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Konjunkturbericht Bremens Wirtschaft vor dem Abschwung

Noch läuft die bremische Wirtschaft einigermaßen rund. Doch die Aussichten sind eher düster. Vor allem zwei Entwicklungen beunruhigen die Konjunkturforscher der Handelskammer.
25.10.2022, 17:49 Uhr
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Bremens Wirtschaft vor dem Abschwung
Von Christoph Barth
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Die Bremer Wirtschaft steht vor einem Abschwung. Das befürchtet die Handelskammer nach der jüngsten Befragung ihrer Mitgliedsunternehmen. Während die Geschäfte zurzeit noch recht gut laufen, deuten zwei Entwicklungen auf eine Verschlechterung hin: Die Unternehmen sind vorsichtiger bei Neueinstellungen geworden und sie fahren die Investitionen zurück. "Beides ist ein Indiz für einen bevorstehenden Abschwung", sagt Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer.

Wie läuft das aktuelle Geschäft?

Trotz Krieg, Inflation und Energiekrise immer noch "leicht positiv", stellt die Kammer in ihrem Konjunkturreport für den Herbst fest. Für den Bericht befragt die Handelskammer viermal im Jahr ihre Mitglieder nach deren geschäftlicher Lage und den Erwartungen für die kommenden Monate. Vor allem die Verkehrs- und Logistikbranche zeigt sich mit der aktuellen Lage zufrieden – es gibt reichlich Fracht zu transportieren. Auch die Hotels sind zurzeit noch gut belegt, allerdings hat sich die Buchungslage gegenüber der letzten Befragung im Sommer schon wieder verschlechtert. Und der Einzelhandel merkt bereits jetzt, dass den Kunden das Portemonnaie nicht mehr so locker sitzt. Im Bericht heißt das: "deutlicher Rückgang der Konsumneigung". Auch in der Industrie ist die Stimmung mittlerweile umgeschlagen, weil die Erträge zurückgehen und weniger neue Aufträge eingehen.

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Wie sind die Erwartungen für die Zukunft?

Hier wird es düster, und zwar in allen Branchen. Ob Industrie oder Baugewerbe, Handel oder Dienstleistungen: Alle erwarten in den kommenden Monaten eine Verschlechterung ihrer Geschäfte. Und das zieht den Geschäftsklimaindex – die "Fieberkurve" der bremischen Wirtschaft – weiter in die Tiefe: Gemessen wird er in Punkten; der Durchschnitt lag in den letzten zehn Jahren bei 106. Zu Beginn der Corona-Krise stürzte er auf ein Allzeittief von 40 Punkten ab. Als das Schlimmste überstanden schien, schnellte der Index auf über 120 empor. Seit einem Jahr jedoch ist er wieder im freien Fall – auf nunmehr 68 Punkte, den zweitschlechtesten Wert bislang.

Was sind die Gründe für die negativen Erwartungen?

Am meisten Sorgen bereiten den Unternehmen die rasanten Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. Die Industrie befürchtet zudem, bei einer Gasknappheit im Winter zuerst vom Netz genommen zu werden. Schon bei einer Drosselung der Gasmenge um ein Viertel müsste mehr als die Hälfte der befragten Betriebe nach eigenen Angaben die Produktion einstellen. Beim Einzelhandel kommen die hohen Energiepreise vor allem in Form der mangelnden Kauflaune der Kunden an: "Wenn ich nicht weiß, ob ich meine Gasrechnung im Winter noch bezahlen kann, gebe ich kein Geld aus", fasst Handelskammerchef Fonger das Dilemma zusammen. Das Baugewerbe wiederum drücken die steigenden Zinsen, die die Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation verhängt haben: So manches Bauvorhaben bleibt dabei auf der Strecke, so dass die Baufirmen weniger Aufträge verzeichnen.

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Wie reagieren die Firmen auf die Krise?

Im produzierenden Gewerbe gelingt es gut zwei Dritteln der befragten Unternehmen, die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben – was die Inflation weiter anheizt. 18 Prozent der Unternehmen haben allerdings bereits ihre Produktion gedrosselt. Und anders als noch bei der Befragung im Sommer registriert das Konjunkturbarometer der Handelskammer jetzt auch eine Zurückhaltung bei Personal- und Investitionsplänen. "Die Unternehmen halten ihr Personal an Bord, reduzieren aber die Neueinstellungen", fasst Fonger die Lage zusammen. "Wir erwarten dadurch auch Auswirkungen auf den Bremer Arbeitsmarkt."

Was muss jetzt getan werden?

Aus Sicht der Handelskammer kommt es vor allem auf klare Ansagen seitens der Politik und der Europäischen Zentralbank an: "Die Verbraucher und die Unternehmen müssen wissen, was auf sie zukommt", sagt Fonger. "Die Energiepreise werden höher sein, aber sie müssen vor allem kalkulierbar sein." Und die Zentralbank müsse deutlich machen, dass die Geldwertstabilität mittelfristig wieder ihre höchste Priorität sei.

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