Nach Rewe werden wohl weitere Unternehmen dem Bonusprogramm Payback den Rücken kehren. Davon geht Marketingprofessor Christian Feddersen von der Hochschule Bremen aus: „Durch die Digitalisierung sind Handelsketten inzwischen in der Lage, ihre eigenen Daten zu generieren, die sie selbst nutzen wollen.“ Payback selbst sammelt zwar auch die Daten der Kunden, doch laut „Lebensmittelzeitung“ ist Rewe nicht mehr bereit, dafür die bisherigen Summen an Payback zu zahlen. Deshalb beendet die Handelskette Ende kommenden Jahres die Kooperation mit dem Punktesammler aus München und setzt in Zukunft auf die eigene App.
Wie viel lässt sich mit Kunden-Apps sparen?
Nicht nur Rewe und Penny, sondern auch die Konkurrenten wie Lidl mit Kaufland, Aldi oder Edeka mit Netto räumen den Kunden in ihren Apps mit manchen Gutscheincoupons inzwischen mehr Rabatte ein, als es Payback per Karte oder App ermöglicht. So bietet zum Beispiel die Rossmann-App regelmäßig zehn Prozent Rabatt. Wer im Dezember an einem bestimmten Tag mit der Netto-App für mindestens 50 Euro eingekauft hatte, erhielt an jedem Sonnabend im Januar zehn Euro Rabatt bei einem Einkauf von mindestens 40 Euro.
Dieses direkte Erfolgserlebnis sei bei Payback, dem Konkurrenten Deutschlandcard oder dem Lufthansa-Bonusprogramm Miles & More so nicht zu erkennen, urteilt Feddersen. Da müssen die Konsumenten erst eine ganze Zeit sammeln, bis sie die Punkte in eine Wunschprämie eintauschen können. Bei Payback erhalten die Nutzer bei Rewe und vielen anderen Anbietern einen Punkt für zwei Euro Umsatz. Das entspricht einem Rabatt von 0,5 Prozent. Die Bezahlfunktion, die Payback per App bietet, haben inzwischen auch andere Händler-Apps eingebaut.
Welchen Vorteil haben die Händler durch eigene Apps?
„Die Händler können durch die Apps ihren Kunden ja auch wesentlich besser kennenlernen“, sagt Christian Feddersen. Mit den Apps sammeln sie Einkaufsdaten. Der Marketingprofessor sagt: „Damit können die Händler auf ein Eins-zu-eins-Marketing setzen, wie es die Onlinehändler sowie schon machen. Und das ist gerade der Trend. Mit den gesammelten Einkaufsdaten können sie maßgeschneiderte Angebote machen.“ Laut Feddersen wollen die Lebensmittelhändler auf diese Weise die eigene Marke stärken. So versucht zum Beispiel das Einkaufscenter Dodenhof seit mehr als 20 Jahren, mit einer eigenen Kundenbonuskarte Bindung zu schaffen – über Sammelpunkte und unterschiedliche, gezielte Angebote an die Kundschaft. Für Rewe gibt es einen weiteren Grund für die App: Mitte des Jahres schafft der Händler Papierprospekte ab und möchte die Kunden in Zukunft trotzdem erreichen.
Wer hat sich noch von Payback verabschiedet?
Bereits im vergangenen März sagte die Möbelkette Jysk zu Payback adieu, nachdem sie sich auch vom alten Firmennamen „Dänisches Bettenlager“ verabschiedet hatte. Die Möbelkette hält den Kundenkontakt per Newsletter.
Wie lassen sich im Internet Rabatte sammeln?
Seit einigen Jahren gibt es im Internet sogenannte Cashback-, also Geldzurück-Apps, wie beispielsweise Shoop. Wer sich dort anmeldet, klickt von dort weiter zum Onlinehändler, bei dem er einkaufen möchte. Für einen neuen Strom- oder Gasvertrag verdient man über Shoop 15 Euro, die man sich später auszahlen lassen kann.
Was sagen Verbraucherschützer?
Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass man durch die Nutzung der Apps den Händlern große Einblicke in sein Konsumverhalten gewährt. Ob es die Rabatte wert sind, die man erhält, muss jeder für sich wissen.
Welches ist das älteste Kundenbindungsprogramm?
Bereits 1960 setzte das ehemalige Versandhaus Quelle auf „Sammelbesteller“: Die erhielten drei Prozent Rabatt und nahmen die Katalogbestellungen aus der ganzen Nachbarschaft an. Ikea führte 1983 in Deutschland seine Family-Card ein. Das schwedische Möbelhaus gewährt den mehr als zwölf Millionen Nutzern ein kostenloses Heißgetränk im Restaurant, außerdem sind die Einkäufe für den Transport nach Hause versichert.