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Insolvenzen und Konjunktur Bremische Wirtschaft besser als vermutet

Für 2022 verzeichnet Creditreform einen Anstieg der Insolvenzen von zehn Prozent. Und die aktuelle Konjunkturumfrage der Handelskammer zeigt eine leicht bessere Stimmung bei den Unternehmen als noch im Herbst
08.02.2023, 19:13 Uhr
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Bremische Wirtschaft besser als vermutet
Von Florian Schwiegershausen

Sowohl bei der Zahl der Insolvenzen als auch bei der aktuellen Konjunktur zeigt sich Bremens Wirtschaft robuster als noch im Herbst angenommen. Das geht aus den Daten der Bremer Handelskammer und der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. So stieg der Zahl der Insolvenzen im abgelaufenen Jahr um knapp zehn Prozent gegenüber 2021. In absoluten Zahlen bedeutet das: 2021 verzeichnete Creditreform 153 Firmenpleiten, 2022 waren es 168 Betriebe.

Auch wenn die Zahlen leicht gestiegen sind, stellt Peter Dahlke von Creditreform Bremen fest, dass dies unterhalb des Niveaus von 2019 und 2020 sei: "Die Unternehmen müssen sich unabhängig von Corona-Hilfen und anderen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wie der Energiepreisbremse am Markt eigenständig behaupten. Es kehrt wieder eine gewisse Form der Normalität ein, wozu auch Marktaustritte durch Insolvenzen gehören."

Der Großteil der Insolvenzen komme laut Creditreform vor allem aus dem Bereich Dienstleistungen. Doch auch das Baugewerbe verzeichne einen Anstieg der Firmenpleiten – zu den Gründen zählen die gestiegenen Materialpreise sowie die gestiegenen Bauzinsen. Letztere lassen viele Auftraggeber ihre Bauvorhaben überdenken.

Bessere Stimmung als im Herbst

Beim Blick auf die aktuelle Geschäftslage schätzen die Unternehmen in Bremen und Bremerhaven die Situation jedoch leicht besser als noch im Herbst ein, wie aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Bremer Handelskammer unter 342 Betrieben hervorgeht. Demnach war es die Entspannung auf dem Energiemarkt, die für eine positivere Stimmung sorgte.

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Im Vergleich zum Herbst 2022 zeigt sich das laufende Geschäft wieder etwas verbessert. Es bestehe die Hoffnung auf einen milderen Krisenverlauf als zunächst befürchtet. Aufgrund der weiterhin zahlreichen konjunkturellen Risiken fallen die Erwartungen für 2023 in der Summe dennoch negativ aus.

Bremische Industrie: Aktuelle Geschäftslage schlechter

Bei Investitionen und zusätzlichen Beschäftigten agieren die Unternehmen noch zurückhaltend, jedoch nicht mehr so restriktiv wie vor drei Monaten. Doch es gibt Branchen, die die Lage negativer sehen als im vergangenen Quartal: Dazu gehört die bremische Industrie. Das Baugewerbe und der Einzelhandel sind mit dem laufenden Geschäft, wie im Vorquartal, unzufrieden. Die übrigen Wirtschaftsbereiche melden eine überwiegend positive und im Vergleich zum Vorquartal auch verbesserte Geschäftslage.

Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger sagte: „Nach dem Höhenflug der Energiepreise brachte die leichte Entspannung auf den Energiemärkten zum Jahresende eine gewisse Entlastung. Zudem sorgte die Energiepreisbremse wieder für etwas größere finanzielle Planungssicherheit bei den Unternehmen in Bremen und Bremerhaven.“

Dennoch bleiben zahlreiche Risiken für die Unternehmen weiterhin bestehen. Vor allem in der Hotellerie und Gastronomie, in den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen, im Groß- und Außenhandel sowie im Baugewerbe überwiegen die negativen Erwartungen deutlich.

Insolvenzzahlen werden 2023 steigen

Creditreform wiederum sieht als Herausforderung für dieses Jahr neben den fehlenden Arbeitskräften, der Inflation und der Energiepreise auch weiterhin Probleme bei den Lieferketten. Damit haben vor allem produktionsintensive Unternehmen zu kämpfen. "Das belastet die Liquidität der Betriebe zusätzlich und kann abhängig von der Kapitalstärke und Finanzierungsstruktur schnell zu Zahlungsstörungen und schlimmstenfalls zur Insolvenz führen“, bewertet Peter Dahlke die aktuelle Situation. Er geht in Anbetracht der Herausforderungen von steigenden Insolvenzzahlen in diesem Jahr aus.

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Die Insolvenzzahlen für Bremen von 2022 darf man laut Dahlke auch nicht überbewerten. Denn die staatlichen Hilfsgelder seit 2020 wie Corona-Überbrückung, KfW-Kredite, Kurzarbeitergeld oder auch das zeitweise Aussetzen der Pflicht zum Insolvenzantrag hätten ihre Funktion erfüllt – auch die Energiepreisbremse. Das sei aber problematisch, weil es einen Eingriff in die Mechanismen der Marktwirtschaft bedeute. So dürfe man sich von den Insolvenzzahlen nicht zu sehr in die Irre führen lassen. „Klar ist jedoch, dass die sich nun überlagernden Krisen viele Unternehmen weiter unter Druck setzen“, sagte Dahlke abschließend.

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