Bremer Gründer wünschen sich oftmals mehr Unterstützung von der Politik. Gleichzeitig loben sie die gute Hochschullandschaft und die Verfügbarkeit bezahlbarer Wohnimmobilien. Das sind zwei Ergebnisse des 7. Deutschen Start-up-Monitors des Bundesverbands Deutsche Start-ups und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC.
Bundesweit wurden für den Monitor 2000 Start-ups befragt, 75 davon aus Bremen und Bremerhaven. Damit ist die Zahl der Unternehmen aus der Hansestadt als nicht repräsentativ zu werten. Hinzu kommt, dass die Umfrage noch vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurde. Im Bundesvergleich war die Stimmung unter den Bremer Gründern demnach etwas gedämpfter: 43 Prozent der befragten Unternehmen zeigten sich mit den Bedingungen in Bremen zufrieden, auf Bundesebene waren es gut 60 Prozent.
Thomas Ull, Standortleiter bei PWC Bremen, ist dennoch zuversichtlich: „In den vergangenen Jahren hat sich in der hiesigen Start-up-Landschaft eine Menge getan“, sagt er. Die Hansestadt habe aufgeholt, man sei auf einem guten Weg – auch wenn es gegenüber den Gründungshochburgen weiter Nachholbedarf gebe. „Ich hoffe sehr, dass diese Schere in der Corona-Krise nicht wieder weiter aufgeht, sondern die Start-ups in Bremen ein klares wirtschaftspolitisches Signal erhalten, dass sie langfristig und konstant mit Unterstützung rechnen können.“
Wege zu Investoren
Zwar empfinden zwei von fünf Bremer Gründern dem Start-up-Monitor zufolge die wirtschaftspolitischen Initiativen in der Hansestadt als gut. Bundesweit sind es aber mehr als die Hälfte der Befragten. Schon vor der Krise ist den Angaben zufolge in Bremen der Zugang zu Kapital und Investitionen schwierig gewesen: Nur jeder fünfte Entscheider bewertete diesen als gut (Bund: jeder Dritte). Fast die Hälfte der befragten Gründer (45 Prozent) aus der Hansestadt gab an, Mühe zu haben, an Investoren zu kommen.
Oftmals ist es laut Start-up-Monitor in Bremen so, dass bei der Finanzierung eher auf traditionelle Wege gesetzt wird: Vier Fünftel der Befragten gaben an, ihr eigenes Geld ins Unternehmen zu stecken, gut ein Drittel erhält finanzielle Unterstützung von der Familie oder Freunden, jeder Vierte bekommt staatliche Zuschüsse. Über Bankdarlehen finanzieren sich vier von zehn Bremer und Bremerhavener Start-ups. Alternative Ansätze wie Business Angels oder Venture Capital werden dagegen selten genutzt (neun Prozent). Der Bundesschnitt liegt deutlich darüber.
„Das Finanzierungsproblem wird sich nun vermutlich verschärfen“, sagt Christoph Haß, der die PWC-Start-up-Initiative Nextlevel für die Region Nord leitet. Er hält eine Finanzierung über Corporate Venture Capital für eine gute Chance und verweist in diesem Zusammenhang auf das Starthaus der Bremer Aufbaubank.
Eine weitere Besonderheit Bremens: Die Gründer kooperieren vergleichsweise selten mit Partnern, wissenschaftlichen Einrichtungen oder anderen Start-ups. Knapp die Hälfte (48 Prozent) pflegen eine solche Zusammenarbeit, bundesweit sind es 57 Prozent. Offenbar wird dies als problematisch angesehen, denn nur gut ein Viertel ansässiger Start-ups ist mit den Möglichkeiten zur Kooperation überhaupt zufrieden. Dabei ließen sich, so Ull, über einen Austausch neue Vertriebskanäle und Kundengruppen erschließen.