Nutzer der Lidl-App haben bei einem Vergleich der verschiedenen Bonusprogramme in den ersten sieben Wochen des Jahres 2023 am meisten Geld eingespart. Das hat ein Vergleich des Unternehmens Smhaggle ergeben. Dazu hat die Firma knapp 500.000 Kassenbons ausgewertet, um so das Einsparpotenzial zu erfassen. Dieses war für die Nutzer von Payback oder der Deutschlandcard deutlich niedriger. Der Geschäftsführer von Smhaggle, Sven Reuter, sagte dem "Handelsblatt": "Der Effekt für den Kunden ist nur minimal."
Wie funktioniert Payback?
Gerade der Vergleich von Payback und der Lidl-App zeigt, wie unterschiedlich die Rabattierung funktioniert. Wer zum Beispiel bei Rewe oder dessen Discounter-Tochter Penny Paybackpunkte sammelt, erhält pro zwei Euro Einkauf einen Punkt. Zum Sammeln zeigt er seine Payback-Karte oder die Handy-App. Ein Punkt entspricht einem Cent. Bei zwei Euro bedeutet das also ein halbes Prozent Rabatt. Payback verschickt per Post oder über die App immer wieder mal Coupons, die einem fünffache oder sogar zehnfache Punkte geben. Zehnfache Punkte bedeuten umgerechnet fünf Prozent Rabatt. In den vergangenen Wochen kam es immer wieder vor, dass man über Payback beim Drogerie-Unternehmen dm zwischen 7,5 Prozent und elf Prozent einsparen konnte. Hier steht dm wiederum in Konkurrenz zur Rossmann-Kette, die über ihre eigene Handy-App Coupons einspielt, mit denen man an der Kasse zehn Prozent Rabatt erhält.
Die Punkte bei Payback kann man irgendwann in Prämien einlösen oder sie zum Zahlen an der Kasse bei Rewe, Penny, dm und anderen beteiligten Unternehmen des Rabattprogramms einsetzen. Rewe hat angekündigt, Ende 2024 bei Payback auszusteigen. Daraufhin hat Edeka angekündigt, Partner von Payback zu werden. Bei der größten Handelskette und seiner Discounter-Tochter Netto können die Kunden momentan Punkte per Deutschlandcard sammeln.
Wie kommt es zu den hohen Prozenten bei Lidl?
Die Lidl-App setzt auf direkte Rabatte. Auf dem Smartphone können die Nutzer Gutscheine freischalten, mit denen sie durchaus 50 Prozent Nachlass erhalten, indem sie etwa bei einer Packung Eis der Eigenmarke eine zweite kostenlos dazu erhalten. Manchmal gibt die App einem auch einen Artikel gratis, sobald innerhalb des Monats eine bestimmte Einkaufssumme erreicht wird. Und nach jedem Einkauf erscheint in der App ein Rubbellos mit einem weiteren Rabattcoupon. "Der Kunde hat ein direktes Erfolgserlebnis", beschreibt Christian Feddersen, Marketing-Professor von der Hochschule Bremen, den Vorteil. Bei Payback müssten die Kunden dagegen die Punkte über einen längeren Zeitraum sammeln, um an eine Belohnung zu kommen.
Wie sehr geht es den Handelsketten um Belohnung?
Die Handelsketten nutzen die diversen Apps und das Punktesammeln zur Kundenbindung, aber auch zur Datenrecherche. So erfassen die Unternehmen direkt, was der Kunde kauft. Marketingprofessor Feddersen sagt: „Damit können die Händler auf ein Eins-zu-eins-Marketing setzen, wie es die Onlinehändler sowieso schon machen. Mit den gesammelten Einkaufsdaten können sie maßgeschneiderte Angebote machen.“ So kann Lidl also zum Beispiel ganz gezielt ein bestimmtes Eis anpreisen und erfährt unmittelbar die Resonanz. Payback und die Deutschlandcard spielen auf ihren Apps oder per Post Coupons aus, mit denen man mehr Punkte auf einmal sammeln kann, zielen bei den Lebensmittelhändlern aber nicht auf bestimmte Artikel ab. Andere Handelsketten sind inzwischen dem Beispiel Lidls gefolgt und haben eine eigene Rabatt-App aufgelegt.
Seitdem Lidl mit seiner Rabatt-App für das Smartphone im September 2020 bundesweit an den Start ging, wurde die App allein für Android-Smartphones mehr als 50 Millionen Mal heruntergeladen. Das bedeutet allerdings nicht, dass mehr als 50 Millionen Menschen die App nutzen. Denn Löschungen werden nicht gezählt. Bei Edeka oder Rewe wurde die App bisher mehr als eine Million Mal heruntergeladen.
Was ist mit der Deutschlandcard?
Die Deutschlandcard schneidet bei dem Vergleich der Bonusprogramme am schlechtesten ab. Demnach lag die Ersparnis für die Nutzer beim gesamten Lebensmitteleinkauf bei lediglich 0,14 Prozent. Geht es nur um Lebensmittel, sparen Payback-Nutzer 0,39 Prozent ein. Bei der Karte von Kaufland, Teil der Schwarz-Gruppe, lag die Ersparnis bei 1,1 Prozent. Lidl-Nutzer kamen auf 1,6 Prozent Rabatt.
Wovor warnen die Verbraucherzentralen?
Die Verbraucherzentralen mahnen immer wieder, sich klar zu machen, welche Daten man als Kunde durch die Nutzung dieser Apps preisgibt. Jeder Nutzer solle sich gut überlegen, ob der jeweilige Einsparnutzen groß genug ist, während er sich gleichzeitig für die Supermarktketten zum gläsernen Kunden macht.