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Bremer Einzelhandel Wirkt das Aktionsprogramm Innenstadt?

Der Einzelhandel hat es wegen Pandemie und Kostendruck nicht leicht. Damit die Innenstädte nicht ausbluten, braucht es neue Konzepte. Bremen hat das Aktionsprogramm Innenstadt - wirkt es? Eine Zwischenbilanz.
18.10.2022, 05:00 Uhr
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Wirkt das Aktionsprogramm Innenstadt?
Von Eva Hornauer

Steigende Energiekosten und Umsatzausfälle infolge der Konsumflaute setzen den stationären Einzelhandel weiter unter Druck. Vor allem in den Innenstädten könnte sich das Ladensterben in den kommenden Monaten beschleunigen, fürchtet der Handelsverband Deutschland (HDE). Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Milliardenhilfen gegen hohe Energiekosten müssten deshalb auch den Einzelhändlern zugutekommen. „Ansonsten könnten wir ein Desaster in vielen Innenstädten erleben“, sagt ein HDE-Sprecher und mahnt: „Stirbt der Handel, stirbt die Stadt.“ Gerade in der Krise gelte es zudem, mit Investitionen gegenzusteuern.

Einer kürzlich vom HDE veröffentlichten Umfrage zufolge schränken sich bereits 60 Prozent der Verbraucher beim Einkaufen ein, und gut drei Viertel wollen in den kommenden Monaten den Gürtel enger schnallen. Erneut dürfte es den stationären Mode- und Bekleidungshandel treffen, der seit Jahren schwächelt.

Für die gesamte Branche stellt sich der HDE auf ein Umsatzminus von fünf Prozent im zweiten Halbjahr ein – und zwar im Vergleich zu dem bereits pandemiebedingt schwachen zweiten Halbjahr 2021. „In einzelnen Branchen liegt der Umsatz immer noch um bis zu 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau aus 2019“, sagt der Sprecher.

Innenstädte brauchen neue Konzepte

Doch wie lässt sich der Niedergang in den Innenstädten aufhalten, wenn Händler aufgeben müssen? Ideen dafür gibt es zahlreiche, ein auf alle Kommunen übertragbares Patentrezept aber nicht, so der HDE-Sprecher. Dafür seien die Gegebenheiten vor Ort – vom historischen Stadtkern einer touristisch geprägten Kleinstadt bis hin zur modernen Großstadt – zu unterschiedlich. Hinzu komme außerdem: „In der derzeitigen akuten Krise wird das alles noch ein Stück schwieriger. Die Geldtöpfe werden sicherlich erst einmal nicht voller“,  sagt der HDE-Vertreter. Wenn die Konzepte funktionieren sollten, müssten alle Akteure in den Kommunen zusammenarbeiten – von Rathausspitze über Stadtmarketing, Einzelhandel und Gastronomie bis zu kulturellen Anbietern sowie Bürgerinnen und Bürgern.

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Eva Stüber vom Kölner Institut für Handelsforschung hält eine stärkere Durchmischung aus Wohnen, Arbeiten, Handel, Kunst und Kultur, Gastronomie und Begegnung für das beste Rezept gegen die Krise. Der Lockdown mit monatelangen Schließungen habe gezeigt, dass die Innenstädte auch nicht-kommerzielle Aufenthaltsbereiche haben müssten. Mehr Kreativität sei gefragt, um lebendige Begegnungsorte zu erhalten.

Bremer Aktionsprogramm Innenstadt

Auch der Bremer Senat beschloss im Herbst 2020 ein Aktionsprogramm Innenstadt, um der City zu helfen. Dazu gehörten unter anderem Pop-up-Store-Wettbewerbe. Dabei war der Grundgedanke, leere Ladenflächen an Menschen mit besonderen Geschäftskonzepten zu vermitteln. Die Gewinner konnten ihre Ideen dann für mehrere Monate kostenfrei direkt in der Innenstadt ausprobieren.

„Unsere Herangehensweise stieß weit über Bremens Grenzen hinaus auf großes Interesse“, so Andrea Bischoff, Pressesprecherin der  Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Die WFB hatte das Aktionsprogramm umgesetzt. Mit diesem Projekt steht die Hansestadt im Finale des Europäischen Unternehmensförderpreises.

„Wir ziehen, was die Projekte zur Belebung der Innenstadt angeht, eine gemischte Bilanz“, sagt Olaf Orb, Innenstadtbeauftragter der Bremer Handelskammer. Einige Ideen wie die Wettbewerbe für Pop-up-Stores hätten gut funktioniert, so Orb, auch wenn nicht alle Läden nach der Förderung weiter bestehen blieben. „Die Bremer Innenstadt hat immer noch ihre Chancen, muss aber ihre Hausaufgaben machen“, sagt der Innenstadtbeauftragte. Dazu müsse die City attraktiver werden – vor allem auch für Jüngere.

Was kommt nach den Pop-up-Stores?

Auch Jens Ristedt, Vorsitzender der Bremer City-Initiative, blickt trotz der momentan schwierigen Gemengelage aus Pandemie, Energiekrise und Inflation optimistisch in die Zukunft. „Die Bremer Innenstadt verbirgt großes Potenzial“, sagt er. „Andere Städte sind auch von den Strukturveränderungen betroffen – in vielen Städten gibt es aber so etwas wie das Aktionsprogramm Innenstadt gar nicht, oder nicht in der Größenordnung wie hier in Bremen.“

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Um die Bremer Innenstadt in Zukunft attraktiver zu machen, brauche es auch Veranstaltungen. Die würden nämlich dafür sorgen, mehr Menschen in die City zu ziehen, meint Ristedt. „Bedingung für einen gut laufenden Einzelhandel in der Innenstadt ist, dass sich Menschen in der Innenstadt aufhalten.“ In diesem Zusammenhang gibt es für Bremen Grund zur Freude: Laut Zählungen der City-Initiative konnte sich die Innenstadt diesen Sommer über mehr Besucher freuen als vor der Corona-Pandemie.

Weitere Pop-up-Store-Wettbewerbe sind momentan nicht geplant. Dafür sind laut WFB aber ähnlich ausgerichtete Projekte in Planung, die den Einzelhandel langfristig unterstützen oder auch die Innenstadt attraktiver machen sollen.

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