In den vergangenen Jahren hat sich in der Bremer Gründerszene einiges getan. Viele Fäden laufen bei Ihnen zusammen. Wie geht es der Start-up-Landschaft heute?
an Wessels: Die Bremer Start-up-Szene entwickelt sich positiv. Im Laufe der Jahre hat sie deutlich an Sichtbarkeit gewonnen – sowohl innerhalb als auch außerhalb Bremens. Immer mehr Leute setzen nach meiner Wahrnehmung ihre Ideen um. Und die Köpfe der Szene sind viel besser miteinander vernetzt. Künstliche Intelligenz ist inzwischen als Technologie der Haupttreiber der Gründungen. Was mir im Vergleich mit den Anfangstagen auch auffällt: Immer mehr Frauen gehen mit ihren Ideen an den Start.
In Ihrer Reihe "Startup Pitch Night" treten Gründer gemeinsam an. Gerade lief die 20. Ausgabe in den Räumen der Sparkasse Bremen. Das Haus war voll. Die Gründer haben bei ihren Auftritten oft deutlich gemacht: Wir brauchen Geld. Wir brauchen Partner. Ist das in Bremen ein Knackpunkt?
Das ist immer ein Knackpunkt – ganz unabhängig vom Standort. Natürlich tummeln sich die Investoren besonders in den Zentren Berlin, Hamburg und München. Auf der anderen Seite gibt es auch sehr viele Business Angel, also Förderer der Gründerinnen und Gründer, mit lokaler Verankerung. Das ist auf jeden Fall eine Aufgabe, das Engagement in Bremen noch mehr zu aktivieren.
Spielt es denn eine Rolle, wo der Investor sitzt?
Start-up und Investorinnen und Investoren müssen zusammenpassen. Das hat erst mal nichts mit dem Standort zu tun. Natürlich ist es für die Gründer gut, zu wissen, wer hier vor Ort investiert. Insbesondere Business Angel wollen nicht nur Geld verdienen. Es spielt auch etwas Emotionales eine Rolle. Die Investoren wollen die eigenen unternehmerischen Erfahrungen weitergeben. Wenn es dann noch um Hilfe für Gründer aus der Heimatstadt geht, kann es das i-Tüpfelchen obendrauf sein.
Ein Kreis will sich jetzt verstärkt dafür einsetzen, Bremer Investoren und Start-ups zusammenzubringen.
Alle Aktivitäten können helfen, das in Bremen und Bremerhaven vorhandene Geld zu aktivieren. Das ist gut!
Ihr Logo besteht aus einem Schiff, auf dem Segel der Bremer Schlüssel. Um im Bild zu bleiben: Wie kann die Gründerstimmung hier mit vollen Segeln vorangebracht werden? Braucht es dazu teils auch mehr Mut, um gemeinsam in See zu stechen?
Ich glaube, wir sind schon auf einem ganz guten Weg. Die Dinge müssen sich Stück für Stück weiterentwickeln. Es ist natürlich sehr förderlich, wenn Akteure und Institutionen – gerade mit Reichweite – das Schlaglicht auf Bremer Start-ups werfen und damit auf die Szene insgesamt. Wir haben da ein ganz gutes Niveau erreicht.
Der Senat hat unlängst ein neues Förderprogramm beschlossen. Die Wirtschaftssenatorin spricht in diesem Zusammenhang von einem Quantensprung. Kann das wirklich Wucht entfalten?
Die Details des Programms kenne ich nicht. Aus meiner Sicht schließt sich damit aber eine Lücke gegenüber anderen Bundesländern. Wenn ich nach Niedersachsen und Hamburg gucke, dann gibt es dort bereits ähnliche Programme. Es ist gut, dass Bremen auch mehr Mittel für Start-ups bereitstellt. Das kann die Szene beflügeln. Gerade im frühen Stadium geht es für die Leute darum: Wo bekomme ich meine ersten Gelder her, um mich zu entwickeln?
Gibt es aktuell ein besonders spannendes Unternehmen – ein Geheimtipp auch aus Sicht von Investoren?
Da gibt es viele. Unsere „Startup Pitch Night“ haben Heatrix gewonnen. Sie sind gerade auf Suche nach Investoren. Das Unternehmen will die energieintensive Industrie dekarbonisieren. Das ist angesichts der Herausforderung des Klimawandels natürlich richtig spannend. Cleantech (Anm. d. R.: Saubere Technologie) made in Bremen!