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Gründer suchen Investoren Warum es ein Start-up aus Berlin zurück nach Bremen zog

Gründer Jan Elsner zog es zunächst nach Berlin. Heute ist er mit seiner Lichttherapieidee aber wieder in Bremen. Der Draht zwischen Investoren und Start-ups soll hier künftig noch heißer glühen.
05.04.2023, 05:00 Uhr
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Von Maren Beneke Lisa Schröder

Seit seiner Kindheit kämpft Jan Elsner mit einer Schuppenflechte. Eine Lichttherapie – die hilft da am allermeisten. Doch bislang müssen Betroffene dafür oft mehrmals pro Woche und meist über mehrere Monate in eine Arztpraxis fahren, um sich dort für teils nur wenige Minuten behandeln zu lassen. Das kostet Zeit. Ein Teil der Patienten hält die aufwendige Therapie darum nicht bis zum Ende durch. "Warum sich also nicht von zu Hause aus therapieren lassen?", dachte sich Elsner.

Der Unternehmensgründer machte sich an die Umsetzung seiner Idee. Die Lichttherapie bei Hauterkrankungen im eigenen Zuhause soll eine App unterstützen – auch als Mittler zwischen Arzt und Patient. Skinuvita könnte vielen Menschen bei ihrem Problem helfen. Gerade bei einer solchen Gründung aus dem Medizinbereich ist jedoch Geduld gefragt, bis die Idee zum Einsatz kommen kann. Starke Partner sind dafür notwendig – Investoren für die Anfangstage.

In Bremen sollen Geldgeber und Start-ups künftig besser zueinanderfinden

In Bremen sollen Geldgeber aus der Region und Start-ups künftig noch besser zueinanderfinden. Der Investor Stefan Bellinger gehört zur Runde, die sich dazu jetzt regelmäßig austauscht – unter Führung der Handelskammer. Als Bremer "durch und durch" geht es Bellinger auch darum, den Standort nach vorne zu bringen. Die Start-ups müssten, findet er, hier gehalten werden. "Ich investiere gerne – und am liebsten in Bremer Unternehmen", sagt er auch deshalb. Jeder kenne irgendjemanden. Die Vernetzung könne aber noch besser klappen. "Wir haben zwar kurze Wege, aber manchmal auch eine lange Leitung."

Zunächst ist Bellinger etwas in die Szene eingetaucht, hat Kontakte geknüpft, Start-ups gesprochen. "Ich habe festgestellt, dass alle unglaublich brennen und engagiert sind, aber das keine richtige Koordination stattfindet", berichtet Bellinger. Investoren gebe es dabei in der Stadt ausreichend. "Ich kenne in Bremen genug, die in der Lage sind, in Start-ups zu investieren und das auch tun. Aber alle außerhalb Bremens", sagt Bellinger. Was hier in der Szene los sei? Das sei ihnen nämlich nicht bekannt.

Bremer Handelskammer erstellt neuen Report für Gründerszene

Um künftig schnell Überblick über die Gründerlandschaft in Bremen zu geben, hat die Handelskammer einen neuen Report erstellt, der unter anderem die Akteure vor Ort und Finanzierungsmöglichkeiten vorstellt. "Wir wollen eine Aufbruchstimmung in Bremen erzeugen", sagt Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger. Es sei wichtig für den Standort, noch mehr junge Unternehmen – auch von außerhalb – für ihn zu gewinnen. "Wir brauchen zur Erneuerung und Modernisierung der Wirtschaft mehr kreative Start-ups", sieht es Fonger. "Dafür sind wir Feuer und Flamme." Ein gemeinsamer Austausch könne dabei helfen, um das Ziel für den Standort zu erreichen: Was brauchen junge Gründer? Welche Bausteine fehlen hier womöglich noch?

Und wie gelangte Jan Elsner zurück nach Bremen und zunächst nach Berlin? Der Gründer bekam anfangs ein Stipendium für Vorhaben aus der Wissenschaft. So konnten weitere Mitarbeiter eingestellt werden. Über dieses Stipendium war der Weg nach Berlin geebnet. Elsners Kontakte in die Hauptstadt wurden enger, er bekam zusätzliches Geld aus dem Vision Health Pioneers Incubator. Skinuvita brauchte jedoch eine weitere Finanzierung, weil es bisher noch keine eigenen Einnahmen gibt. So kam Bremen wieder ins Spiel. Über die Gründeranlaufstelle Starthaus wurden Kontakte zu Investoren vermittelt – und das mit Erfolg.

