Wer Glück hat, der erbt ein Haus und kann darin – nach ein paar Umbauten – selber wohnen. Für die meisten Familien jedoch stellt sich eher die Frage: Weiter Miete zahlen? Oder lohnt sich der Hauskauf? In der Regel heißt das, einen Kredit aufzunehmen, also Schulden zu machen. Kann man langfristig trotzdem Geld dabei sparen? Eine erste Antwort können Vergleichsrechner im Internet geben, die die Kosten für die Miete dem Zins und der Tilgung gegenüberstellen.
Wer im Internet nach "Vergleichsrechner mieten kaufen" sucht, stößt auf Angebote im Dutzend. "In erster Linie sollen damit natürlich Kunden angelockt werden", sagt Roland Stecher von der Verbraucherzentrale Bremen. Auf das Berechnungsergebnis folgt umgehend das Finanzierungsangebot. Stecher rät nicht generell davon ab, die Vergleichsrechner einmal auszuprobieren, um ein Gefühl für eine Baufinanzierung zu bekommen. "Aussagekräftig werden die Zahlen aber erst, wennn man mit der Bank drüber spricht", mahnt er.
Familie Kaufmann sucht ein Haus
Stellen wir uns zum Beispiel die Bremer Familie Kaufmann vor: Vater, Mutter, eine Tochter; Kind Nummer zwei ist unterwegs. Die Eltern, beide Mitte 30, arbeiten im Technologiepark an der Uni. Noch leben sie in einer geräumigen Dreizimmerwohnung in Horn-Lehe, Kaltmiete 850 Euro. Doch zu viert könnte es dort bald eng werden, haben sich die Kaufmanns überlegt. Also sieht sich die Familie nach einem Reihenhaus in ihrem Stadtviertel um. Für 300.000 Euro wäre etwas zu haben, entnehmen sie den Immobilienanzeigen, 125 Quadratmeter, mit einem kleinen Garten.
Dank einiger Ersparnisse und einer kleinen Erbschaft haben die Kaufmanns 50.000 Euro, die sie in den Hauskauf investieren könnten. Aber reicht das? Mit ihren Zahlen auf dem Zettel machen sie sich im Internet auf die Suche.
1. Versuch: Dr. Klein
Ganz oben in die Abfrageergebnisse der Suchmaschine hat es der Vergleichsrechner eines deutschlandweit tätigen Finanzberaters geschafft. Dr. Klein gehört – wie die meisten Anbieter im Netz – zu jenen Finanzdienstleistern, die mit ihrem Service die Hoffnung verbinden, dem Kunden gleich ein passendes Angebot mitliefern zu können.
Die Seite ist übersichtlich aufgebaut und leicht zu verstehen. Gefragt wird nach der aktuellen Warmmiete, dem Preis der Immobilie und dem verfügbaren Eigenkapital. Der Zinssatz wird "anhand des aktuellen Marktzinses" angesetzt, kann aber auch von Hand eingegeben werden. Dazu kommen die regional gültigen Kosten: die Grunderwerbssteuer, Maklerprovision, Notarkosten und Grundbucheintrag. Auch die Instandhaltungs- und Nebenkosten einer Immobilie werden einkalkuliert.
Am Ende steht eine Prozentzahl: "Kaufen lohnt sich für Sie zu 59 Prozent." Hört sich nach einer klaren Sache an, ist es aber nicht: Denn bei 50 Prozent würden sich die Kostenvorteile und Kostennachteile laut der Erklärung im Abspann der Seite die Waage halten. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn man die Berechnung nur für zehn Jahre anstellt statt für 20. Oder wenn das Haus 350.000 Euro kosten würde und die Kaufmanns nur 10.000 Euro Eigenkapital beisteuern könnten.
So aber stehen laut Dr. Klein der effektiven Monatsmiete von 1400 Euro lediglich Baufinanzierungskosten von 960 Euro gegenüber. Der Button "Jetzt Finanzierungsvorschläge einholen" ist nur einen Mausklick entfernt.
2. Versuch: FMH
Die Seite der Finanzberatung FMH sieht schon etwas mehr nach einer komplexen Berechnung aus als die von Dr. Klein, fragt aber im Großen und Ganzen die gleichen Angaben ab. Den Sollzins kann man der Datenbank entnehmen oder – wenn man bei der Bank schon vorstellig geworden ist – von Hand einsetzen.
Das Ergebnis zeigt sich zunächst in Form zweier Kurven, die sich nach zwölf Jahren schneiden: Ab da ist die Immobilie abzüglich Restschulden den Berechnungen zufolge mehr wert als das angelegte Geld des Mieters. Nach 20 Jahren hätten die Kaufmanns mit ihrem Haus 17.300 Euro mehr Vermögen, als wenn sie das Geld angelegt und weiter Miete gezahlt hätten.
3. Versuch: Sparkasse Bremen
Als gute Bremer wollen die Kaufmanns auch den lokalen Anbietern eine Chance geben. Also suchen sie auf der Seite der Sparkasse Bremen nach einem Vergleichsrechner. Dieser ist anders aufgebaut als das, was sie bislang im Internet gefunden haben. So werden unter dem Button "Miet-/Kaufrechner" nur zwei Zahlen abgefragt: die bisherige monatliche Kaltmiete und das verfügbare Eigenkapital. Ergebnis: Wenn die Kaufmanns die 850 Euro Miete künftig für ihren Kredit ausgeben wollen, reicht es nur für eine Immobilie zum Kaufpreis von knapp 276.000 Euro.
Der benachbarte Budgetrechner verrät ihnen, was sie monatlich aufbringen müssten, um ihr 300.000-Euro-Reihenhaus finanzieren zu können: 920 Euro. Auch hier ist der Button "Finanzierung anfragen" gleich unter der Beispielrechnung, verbunden mit dem Hinweis: "Unsere Berater helfen Ihnen gerne weiter."