Die derzeitigen Energiekosten bringen so einige Bremer Bäckereien und Fleischereien in Existenznot. Am Dienstagvormittag haben Bäckerinnungsmeister Peter Büser und Fleischerinnungsmeister Herbert Dohrmann auf Einladung der Handwerkskammer Einblicke in ihre Zahlen gegeben – in Anwesenheit von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Büser hat seine Bäckerei an der Osterholzer Landstraße: "Wenn im Januar die Rechnung kommt, was wir nachzahlen müssen und dazu die erhöhte neue monatliche Abschlagszahlung – also wenn die so ausfällt, wie die sich andeutet, dann weiß ich nicht, ob wir weitermachen können." Büser hat zwei Froster, ein Kühlhaus, einen Klimaschrank und eine Kühltheke: "Da können wir die Temperatur nicht niedriger drehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bäckern heizt er seine Öfen mit Öl. Doch auch das sieht alles andere als rosig aus: "Im November 2021 habe ich noch 86 Cent für den Liter Heizöl gezahlt inklusive Mehrwertsteuer. Jetzt wurde mir als Preis 1,86 Euro pro Liter genannt. Das ist eine Energiekostenfrage. Da sind jetzt andere gefordert, wir schaffen das nicht mehr."
Gerade erst hat die Bremer Bäckerinnung 150. Geburtstag gefeiert. Bremens Handwerkskammerpräses Thomas Kurzke war auf der Feier und sagte: "Da sind einige, die haben wirklich Existenzängste. Man hatte vorher sogar überlegt, die Jubiläumsfeier abzusagen." Der Obermeister der Bremer Fleischerinnung, Herbert Dohrmann ordnete die Situation ins große Ganze ein: "Dazu kommt der Fachkräftemangel und dann auch die Inflation, die für uns zu unheimlichen Preissteigerungen führt – doch letzteres konnten wir noch einigermaßen kompensieren, damit wir die gestiegenen Preise nicht eins zu eins an die Kundschaft weitergeben." Die Fleischerbetriebe müssen ständig kühlen, räuchern und auch kochen, da viele heutzutage einen Mittagstisch anbieten. "Wenn wir am Ende des Jahres normalerweise mit einem Gewinn zwischen fünf und zehn Prozent rechnen, dann wird der dieses Mal schon von der Inflation aufgefressen", führt Dohrmann weiter aus. In seinem Betrieb haben die Energiekosten bisher drei Prozent ausgemacht. Wenn das nun sechs Prozent und mehr seien, könne man sich ausrechnen, was da am Ende übrig bleibt: "Wenn da die Gaspreiserhöhungen dazukommen, dann steht da die eine oder andere Existenz auf dem Spiel."
Kunden kaufen weniger
Dabei merken Büser und Dohrmann gleichzeitig, dass weniger Kunden kommen. "Die warten erstmal ab, bis die ihre Energierechnung bekommen haben", sagt Büser und kann die Reaktion der Kunden auf die steigenden Preise nachvollziehen. Dohrmann mit seinen drei Standorten in Bremen-Nord und dem einen in der Vahr in der Berliner Freiheit sagt: "Gerade bei den Geschäften in Einkaufszentren merken wir, dass die Kunden weniger kaufen." An seinen angestammten Orten, die für sich allein stehen, merkt Dohrmann, dass ihm die Stammkunden auch jetzt die Treue halten.
Wirtschaftssenatorin Vogt sagte den Innungsmeistern ihre Unterstützung zu: "Ich bin nicht zufrieden mit den Entlastungspaketen der Bundesregierung – und das schon seit längerem." Sie spricht sich für eine Deckelung des Gaspreises beim Grundverbrauch aus – für Privatkunden und Betriebe. Als weitere Möglichkeit sieht die Senatorin eine Initiative im Bundesrat, zu der sie sich mit dem Senat abstimmen wolle und dann mit anderen Bundesländern. Als zusätzlichen Schritt sieht Vogt die Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis, aber das brauche Zeit und damit sei den Betrieben auf die Schnelle nicht geholfen. Sie wolle dem Bundeswirtschaftsministerium mit allen möglichen Mitteln Druck machen und sieht da auch den Bund in der Pflicht, bevor sich Bremen auf Landesebene Gedanken über wirtschaftliche Hilfen macht.
Vogt will Backstube besuchen
Vogt will außerdem Büser in seiner Backstube in Bremen-Osterholz besuchen, und sich vor Ort ein Bild von dem Familienbetrieb machen. Büser selbst ist 65 Jahre alt, sein Sohn ist mit im Betrieb: "Der ist 41 Jahre alt und will die Bäckerei weiterführen. Dazu kommen noch zwei Beschäftigte in der Bäckerei und im Verkauf neben seiner Frau noch zwei weitere Angestellte." Dohrmann wiederum sagte abschließend: "Die Entlastungspakete sind so gestrickt, dass ein Tönnies in Rheda-Wiedenbrück Wirtschaftshilfen bekommt, Dohrmann in Bremen aber nicht."