Treppenhaus auf dem Putz.
Woher weiß ich, ob in meiner Wohnung oder meinem Haus schnelles Internet per Glasfaser oder Kabel verfügbar ist?
Dafür gibt es im Internet den Breitbandatlas. Nachdem man seine Adresse eingegeben hat, informiert der Atlas, welche Unternehmen dort Gigabit-Internet anbieten. Der Breitbandatlas wird von der zentralen Informationsstelle des Bundes (ZIS) der Bundesnetzagentur betrieben und zeigt ebenso an, was per Mobilfunk datenmäßig möglich ist. Die Seite ist im Internet über den Kurzlink https://is.gd/1gyBjl erreichbar. Wenn eine der oben genannten Firmen ein Gebiet neu erschließen möchte, informiert diese die Anwohner. Die Glasfaser Nordwest hat in Bremen 13 ihrer insgesamt 21 geplanten Gebiete ausgebaut. Die Gebiete Borgfeld, Ellener Feld und Osterholz sollen noch in diesem Jahr in die Vorvermarktung gehen. Die Deutsche Glasfaser mit Sitz in Borken hat in und um Bremen 70 Gebiete mit Glasfaser versorgt. Sie ist dabei, abzufragen, wer im Bremer Osten, in Borgfeld, Interesse an einem Glasfaseranschluss hat. Haben sich genug Anbieter zu einem Zweijahresvertrag verpflichtet, wird der Bau in Angriff genommen. Ebenso will LWLcom in Borgfeld ab 2024 den Ausbau in Angriff nehmen. Die ersten Privatkunden hatte das Bremer Unternehmen übrigens in der Überseestadt.