Bremen. Mit einem richtig kalten Winter rechnet Ende Januar niemand mehr. Bereits in den vergangenen Wochen hat der Einzelhandel unter den relativ milden Temperaturen gelitten: Dicke Pullis, Jacken und Stiefel gibt es noch reichlich. Doch das ist für die Geschäftsleute noch lange kein Grund, ihre Waren zu verschenken.
Von den wochenlangen frostigen Temperaturen des vergangenen Winters können Einzelhändler in diesen Tagen nur träumen. Sie bleiben seit Wochen auf ihren dicken Jacken, Pullis und Mützen sitzen. Als größten Ladenhüter haben sich kälteresistente Schuhe entpuppt. „Im Dezember wurden 50 bis 60 Prozent weniger Stiefel verkauft als im Vorjahr“, sagt Wolfgang Brakhane, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nordsee Bremen. Seit Wochen sollen Rabattaktionen auch in der Bremer Innenstadt den Verkauf noch ankurbeln. Am 30. Januar beginnt zudem der freiwillige Schlussverkauf.
„Was wir danach nicht verkauft haben, wird eingelagert und geht im Herbst wieder in den Verkauf“, erläutert Ursula Schulze von der Schuhhandlung Leyser in der Obernstraße. Schuhe, die bereits reduziert waren, bleiben das auch. „Alles andere entbehrt jeder Vernunft“, so Brakhane. Nach seiner Einschätzung ist es die teuerste Lösung, nicht verkaufte Ware einzulagern. Schließlich sei damit viel Geld gebunden, außerdem müssten die Händler Lagerflächen anmieten.
Deshalb versuchen sie seit rund zehn Jahren gegenzusteuern, indem sie von vornherein weniger Kleidung ordern. „Die Händler sind vorsichtig geworden“, schätzt Brakhane die Lage ein. Obwohl es einen offiziellen Winterschlussverkauf seit 2004 nicht mehr gibt, hält er ihn für unverzichtbar, um mit dicken Rabatten Platz in den Geschäften zu schaffen. Modeartikel, die dann noch übrig bleiben und nicht bis zur nächsten Wintersaison eingelagert werden sollen, gehen bei den großen Ketten in den Outlet-Verkauf. „Wir schicken die restliche Kleidung zurück an die Zentrale und dort wird dann entschieden, in welchen unserer beiden Outlet-Shops sie kommt“, so Gönöl Gilizar, die bei Esprit in der Obernstraße arbeitet. Wie Karstadt mit Restposten umgeht, konnte der Pressesprecher auf Nachfrage von WESER-KURIER Online nicht sagen.
Übrig gebliebene Winterkleidung an bedürftige Menschen zu spenden steht bei den Einzelhändlern überhaupt nicht auf dem Programm. „Das sind doch keine zerbeulten Dosen! Keine Waren mit Mängeln. Ware abzuschreiben ist das Letzte, was ein Händler tut“, so Brakhane.