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Handelskammer Bremens Wirtschaft behauptet sich in der Krise

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine befürchteten viele das Schlimmste für die Bremer Wirtschaft. Jetzt zog die Handelskammer eine erste Bilanz für das vergangenen Jahr.
01.03.2023, 14:30 Uhr
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Bremens Wirtschaft behauptet sich in der Krise
Von Christoph Barth
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Die bremische Wirtschaft ist vergleichsweise gut durch das Krisenjahr 2022 gekommen. Auch für das laufende Jahr sind die Erwartungen wieder etwas positiver als in den vergangenen Monaten. Das stellt die Handelskammer in ihrem Jahresbericht fest. "Wir haben hier unverändert einen starken Wirtschaftsstandort, und das müssen wir auch nach außen signalisieren", sagte Kammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch.

Hat der Ukraine-Krieg der bremischen Wirtschaft geschadet?

Die Hoffnung auf einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung nach dem Ende der Corona-Pandemie zerschlug sich am 24. Februar 2022 mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Neben den durch den Krieg gekappten Handelsbeziehungen machten sich vor allem die zeitweilig explodierenden Energiekosten negativ bemerkbar. "Das hat bei einigen Unternehmen Existenzängste ausgelöst", sagte Dubbers-Albrecht. Trotzdem wuchs die bremische Wirtschaft laut Bericht im ersten Halbjahr um fünf Prozent und damit stärker als der Bundesdurchschnitt. Für das zweite Halbjahr liegen den Angaben zufolge noch keine Zahlen vor, Kammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger geht jedoch davon aus, dass es auch da "relativ gut gelaufen" ist.

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In welchen Branchen lief es besonders gut, in welchen nicht?

Die Industrie hatte nach Corona-Tiefs und ruckelnden Lieferketten einiges aufzuholen und legte laut Bericht beim Umsatz um ein Drittel zu. Vor allem der Fahrzeug- und Flugzeugbau – also Mercedes oder Airbus und deren Zulieferer – trugen dazu bei. Auch Hotellerie und Gastronomie profitierten den Angaben zufolge vom Ende der Corona-Maßnahmen. Im Einzelhandel dagegen blieb die Stimmung demnach gedrückt. Verkehrs- und Logistikwirtschaft kämpften weiter mit den Verwerfungen im Welthandel, im Hafen ging der Umschlag um acht Prozent zurück.

Ist die Energiekrise gelöst?

Die Verfügbarkeit von Energie sei dank der richtigen Maßnahmen der Bundesregierung gesichert, sagte Dubbers-Albrecht. Die hohen Kosten bleiben für viele Unternehmen aber ein Problem. "Hier brauchen wir mehr gezielte Maßnahmen zur Unterstützung, weniger die Gießkanne", forderte der Präses. Norddeutschland habe durch den Umbau der Energieversorgung eine große Chance. Wenn künftig mehr Offshore-Windparks Strom und Wasserstoff produzierten, könne das die Küstenregion stärken: "Die Industrie zieht dorthin, wo die Energie produziert wird", sagte Dubbers-Albrecht.

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Tut die Bremer Politik aus Sicht der Wirtschaft das Nötige zur Unterstützung?

Hier ist die Liste der Beschwerden lang. Ganz oben steht zurzeit der Ausbildungsfonds, in den alle Unternehmen einzahlen sollen. Ein Dauerbrenner sind auch die Schulen und die Verkehrspolitik. "Ärgerlich und schlimm" sei etwa die Situation am Wall, sagte Dubbers-Albrecht, wo eine "Premium-Radroute" gebaut werde, die überflüssig sei, weil es bereits einen Radweg gebe. Auch der mit 2,5 Milliarden Euro gefüllte Klimafonds des Senats gehe das Problem von der falschen Seite an: "Man muss doch erst Projekte mit einem hohen Kosten-Nutzen-Faktor identifizieren – zum Beispiel die Umrüstung des Hüttenwerks auf grünen Stahl – und dann sehen, wie man das finanziert", sagte Hauptgeschäftsführer Fonger. "Der falsche Ansatz ist es, erst das Geld zur Verfügung zu stellen und dann zu überlegen, was man damit anfängt."

Wie sind die Aussichten für 2023?

Die Gefahr einer schweren Rezession ist gebannt, glaubt man bei der Handelskammer. Der Dachverband DIHK rechnet mit einer Konjunkturentwicklung von plus/minus null. Fonger geht für das Land Bremen von einem leichten Plus aus. "Die Geschäftserwartungen unserer Unternehmen sind wieder etwas positiver", sagte er.

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