Über dem Schreibtisch am Empfang hängt noch das Stromkabel für die Lampe herunter, und links und rechts in den Gängen steht noch der eine oder andere Umzugskarton. Aber seit einer Woche nun residiert der Software-Anbieter Nevaris in seinen neuen Büros in der Bremer Airport-Stadt im Europa-Center. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Software für Architekten und Bauunternehmen für alle – vom kleinen Betrieb bis zum großen Konzern.
60 Mitarbeiter belegen ab jetzt eine komplette Etage. Bei Sitzungen im großen Konferenzraum haben sie nun einen traumhaften Blick auf die Landebahn des Bremer Flughafens. Mit dem Umzug hat Nevaris den bisherigen Standort Achim aufgegeben. Das hat verschiedene Gründe, wie Nevaris-Geschäftsführer Daniel Csillag erläutert. Es liege nicht nur daran, dass viele der Mitarbeiter in Bremen wohnen: "Wir sind auf der Suche nach einem vorzeigbaren Standort gewesen. Denn unsere Kunden arbeiten in repräsentativen Büros, so wollen auch wir entsprechend einen repräsentativen Standort haben."
Am neuen Standort können die Mitarbeiter nun Kunden empfangen, von denen diverse auch per Flugzeug nach Bremen kommen. Immerhin nutzen die 400 größten Bauunternehmen in Deutschland mehrheitlich die Nevaris-Software. Gleichzeitig gehe es Nevaris auch um den Zugang zu neuen Mitarbeitern, und das sei für das Software-Unternehmen in Bremen einfach besser möglich.
In puncto Mitarbeiter-Nachwuchs sind es ja rein räumlich von der Hochschule bis zur Airport-Stadt mit der Straßenbahn nur zehn Minuten. So ist im neuen Büro auch ausreichend Platz für zusätzliche Kollegen. Geschäftsführer Csillag sagt: "In den vergangenen Jahren wuchs unser Unternehmensumsatz kontinuierlich um rund zehn Prozent pro Jahr auf über 20 Millionen Euro. Diesen Trend wollen wir in Bremen fortführen."
Ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl
Nevaris hat neben der Hansestadt noch Standorte in Berlin, Karlsruhe und Salzburg und beschäftigt im deutschsprachigen Raum insgesamt 160 Mitarbeiter. Achim als Standort hatte historisch Gründe, weil das bereits der Sitz des Bausoftware-Entwicklers Henke und Partner war. Die Firma wurde vor knapp 20 Jahren mehrheitlich vom Nevaris-Mutterkonzern Nemetschek übernommen.
Mit dem Umzug auf die insgesamt 1700 Quadratmeter nach Bremen gehe es auch darum, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl für die Mitarbeiter zu schaffen. Im alten Gebäude in Achim arbeiteten diese verteilt in zwei Etagen, verzweigt über mehrere Gänge. Nun gibt es einen Sozialraum mit Kaffeeautomat, wo sich die Mitarbeiter aus den verschiedenen Abteilungen automatisch mehr über den Weg laufen – anders als vorher.
Bremens Wirtschaftsstaatsrat Ekkehart Siering sagt mit einem Lächeln angesichts der Büros in der sechsten Etage: "Es gibt also noch fünf Etagen, die man nach unten wachsen kann." Und was zusätzliche Mitarbeiter angeht, ergänzt Siering: "Wir haben in Bremen eine hervorragende Hochschullandschaft. Es gibt viele Absolventen, die in den Markt drängen."
Der Besuch von Staatsrat Siering zeigt auch, welche Bedeutung das für Bremen hat. Andreas Heyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), sagt: "Mit Nevaris begrüßen wir innerhalb der vergangenen zwei Monate bereits das zweite Unternehmen, das sich aus dem Umland hier im Europa-Center ansiedelt." Seit April residiert hier auch das Team Beverage mit seinen 90 Beschäftigten. Das Unternehmen ist ein Dienstleister für die Getränkebranche.
Für Unternehmen in der Größenordnung wie Nevaris seien noch Büroflächen am Airport vorhanden. "Was die Gewerbeflächen angeht, stoßen wir hier an unsere Grenzen", sagt Staatsrat Siering dem WESER-KURIER. Das bezieht sich auf Gewerbeflächen, die ein Unternehmen erwerben möchte. So seien die derzeitigen Flächenvorräte am Flughafen nahezu erschöpft.
Im vergangenen Jahr wurde zusätzlicher Platz für Unternehmen vor allem an der Hansalinie geschaffen, aber auch in der Überseestadt und im Güterverkehrszentrum. Die Unternehmen aus dem Umland, die sich 2017 für Bremen entschieden, stammen mehrheitlich aus dem Dienstleistungsbereich, der IT-Branche sowie der Zulieferbranche.