Mit den Minuszinsen werden Banken und Sparkassen und damit auch ihre Kunden noch einige Jahre leben müssen. Deshalb werden die Geldinstitute kreativ, wie sie den Verbrauchern einen Mehrwert bieten können, um auf diese Weise die Kunden an sich zu binden. Das Zauberwort dazu lautet "beyond banking" - übersetzt sinnngemäß: "über das Bankgeschäft hinaus".
Rabattkarten kennen die Verbraucher längst durch Payback oder die Deutschlandcard. Zwecks Kundenbindung greifen die Geldhäuser diesen Gedanken auf und bieten für die Girocard oder die Kreditkarte ähnliche Rabatte.
Die Geldinstitute sind auf diesem Feld unterschiedlich weit, entdecken aber den Nutzen. Als Ziel soll am Ende stehen, dass der Kunde bequem beim Onlinebanking eine Reise buchen oder den Termin beim Friseur reservieren kann. Oder er kann darüber einen Handwerker für Arbeiten beauftragen. Dafür braucht es eine entsprechende Plattform, und die soll nun für die Volksbanken geschaffen werden. Marija Kolak, die Präsidentin des Genossenschaftsverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), sagte dazu dem "Handelsblatt": "Wir wollen ein erweitertes Ökosystem aufbauen. So können Genossenschaftsbanken vor Ort auch in einer immer digitaleren Welt alltagsrelevant für ihre Kunden bleiben. Die Priorität bei dem Vorhaben ist, Kontakt und Schnittstelle zu den Kunden abzusichern."
Dienstleistungen rund ums Bauen seien ja naheliegend. Ebenso könne es auch möglich sein, darüber einen Platz im Seniorenheim zu buchen. "Auch Dienstleistungen rund um Gesundheit und Pflege könnten Teil des Ökosystems werden", ergänzte Kolak. Grundlage dafür soll der persönliche Immobilien-Assistent PIA sein, der jetzt schon rund ums Bauen Beratung und Gutachter im Portfolio hat. Bis 2023 sollen die Angebote erweitert werden.
Der Vorstandsvorsitzende der Bremischen Volksbank, Ulf Brothuhn, befürwortet diesen Schritt: "Wir werden uns das genau anschauen und die Entwicklung verfolgen." Denn er und sein Vorstandskollege Detlev Herrmann haben bereits seit längerem die Idee, ihren Kunden solche Mehrwerte zu bieten, wo es sinnvoll erscheint: Es könnte zum Beispiel ein Rasenmäher sein oder ein Hochdruckstrahler, den sich die Kunden vergünstigt oder vielleicht sogar kostenlos ausleihen können. Weil aber die eigentlichen Bankdienstleistungen Vorrang haben, ist es bisher bei der Idee geblieben. Die Plattform des Genossenschaftsverbands könnte bei der Verwirklichung helfen.
Die Sparkassen verfügen bereits über eine Plattform, die sich in der Zukunft beliebig ausbauen lässt. Unter dem Dach der DSV-Gruppe - DSV steht für Deutscher Sparkassenverlag - existiert seit einigen Jahren das Sparkassen-Mehrwertportal. Den insgesamt 376 regionalen Geldinstituten ist es selbst überlassen, ob sie sich daran beteiligen wollen. Wenn eine Sparkasse ans Mehrwert-Portal angeschlossen ist, können sich Kunden mit Girocard oder Kreditkarte dort anmelden und erhalten Rabatte. Von der Kaufsumme erhalten sie einen bestimmten Prozentsatz als "Cashback". Der kann bis zu sieben Prozent hoch sein und wird den Kunden meist einmal monatlich auf das Konto überwiesen.
Das Mehrwert-Portal arbeitet hier inzwischen mit mehr als 5000 Online-Shops und stationären Händlern aus der Region zusammen. In Bremen und umzu beteiligt sich zum Beispiel die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) daran. "Für die Unternehmen, die sich dafür registrieren, hat das Verfahren einen echten Kundenbindungseffekt. Gerade in diesen Zeiten zeigt sich doch, wie wertvoll Kundenbindung sein kann. Zudem belegen Untersuchungen, dass Geld-zurück-Vorteile die Kauflust fördern und aus Kunden zunehmend Stammkunden machen", sagt LzO-Sprecherin Julia Timling.
Damit will die LzO laut der Sprecherin die regionalen Geschäfte stärken und mit dafür sorgen, dass die Kaufkraft vor Ort bleibt. Bäcker machen ebenso mit wie Friseure. Dort gibt es dann Rabatt auf den Haarschnitt. Timling verspricht: "Für die teilnehmenden Unternehmen entstehen keinerlei Fixkosten oder sonstige Gebühren. Und es gibt noch einen interessanten Nebeneffekt: Mit jeder kontaktlosen Zahlung, die komfortabel und sicher ist, reduzieren die Unternehmen die Kosten einer aufwendigen Bargeldhaltung."
In anderen Regionen Deutschlands gibt es sogar Anbieter von Fertighäusern, bei denen es einen Anteil des Kaufpreises zurück aufs Konto gibt.
Wer als Kunde der Sparkasse Bremen eine Kreditkarte hat, kann sich ebenso bei dem Mehrwert-Portal anmelden. Für sie gibt es das Cashback aber vor allem für Online-Anbieter und nicht für stationäre Händler in Bremen vor Ort. Die Sparkasse Bremen setzt da eher allgemein auf Services rund um das Thema Sicherheit oder Vergünstigungen in Museen. Die Oldenburgische Landesbank bietet ihren Kunden Rabatte bei Online-Händlern. Unter den Genossenschaftsbanken arbeiten bereits einige zusammen an einer eigenen Plattform. Sie wollen laut "Handelsblatt" bereits im kommenden Jahr damit starten und nicht bis 2023 warten.