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Elsner ist froh, mit seinem Team wieder in der Hansestadt zu sein. Hier gebe es viele Vorteile für Gründer, man unterstütze sich gegenseitig: "Die Szene ist so klein, dass man sich immer wieder trifft." Und es gebe eben eine Reihe von Menschen, die bereit seien, Geld in junge Firmen zu investieren. "Es hat sich in den vergangenen Jahren viel getan." Aus Sicht des Unternehmensgründers hat der Standort eine gute Chance, Start-ups aus dem ganzen Nordwesten anzuziehen – vor allem in den Bereichen Social Entrepreneurship, Medizin und Lebensmittel sei Bremen gut aufgestellt.

Wir dürfen nicht immer nur von alten Pfeffersäcken und Kaufleuten reden.
Investor Stefan Bellinger

Stefan Bellinger war viele Jahre im Familienbetrieb Carbox tätig. Nun ist er als Investor aktiv, will insbesondere Bremer Start-ups in einer sehr frühen Phase unterstützen, "nicht nur als der Onkel mit viel Geld im Koffer", sagt Bellinger. Ihm gehe es auch darum, seine Erfahrung als Unternehmer weiterzugeben. "Ich kann den Gründern Dinge erzählen, die sie an der Uni nicht gelernt haben. Mir macht das Spaß."

Der Nachwuchs in der Wirtschaft sei von großer Bedeutung für den Standort. Die Gründer brächten mit ihren Unternehmen nicht nur Steuerkraft, sondern auch gesellschaftliches Leben in die Stadt zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sagt Bellinger. "Das ist Zukunft. Wir dürfen nicht immer nur von alten Pfeffersäcken und Kaufleuten reden. Das ist zwar alles wunderbar, aber die jungen Leute müssen nach vorne kommen. Und die müssen wir echt fördern." Die von der Handelskammer orchestrierte Start-up-Initiative sei darum wichtig.

Wie es Skinuvita zurück in Bremen heute geht? Eine medizinische Ethikkommission hat mittlerweile ihr Einverständnis gegeben, dass die Therapie an den ersten 30 Betroffenen in einer Studie getestet werden darf. Diese läuft unter anderem an den Derma Nord Hautarztpraxen in Bremen-Nord. Nach Elsners Angaben gibt es Lichttherapie für Menschen mit Hauterkrankungen seit gut 30 bis 40 Jahren. "Seitdem hat sich auf dem Gebiet nichts getan." Die Technik, die bei seinem Ansatz zu Hause benutzt würde, unterscheidet sich im Grunde genommen nur wenig von der Therapie in der Arztpraxis. Die App und ein Transponder an der Lampe machen das möglich.

Noch eine Finanzierungsrunde, dann dürfte Skinuvita es geschafft haben. "Wenn wir mehr Geld reinholen, als wir ausgeben, dann werde ich das erste Mal seit Jahren wieder richtig fest schlafen", sagt Jan Elsner.

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Bremer Förderprogramm

Bremen will Start-up-Gründern künftig stärker unter die Arme greifen. Der Senat hat dazu ein neues Förderprogramm beschlossen. Damit sollen Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen unterstützt werden. In den nächsten Monaten sollen sich die Gründer bewerben können. Bis 2025 liegt das Programmbudget bei rund vier Millionen Euro. Mittel aus einem Fonds der EU werden dafür eingesetzt.

Für jedes Vorhaben gibt es maximal 150.000 Euro Förderung. Das Wirtschaftsressort erwartet neun bis zwölf geförderte Projekte pro Jahr. "Start-ups sind Innovationstreiber für die etablierte Wirtschaft und schaffen und sichern Arbeitsplätze am Standort", äußerte sich Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) zum Programm. Es biete eine umfassende finanzielle Hilfestellung in der Aufbauphase. "Das ist neu und besonders – wir können hier von einem Quantensprung sprechen. Dadurch sollen weitere Wachstumsimpulse für den gesamten Wirtschaftsstandort Bremen entstehen", sagt Vogt. Das neue Programm habe das Potenzial, die Anzahl an Start-ups in Bremen zu verdoppeln. Die BAB ist als Förderbank für Bremen und Bremerhaven mit der Umsetzung beauftragt.

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